26.11.2018 11:55 Uhr

Bus-Attacke als Racheakt der River-Ultras?

Das Sicherheitskonzept rund um das Estadio Monumental schlug fehl. © Getty Images/Demián Alday
Das Sicherheitskonzept rund um das Estadio Monumental schlug fehl. © Getty Images/Demián Alday

Das Chaos um die Absage des Copa-Libertadores-Finales zwischen River Plate und den Boca Juniors sorgt für Fassungslosigkeit innerhalb und außerhalb Argentiniens. Die Hintergründe der Attacke auf den Boca-Bus könnten vielschichtiger sein als angenommen.

Welcher Klub den südamerikanischen Verband CONMEBOL bei der Klub-WM Mitte Dezember in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten wird, ist nach wie vor unklar, nachdem das Finale der Copa Libertadores an diesem Wochenende nach mehreren Verschiebungen vorerst abgesagt wurde.

Eigentlich hätte das Rückspiel im Monumental-Stadion von Buenos Aires am Samstag stattfinden sollen. Weil einige Randalierer von River Plate den Bus des Erzrivalen Boca Juniors während der Fahrt zur Arena mit Steinen attackiert hatten und anschließend Tränengas in das Fahrzeug eingedrungen war, verlegte der Verband die Partie zuerst auf Sonntag.

Die Boca-Spieler Pablo Pérez und Gonzalo Lamardo mussten nach dem Angriff im Krankenhaus behandelt werden, am Sonntagnachmittag wurde schließlich entschieden, das Finale vorerst abzusagen, um "die sportliche Ausgeglichenheit zu wahren", wie CONMEBOL-Präsident Alejandro Domínguez erklärte.

River-Ultras attackierten Boca-Bus

Seitdem rätselt nicht nur Argentinien, wie es zu einer Eskalation dieses Ausmaßes kommen konnte. Evident ist das Versagen der Polizei. Anstatt die Route zum Stadion abzuriegeln, wurde der Boca-Bus durch von River-Anhängern gesäumte Straßen eskortiert. "Ohne Zweifel gab es einen Fehler bei der Ankunft des Autobusses von Boca", räumte Marcelo D'Alessandro, Sicherheitssekretär der Stadt Buenos Aires, ein. "Es gab Verhaftungen und es wird ermittelt, warum es bei diesem Sicherheitsring zu einem Versagen kam."

Außerdem deutete D'Alessandro an, dass es bei der mutmaßlich organisierten Attacke Verbindungen zur Ultra-Szene von River Plate gebe. In dieselbe Kerbe schlägt auch Buenos Aires' Bürgermeister Horacio Rodríguez Larreta, für den die Ausschreitungen eine Vergeltungsaktion der "Barras" - so werden die Ultras in Argentinien genannt - für Hausdurchsuchungen im Vorfeld des Finales sind.

Am Freitag waren an den Wohnadressen zweier Ultra-Chefs umgerechnet rund 200.000 Euro Bargeld sowie offenbar für den Verkauf am Schwarzmarkt bestimmte Tickets gefunden worden. "Wir werden dieser Ultra-Mafia auf den Grund gehen", kündigte Rodríguez Larreta an.

Wann und wie findet das Libertadores-Finale statt?

Wann und in welcher Form das Finale der Copa Libertadores nun über die Bühne geht, ist offen. Anvisiert werde die Woche von 3. bis 9. Dezember, als möglicher Termin kursiert in Argentinien der Samstag, 8. Dezember.

Ebenfalls unklar sind die Rahmenbedingungen, in denen das "Superfinale" zwischen den beiden Erzrivalen ausgetragen wird. Ein neutraler Ort außerhalb von Buenos Aires oder sogar in einem anderen Land - Uruguay, Paraguay oder Chile etwa - mit Zuschauern oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stehen genauso im Raum wie ein erneuter Versuch im Monumental.

Fix ist derzeit nur der Schaden, den das Ansehen Argentiniens in der Weltöffentlichkeit durch das Chaos um das Libertadores-Endspiel genommen hat. Ein potentielles Fußballfest, zerstört von ein paar gewalttätigen Idioten. Oder, wie es Bürgermeister Rodríguez Larreta formulierte: "Es gibt etwas, gegen das man nicht kämpfen kann: Die menschliche Dummheit."

David Mayr

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