10.09.2014 09:30 Uhr

Vor 20 Jahren: Tod einer Legende

Max Morlock erzielt das 1:2 im WM-Endspiel 1954
Max Morlock erzielt das 1:2 im WM-Endspiel 1954

Am 10. September 1994 starb Max Morlock. Unvergessen bleibt neben seinen zahlreichen Erfolgen mit dem 1. FC Nürnberg vor allem der maßgebliche Anteil des bodenständigen Klassefußballers am "Wunder von Bern".

Die Niederlage für die deutsche Elf schien festzustehen: 0:2 lag sie im WM-Finale 1954 bereits früh gegen die hochfavorisierten Ungarn zurück. Doch dann die zehnte Spielminute: Helmut Rahn flankte vors ungarische Tor. Max Morlock rauschte heran und grätschte den Ball zum 1:2 in die Maschen.

Der Anschlusstreffer des Nürnberger Stürmers war der Startschuss zur Aufholjagd der DFB-Auswahl. Und der Rest ist Legende: Durch zwei Rahn-Tore schlug Deutschland sensationell das ungarische Starensemble um Férenc Puskás und wurde erstmals Weltmeister. "Der krasse Außenseiter hat das Unmögliche möglich gemacht", erinnert sich Morlock später im Buch "Maxl Morlock erzählt".

Das "Wunder von Bern" in der Zusammenfassung:

Volksheld wider Willen

Im Anschluss an den großen Triumph von Bern brach in seiner fränkischen Heimat eine regelrechte Hysterie um den sechsfachen Turniertorschützen aus. Tausende waren auf den Straßen, um einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen. Der WM-Held trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein und bekam als erste Person überhaupt die goldene Ehrennadel des FCN verliehen.

Doch der aus einfachen Verhältnissen stammende Straßenfußballer hatte für diesen Trubel wenig übrig. "Nach meiner Rückkehr wurde ich im offenen Wagen durch Nürnberg gefahren, als wäre ich ein Staatsmann", erzählte Morlock den "Nürnberger Nachrichten". "So einen Rummel um meine Person, nur weil ich ein bisschen besser den Ball traf, als andere."

Für immer 1. FC Nürnberg

Neben dem Weltmeistertitel und seinen insgesamt 21 Treffern in 26 Länderspielen für den DFB gelangen Morlock auch zahlreiche Erfolge im Nürnberger Trikot: Über 700 Tore in 900 Partien, zwei Meisterschaften und ein Pokalsieg mit den Clubberern machten den nur 1,72 Meter großen Kämpfer zu einer absoluten Vereinsikone. Trotz einiger lukrativer Offerten aus dem Ausland hielt er den Franken während seiner gesamten Karriere immer die Treue. Auch wenn die Vertragsunterhändler der Legende nach nicht nur einmal mit einem Koffer voller Bargeld bei ihm auftauchten.

Bereits seit Jahren bemüht sich angesichts dieser Verdienste eine Fan-Initiative um die Umbenennung der Nürnberger Spielstätte in "Max-Morlock-Stadion" – bislang jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge des Clubs und des damit verbundenen Verkaufs der Namensrechte an wechselnde Sponsoren ohne Erfolg. Immerhin ist der Platz vor dem Stadion bereits seit 1995 nach dem berühmtesten Spieler der Vereinsgeschichte benannt. Eine lebensgroße Statue von ihm ziert den Eingangsbereich der Nordkurve.

Letztes Geleit für den Sympathieträger

Morlocks Popularität in Nürnberg beruht allerdings nicht nur auf seinen starken Leistungen auf dem grünen Rasen und seiner unverbrüchlichen Vereinstreue. Abseits des Platzes gab sich einer der besten Fußballer seiner Zeit immer bescheiden, bodenständig und freundlich. Er betrieb neben seiner aktiven Karriere einen Toto-Laden und eröffnete später ein Sportgeschäft.

Als Morlock am 10. September 1994 im Alter von 69 Jahren den Folgen eines Krebsleidens erlag, gab es noch einmal einen großen Bahnhof für ihn: Zahlreiche Nürnberger strömten zur Beisetzung und auch die noch lebenden Weltmeister von 1954 gaben sich die Ehre. Fritz und Ottmar Walter, Helmut Rahn und all die anderen wussten genau: Ohne ihren Maxl hätten sie den Titel in Bern nicht geholt.

Mehr dazu:
>> Max Morlock im Profil

Tobias Knoop

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