16.07.2014 14:32 Uhr

Die Rohdiamanten der Bundesliga

Der Salzburger Valentino Lazaro darf eigentlich auf keiner Liste großer Talente in Österreich und Europa fehlen
Der Salzburger Valentino Lazaro darf eigentlich auf keiner Liste großer Talente in Österreich und Europa fehlen

Sie sind allesamt talentierte Youngster und Hoffnungsträger. Aber welche Spieler haben das Potential sich in der kommenden Saison der österreichischen Bundesliga tatsächlich einen Namen zu machen? Wer hat gar das Zeug zum Leistungsträger? Weltfussball hat die Kader der zehn Bundesligisten durchleuchtet und Trainer sowie Kollegen zu den Youngsters befragt.

Überraschend stand der 18-jährige Valentino Lazaro bereits im ÖFB-Aufgebot von Marcel Koller. Um das Talent für Österreich dingfest zu machen, muss allerdings noch ein Pflichtspieleinsatz für das A-Nationalteam her. Bei Salzburg ist der offensive Mittelfeldspieler unmittelbar vor dem Durchbruch. Wie sehr mit ihm geplant wird, unterstreicht die nicht erteilte Freigabe für die U19-EM. Stattdessen heißt das Programm nun Qualifikation für die Champions League.

Trainer Adi Hütter ist bemüht die Euphorie zu bremsen: "Man muss den Burschen nach oben führen. Ich kann mir vorstellen, dass jeder in seinem Umfeld ihm sagt wie gut er ist und welches Talent er ist. Fakt ist, dass er den nächsten Schritt machen muss und der nächste Schritt ist, dass er versucht einen der Topspieler rauszuspielen. Und das ist eine Herausforderung"

Bei Rapid rückt Mario Pavelic (Bild) in den Blickpunkt. Nach dem Abgang von Christopher Trimmel und der Verletzung von Michael Schimpelsberger haben die Hütteldorfer auf der Position des rechten Verteidigers Handlungsbedarf. "Bei mir gibt es keine Stammspieler, bei mir gibt es keine Einser-Mannschaft. Mit Pavelic haben wir einen sehr guten Spieler. Aber es gibt auch weitere, die diese Position bekleiden können. Es wird derjenige spielen, der es sich durch Leistung verdient. Es könnte auch mit Brian Behrendt funktionieren. Für ihn ist es natürlich sehr ungewohnt. Ich gehe aber davon aus, dass intelligente Spieler wissen, wie sie gewisse Positionen interpretieren müssen", meinte Rapid-Coach Zoran Barisic.

Grödig hat gleich mehrere heiße Eisen im Feuer. Mittelfeldspieler Sandro Djuric (Bild) etwa. "Er hat eine gute Technik und einen Zug zum Tor. Er bringt alles mit, was man in der Bundesliga braucht", lobte Michael Baur den 20-Jährigen. Robert Völkl kennt der frühere Teamverteidiger bereits von seiner ersten Trainerstation in Anif: "Er wird auch seine Zeit brauchen. In der Vorbereitung war er durch ein paar Verletzungen gehandicapt." In Zukunft werde der 21-Jährige Grödig aber viel Freude bereiten, ist Baur sicher.

Gleiches gilt für den erhofften "Spätzünder" Yordy Reyna. Der 20-jährige Peruaner hat eine einjährige Eingewöhnungszeit hinter sich. "Ich weiß wie schwierig es ist. Vor allem von meiner Zeit in Japan kann ich es nachvollziehen", zeigt Baur Verständnis für den Leih-Stürmer von RB Salzburg. "Aber wenn man Yordy die Wertschätzung gibt, die er in seiner Heimat hat und ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, dann wird er ein ganz wichtiger Spieler für uns."

Austrias Talenteschmiede machte im Vorjahr durch Youth-League-Erfolge von sich reden. Vorerst muss Gerald Baumgartner die Wiener ohne Jungveilchen wie beispielsweise das Mittelfeld-Duo Sascha Horvath oder Peter Michorl zu neuer Blüte führen. Sie verpassten die Vorbereitung durch die U19-EM-Quali weitgehend, zu Saisonstart sind sie bei der Endrunde. "Fußball ist ein hartes Geschäft, niemand wartet auf dich. Ich muss als Trainer versuchen, die Spiele zu gewinnen. Aber es ist natürlich eine Herausforderung für jeden Austria-Trainer junge Spieler einzubauen", erklärte Baumgartner das Dilemma.

Jüngster Austrianer mit Stammplatzpotential ist somit Leih-Rückkehrer Martin Harrer (Bild), dem Baumgartner wegen kurzer Bedenken ins Gewissen redete. "Ich hab ihm gesagt: Junge, du bist jetzt 22 Jahre alt. Wann wenn nicht jetzt ist der richtige Zeitpunkt um durchzustarten bei der Austria?'" Überzeugen kann Harrer dadurch, dass er mehr als nur die Nummer neun ist, die sein Dress ziert. "Er kann offensiv auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden, das hat er auch schon bei Altach bewiesen. Links und rechts außen, als Spitze, hinter den Spitzen, das kann er alles spielen", so Baumgartner.

Sturm Graz hat das Liga-Küken

Sandi Lovric, Jahrgang 1998, ist der vorläufig jüngste Kaderspieler der Bundesliga-Saison 2014/15. Sein Vereinskollege bei Sturm Graz, Michael Madl, bescheinigt ihm für seine 16 Jahre "riesengroße Qualität", warnt aber vor verfrühter Euphorie. "Ihn als Allheilsbringer darzustellen wäre falsch. Schritt für Schritt wird er zu seinen Einsätzen kommen."

Als sofortige Verstärkung sieht der Sturm-Kapitän eher Lukas Spendlhofer (Bild). Die 21-jährige Inter-Leihgabe steht vor der Premiere in der Heimat. "Ein sehr spielstarker Innenverteidiger. Auch im Zweikampf sehr gut. Inter holt so einen Spieler nicht umsonst. Aber von der Fitness her muss er auf jeden Fall noch aufholen."

Die SV Ried hat sich in den vergangenen Jahren einen exzellenten Ruf als Talenteschmiede erarbeitet. Als derzeit Jüngste im Kader stehen U17-EM-Teilnehmer Luca Mayr-Fälten sowie Kevin Metze und Emrah Krizevac am Beginn ihrer Laufbahn. Ried-Kapitän Thomas Gebauer sah in seinen acht Jahren beim Klub schon viele Hoffnungsträger. "Sie müssen einmal reinschnuppern. Aber die Qualität ist da und sie werden ihren Weg gehen. Nur muss man ihnen auch die Zeit dazu lassen, damit sie sich entwickeln können. Das ist in Ried aber die Philosophie." Vorerst soll das Trio via Amateurmannschaft auf sich aufmerksam machen.

Neuzugang Thomas Murg (Bild) ist für einen jungen Rieder hingegen geradezu prominent. Einsätze in der Champions League bei der Austria, U21-Teamspieler bis zu einer unrühmlichen Eskapade. Im Innviertel soll der Neustart der noch jungen Karriere des 19-Jährigen gelingen. "Hier bekommt er das Vertrauen, dass er vielleicht auch einmal ein schlechteres Spiel machen kann", glaubt Gebauer. Murg fand laut dem Keeper sofort einen guten Draht zur Mannschaft. " Dieses Jahr kann er bei uns eine sehr große Rolle spielen."

Kleine Fische - Große Fische

Der Kader des Wolfsberger AC ist mit einem Schnitt von 26 Jahren der älteste der Bundesliga. Mit Stefan Schwendinger (Bild) steht Trainer Didi Kühbauer dennoch ein junger Hoffnungsträger zur Verfügung. "Er hat großes Potential. Ein 94er Baujahr. Vom technischen Rüstzeug her hätte er es drauf. Er hat ein extrem gutes Passspiel", lautet das sportliche Resümee über seinen Schützling.

Aufholbedarf ortet Kühbauer im Auftreten des defensiven Mittelfeldspielers. "Er ist ein lieber Kerl, vielleicht etwas zu lieb. Ich kann einen Spieler nicht aggressiver machen. Es ist aber schon lernbar", hofft der einstige Heißsporn, dass sich Schwendinger im "Haifischbecken" Fußball durchsetzen kann.

Der Wiener Neustädter Daniel Maderner (Bild) steht im Kader von ÖFB-U19-Teamchef Andreas Heraf für die EM in Ungarn. Auch an der Qualifikation für die Endrunde war der großgewachsene Angreifer mit zwei Einsätzen beteiligt. 

Von seinem Klubtrainer Heimo Pfeifenberger wird der 1995er-Jahrgang geradezu in die Pflicht genommen: "Daniel ist das zweite Jahr im Kader dabei und muss den nächsten Schritt machen. Er muss noch professioneller werden und schauen, dass er den anderen Stürmern den Kampf um das Leiberl ansagt."

Professionalität bedeutet für Pfeifenberger harte Arbeit. "Irgendwann ist der jugendliche Leichtsinn weg. Obwohl, es ist schon wichtig, dass man auch Kind im Fußball bleibt, die Freude am Kicken behält."

Wenige österreichische Spieler sind noch vor ihrem Bundesliga-Debüt dermaßen ein Begriff wie der 22-Jährige Christoph Knasmüllner (Bild). Austria-Akademie, Bayern-Akademie, Inter-Primavera und zuletzt Ingolstadt.

Der Mittelfeldspieler ist schon weit herumgekommen. "Überhaupt nicht schwierig, ein sehr netter und ruhiger Bursche", beschreibt Trainer Walter Knaller den Neuzugang von Admira Wacker.

"Im Spiel ist er Ideengeber, er kann Entscheidungen in kurzer Zeit herbeiführen. Und auf das bauen wir auch. Er interessanter Spieler, der sehr viel kann, der sehr viel Gefühl im Fuß hat und auch sehr viel sieht. Aber er muss sich noch an das Tempo anpassen", so Knaller, der auch ein derzeit noch großes Manko ortet: "Im körperlichen Bereich muss er Substanz aufbauen. Derzeit ist er nicht belastbar für drei Spiele hintereinander.

"Ein hochtalentierter junger Mann", versicherte Damir Canadi, Trainer von Aufsteiger SCR Altach, als er auf Austria-Leihgabe Ismael Tajouri angesprochen wurde. Der 20-jährige Flügelspieler kam erst im Winter ins Ländle, seither regelmäßig zu Einsätzen und soll auch in der Bundesliga reüssieren. "Er hat ein riesiges technisches Potential, ist sehr schnell und hervorragend mit dem linken Fuß. Er bringt alles mit, vielleicht außer der Größe", so Canadi, der auch hofft, dass der Youngster etwas von seiner Blauäugigkeit verliert.

"Die Austria ist sich sicher bewusst, was sie für einen Rohdiamanten gezüchtet haben" weiß der Coach. Tajouri wird langfristig wohl nicht zu halten sein. Canadi sieht sich daher auch als Wegbegleiter zu einem Zwischenziel "Mich freut es, wenn ich Jungs weiterbringe. Ich habe immer betont, dass mir in meiner eigenen Karriere vielleicht so jemand gefehlt hat, der mir diese Eindrücke vermitteln hätte können."

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Johannes Sturm, Clemens Schotola, Sebastian Kelterer

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