05.11.2018 16:38 Uhr

Sturm Graz trennt sich von Trainer Heiko Vogel

Heiko Vogels Amtszeit als Sturm-Trainer ist vorbei
Heiko Vogels Amtszeit als Sturm-Trainer ist vorbei

Die Ära von Heiko Vogel als Trainer von Sturm Graz ist nach nur zehn Monaten zu Ende. Der Deutsche muss nach dem mageren 1:1 zu Hause gegen Aufsteiger Wacker Innsbruck gehen.

Bundesligist Sturm Graz hat sich am Montag von seinem deutschen Cheftrainer Heiko Vogel getrennt. Der 42-Jährige wurde nach "eingehenden beratenden Gesprächen (...) mit sofortiger Wirkung dienstfrei" gestellt, teilte der Tabellenachte Montagmittag in einer Aussendung mit. Der bereits entthronte Cupsieger Sturm hat nur eines der vergangenen 14 Pflichtspiele gewonnen.

Vogel hatte sich zuletzt selbst die Rute ins Fenster gestellt, indem er sechs Punkte in den Liga-Heimspielen gegen Wacker Innsbruck und SKN St. Pölten gefordert hatte. Da aber gegen den Aufsteiger aus Tirol am vergangenen Samstag nur ein 1:1 gelang, war diese Vorgabe nicht mehr zu erreichen und die Ablöse des Trainers erwartet worden. Die kommenden Trainingseinheiten werden interimistisch von Günther Neukirchner und Joachim Standfest geleitet.

Sturm-Sportchef Kreissl erklärt die Trennung von Vogel

"Da die zuletzt großteils guten Leistungen nicht im Einklang mit den erreichten Resultaten stehen, befanden wir uns nach dem Innsbruck-Spiel vor einer außerordentlich schwierigen Entscheidung. Final haben wir uns aus mehreren Gründen dazu entschlossen, eine Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen", erklärte Sportdirektor Günter Kreissl.

"Das neue Ligaformat, durch welches viel früher in der Saison Druck entsteht, war ebenso Teil der Analyse wie der Wunsch aus der Situation von 'UItimatumspielen' herauszukommen", erläuterte Kreissl. "Am einfachsten darzulegen ist die Entscheidungsgrundlage aber damit, dass nur ein Sieg in einer Serie von 14 Bewerbsspielen wahrscheinlich für nahezu jeden Verein ein Problem darstellt und erst Recht für die Ansprüche des SK Sturm Graz."

Vogel war im Dezember 2017 von den Steirern verpflichtet worden, nachdem sein deutscher Landsmann und Vorgänger Franco Foda als österreichischer Teamchef bestellt worden war. Vogel betreute die "Blackies" in 38 Spielen, in denen es bei acht Remis jeweils 15 Siege und Niederlagen gab. Sein größter Erfolg mit dem Vizemeister der abgelaufenen Saison war der Cup-Sieg gegen Titelverteidiger und Serienmeister Red Bull Salzburg. Damit avancierte Vogel nach Ivica Osim und Foda erst zum dritten Trainer in der Sturm-Historie, der einen Titel holte.

"Die einstimmig getroffene Entscheidung war für uns keine einfache. Wir konnten mit Heiko einen tollen Saisonabschluss 2018 feiern. Der Cup-Sieg war das Sahnehäubchen. Für seine Arbeit, welche wir mit größtem Respekt achten, möchte ich mich herzlich bedanken. Als einer der wenigen Trainer, der einen Pokal mit dem SK Sturm in die Luft stemmen konnte, wird Heiko einen Fixplatz in der Sturmgeschichte haben", betonte deshalb Präsident Christian Jauk.

Heiko Vogel: "Vizemeistertitel und Cupsieg bleiben unvergesslich"

Ebenso vom Dienst freigestellt wurde der mit Vogel nach Graz gewechselte Spielanalyst Patrick Dippel. "Ich möchte mich bei der gesamten Sturm-Familie für die vergangenen elf Monate bedanken. Die Fans haben uns in dieser Zeit in erfolgreichen und weniger erfreulichen Momenten frenetisch nach vorne gepeitscht. Der Vizemeistertitel und vor allem der Cup-Sieg in Klagenfurt vor 27.000 großteils Sturm-Fans bleibt unvergesslich. Ich wünsche den Schwarz-Weißen viel Erfolg für die Zukunft", wurde Vogel in der Sturm-Aussendung zitiert.

Seine Freistellung bedeutete den bereits fünften Trainerwechsel in dieser Bundesligasaison. Mattersburgs Gerald Baumgartner musste im August gehen und wurde durch Klaus Schmidt ersetzt. Danach folgte Anfang Oktober Dietmar Kühbauer bei Rapid Goran Djuricin nach. Aufgrund Kühbauers Amtsantritt in Hütteldorf wurde Ranko Popović als neuer Betreuer von SKN St. Pölten engagiert. Und zuletzt ersetzte die Admira vor einer Woche Ernst Baumeister durch den Deutschen Reiner Geyer.

Sturms Trainersuche: "Qualität vor Zeitdruck"

Sturm Graz will bei der Trainersuche keine Hast an den Tag legen. Die Maxime laute "Qualität vor Zeitdruck", erklärte Sportdirektor Günter Kreissl bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag. Es gelte, die "gesamt Gruppe" einzubinden und eine Entscheidung zu finden, "bei der möglichst viele Leute ein gutes Gefühl bekommen".

Namen möglicher Kandidaten wollte Kreissl keine nennen. "Ich habe mir Gedanken gemacht, aber keine umfassenden Gespräche oder Vorverhandlungen geführt." Auch zum Anforderungsprofil wollte er nichts sagen. Klar sei aber: "Wir bevorzugen eine deutschsprachige Lösung." Die kommenden Trainingseinheiten werden interimistisch von Günther Neukirchner und Joachim Standfest geleitet, dann wartet die Länderspielpause auf den Vizemeister.

Dass man Geld in die Hand nehmen könnte, sei durchaus denkbar. "Ich will das nicht ausschließen, es muss aber für Sturm im Rahmen sein", meinte Kreissl. "Ein neuer Trainer wird nicht alles umdrehen müssen, dafür war die Arbeit von Heiko Vogel zu gut. Aber eine neue Ansprache und Veränderungen im Detail können helfen. Wir wissen, dass ein neuer Trainer oft sein eigenes Team aufstellen will." In den Medien kursierte zuletzt der Name des derzeit vereinslosen Roman Mählich als Favorit auf die Nachfolge.

Dass Vogel mit seiner Forderung, sechs Punkte gegen Innsbruck und St. Pölten seien "Pflicht", selbst den Druck erhöht habe, wollte Kreissl ("Das war eine sehr mutige Ansage") nicht abstreiten. Jedenfalls habe es sich um eine "paradoxe Situation" gehandelt. Denn die Leistungen seien zum Teil durchaus ansehnlich gewesen, aber "ein Sieg in 14 Spielen ist einfach wenig". Allerdings seien für fehlende Resultate nicht nur das Trainerteam, sondern auch die Spieler verantwortlich: "Die Mannschaft weiß aber, dass sie in der Verantwortung steht."

Auch seine eigene Arbeit beurteilte Kreissl ("Ich hatte ein gutes Verhältnis zu Vogel") selbstkritisch. Die Personalentscheidungen "muss ich massiv hinterfragen", betonte der 44-Jährige. "Da sind wir sicher bei einigen Personalien weit hinter den Erwartungen zurück. Ich bin aber nach wie vor absolut überzeugt vom Potenzial im Kader."

apa

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