11.11.2018 12:06 Uhr

Pep vs. Mourinho: Zwei Welten, zwei Typen, zwei Milliarden

Pep Guardiola (l.) und José Mourinho treffen im Manchester-Derby aufeinander
Pep Guardiola (l.) und José Mourinho treffen im Manchester-Derby aufeinander

Pep Guardiola und José Mourinho und gehören zu den Topstars unter den Fußball-Trainern. Am Sonntag stehen sie sich mit Manchester City und Manchester United im Derby gegenüber. Einst freundschaftlich verbunden, hegen Beide inzwischen eine tiefe Abneigung füreinander. 

Dass José Mourinho (33 Titel) sich höchstpersönlich den Beinamen "The Special One" gab, Josep Guardiola (24 Titel) hingegen meist nur bescheiden "Pep" gerufen wird, ist nur ein Punkt, der untermauert, warum aus der einst keimenden Männer-Freundschaft eine Feindschaft wurde. Wenn man genauer hinsieht, finden sich unzählige Kapitel, die den Unterschied zwischen den beiden Star-Trainern schonungslos aufzeigen.

Tatort Turin. Mehr Ballbesitz, mehr Ecken, deutlich mehr Torschüsse: Angeführt von Cristiano Ronaldo dominiert Juventus Turin die Champions-League-Partie gegen Manchester United. Dann entscheiden ein Freistoß von Juan Mata (86.) sowie ein Eigentor von Alex Sandro (90.) die Partie doch noch zu Gunsten der Red Devils. Sekunden nach dem glücklichen Erfolg wendet sich United-Teammanager José Mourinho mit hämisch verzogenem Mundwinkel, eine Hand ans Ohr gelegt, an die Juve-Fans. Stumm schreit der 55-Jährige den geschockten Anhängern der Alten Dame entgegen: "Ich höre nichts mehr von euch." Eine Provokation, die so überflüssig wie typisch für den Portugiesen ist.

Tatort Manchester. Knapp 1600 km weiter nordöstlich zelebriert Stadtrivale Manchester City zeitgleich ein Fest der Fußballkunst. Mit 6:0 zaubern die Sky Blues den ukrainischen Spitzenklub Schachtar Donezk aus dem Etihad Stadium. Die 52.286 Zuschauer erleben 90 Minuten feinsten Tempofußball à la Guardiola. Und dennoch gibt es einen Makel: Den Elfer zum 2:0 holte Raheem Sterling mit einer peinlichen Schwalbe heraus. "Solche Tore wollen wir nicht schießen", stellt Pep anschließend klar, dass Fair Play und Respekt vor dem Gegner im Sieg wie in der Niederlage Vorrang haben sollten - typisch Guardiola eben.

Es sind nur zwei kleine Episoden, die dafür aber deutlich zeigen, wie unterschiedlich Mourinho und Guardiola ticken. Dabei begann die gemeinsame Geschichte der beiden vor über 20 Jahren noch auf der gleichen Wellenlänge.

1996 heuert Trainer-Legende Sir Bobby Robson beim FC Barcelona an. Im Gepäck hat der Brite seinen langjährigen Co-Trainer José Mourinho. Guardiola, zu dieser Zeit Strippenzieher im Mittelfeld der Katalanen, erkennt im Portugiesen einen Gleichgesinnten: Beide lieben, leben und - noch wichtiger - verstehen Fußball.

Als Robson nach nur einem Jahr den Hut nehmen muss, wendet sich Guardiola an dessen Nachfolger Louis van Gaal, lobt Mourinhos Expertise und plädiert erfolgreich für einen Verbleib des Trainer-Newcomers.

José Mourinho "war ganz einfach neidisch"

Der Samen der Abneigung gedeiht 2008: Auf der Suche nach einem neuen Coach fokussiert sich Barca schnell auf die Kandidaten Mourinho und Guardiola.

Ersterer hat bereits einen prall gefüllten Trophäenschrank vorzuweisen. Letzterer saß lediglich eine Spielzeit bei der zweiten Mannschaft von Barca auf der Bank. Der Klub baut dennoch auf das Eigengewächs. Guardiolas Truppe stürmt auf Anhieb zum Triple und wird für ihren Stil gefeiert.

"Das hat José extrem gestört. Er war ganz einfach neidisch, er hielt sich damals doch für den besten Trainer der Welt", erklärte Guardiola-Biograf Guillem Balague, der auch Mourinho gut kennt. Wie tief der Stachel sitzt, zeigt sich bereits ein Jahr später. Mourinho hat inzwischen das Traineramt beim Mailänder Spitzenklub Inter übernommen.

Die Nerazzurri treffen im Halbfinale der Königsklasse auf Barca, gewinnen zuhause mit 3:1 und mauern sich in Barcelona im Rückspiel in Unterzahl mit 0:1 ins Finale. "Das ist die süßeste Pleite meines Lebens", frohlockt Mourinho. "Es war eine Frage des Blutes, nicht des Könnens. Wir sind ein Team von Helden. Wir haben große Opfer gebracht."

Im Finale bezwingt Inter den FC Bayern. Mourinho, der bereits 2004 mit dem FC Porto die Champions League gewann, holt seinen zweiten Henkelpott.

José Mourinho hat Pep Guardiola "emotional fertig gemacht"

Als der extrovertierte Coach 2010 bei Barcas Erzrivalen Real Madrid anheuert, schaukelt sich die Rivalität zu Guardiola weiter hoch.

"Ich möchte ihn nur daran erinnern, dass wir zusammengearbeitet haben, er und ich, für vier Jahre. Er kennt mich und ich kenne ihn. Ich versuche, von José auf dem Rasen zu lernen, aber lieber so wenig wie möglich daneben", konstatiert der Spanier während dieser Zeit vielsagend.

Die ständigen Geplänkel sind auch der Grund für Guardiolas einjährige Auszeit nach seinem Barca-Abschied 2012. 

"Mourinho führt einen Psycho-Krieg, der dich umbringen kann. Seine Art hat große Wirkung erzielt, auch bei Pep. Er würde es nie zugeben, aber Mourinho hat ihn lange emotional destabilisiert, er hat ihn emotional fertig gemacht bis zu dem Punkt, an dem Guardiola keine Freude mehr hatte, seinen Beruf auszuüben", schreibt Biograf Balague.

Kaum ist Pep zurück, stichelt Mourinho erneut. "Vielleicht sollte ich künftig klüger bei der Klubwahl sein und in ein Land wechseln, wo der Zeugwart Trainer sein und den Titel gewinnen könnte", sagt er, nachdem Guardiola beim FC Bayern München anheuert.

Pep Guardiola vs. José Mourinho: Eine Stadt, kein Entkommen

Anders als Guardiola scheint Mourinho den Vergleich mit seinem Trainer-Rivalen zu genießen. Ende Mai 2016 heuert er ausgerechnet bei Manchester United an. Wenige Monate zuvor hatte Guardiola bekanntgegeben, dass es ihn aus München zu ManCity zieht.

Eine Stadt, zwei Klubs mit Titelanspruch, kein Entkommen - das nächste Kapitel der Feindschaft hatte seinen Rahmen.

Dass Mourinho beim Streben danach, der beste Coach der Welt zu sein, das Duell mit Pep sucht, ist nur konsequent. Seine Bilanz aber ist verheerend.

Gegen keinen anderen Trainer trat Mou häufiger an (21 Mal). Gegen keinen, dem er mindestens fünfmal gegenüberstand, sind seine Ergebnisse schlechter. Nur fünfmal siegte Mou, sechs Partien endeten Remis.

Auch vor dem anstehenden Derby sind die Vorzeichen deutlich: City und Pep thronen an der Tabellenspitze der Premier League, United liegt aktuell neun Zähler dahinter auf Platz sieben.

Übrigens: Ungeachtet aller Differenzen eint ein für den Erfolg nicht unerheblicher Faktor das Duo. Mourinho und Guardiola investierten in ihrer Trainer-Karriere bereits über eine Milliarde in neue Spieler. Ein kostspieliger Nährboden für eine der größten Rivalitäten der Fußball-Geschichte.

Marc Affeldt

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