15.10.2014 14:16 Uhr

Bundesliga in Europa: Tore, Rote, Skandale

Haris Seferović hatte in San Marino gleich zwei Mal Grund zu jubeln
Haris Seferović hatte in San Marino gleich zwei Mal Grund zu jubeln

Doppelpack-Schnürer, Tor-Debütanten, Rot-Seher - die EM-Qualifikationsspiele haben für die Bundesliga-Spieler auf Europa-Tournee einiges parat gehalten. Bevor die Akteure am Wochenende wieder in ihre Vereinstrikots schlüpfen, blickt weltfussball auf diejenigen, die besonders erinnerungswürdige Abende erlebten.

Die letzte Minute der regulären Spielzeit läuft, als Ricardo Rodríguez sich den Ball am Elfmeterpunkt zurecht legt. Es steht 4:0 für die Schweizer, an allen Toren beteiligte sich die Bundesliga nach Kräften. Nach 24 Minuten konnte Frankfurts Haris Seferović seinen Namen bereits zum zweiten Mal auf der Anzeigetafel aufleuchten sehen, Rodríguez bereitete das 3:0 vor, eine Xhaka-Shaqiri-Koproduktion besorgte den letzten Treffer.

Der Wolfsburger könnte also vollkommen gelassen sein - könnte, wenn es nicht gegen Fußballzwerg San Marino ginge und die mitgereisten Fans vom Auftritt ihrer Mannschaft in der zweiten Hälfte alles andere als begeistert wären. Rodríguez verschießt. Und wird damit zum Symbol einer Partie, in der es für die Schweizer außer der Pflicht-Punkte nichts zu gewinnen gab.

Doppelpack statt Torflaute

Rodríguez' Teamkollegen schöpfen aus der Länderspielpause ein wenig mehr Selbstbewusstsein für den Liga-Alltag. Während er für den VfL nach langer Verletzungspause noch auf seinen ersten Saisontreffer wartet, klappt es bei Ivan Perišić im Dress der Nationalmannschaft Kroatiens gleich doppelt gut: Beim 6:0-Kantersieg gegen Aserbaidschan betrat der Mittelfeldmann erst nach 24 Minuten den Rasen und steuerte trotzdem noch vor der Halbzeit zwei Treffer bei.

6:0-Sieg, Doppelpack in unter zehn Minuten - was ein Wolfsburger kann, kann der andere schon lange. Auch Kevin de Bruyne ist in der Liga bislang leer ausgegangen, seine Saison besteht aus 630 torlosen Minuten. Gegen Andorra fand er den Kasten gleich zwei Mal innerhalb von drei Minuten und legte damit den Grundstein für das halbe Dutzend, das die Belgier dem Außenseiter bescherten. Im VfL-Lager bleibt nur zu hoffen, dass beide Mittelfeldkräfte ihren neu gefundenen Torriecher auch mit nach Niedersachsen bringen.

Premieren auf der Anzeigetafel

Während die einen Kicker sich auf den Weg zu alter Stärke begeben, stehen andere gerade in den Startlöchern. Bayerns 21-jähriger Juan Bernat durfte in Luxemburg zum ersten Mal für Spaniens A-Nationalmannschaft ran und feierte ein Debüt nach Maß. Einwechslung in der 70. Minute, 18 Minuten später per Linksschuss zum Tor. Es soll schon schlechtere Einstände gegeben haben.

Genauso wie schlechtere Comebacks als das des 1860-Torjägers Rubin Okotie. Nach jahrelanger Nationalmannschaftspause meldete sich der Österreicher für die EM-Quali zurück und erzielte mit 27 Jahren seinen ersten Länderspieltreffer. Mit seinem Tor zum 1:0 gegen Montenegro sicherte Okotie seinem Team die drei Punkte und sich selbst eine heldenhafte Rückkehr. "Es hat schwere Momente in meiner Karriere gegeben, aber ich habe immer daran geglaubt, dass es wieder bergauf geht", sagte der Stürmer nach der Partie. "Es war ein unglaubliches Glücksgefühl."

Vom Liga-Regen in die Länderspiel-Traufe

Glücksgefühle sind auch in der Länderspielpause für Artjoms Rudņevs spärlich gesät. Nach dem - gelinde gesagt - misslungenen Saisonstart hätten sich alle HSV-Spieler eine Abwechslung bei ihren Nationalmannschaften verdient, dem 26-jährigen Letten war das gegen Island jedoch nicht vergönnt: In der 55. Minute musste Rudņevs mit Gelb-Rot vorzeitig vom Platz. Und da es bei Hamburgern eben knüppeldick kommt, musste er sich anschließend drei isländische Treffer mitansehen - unter anderem durch den Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurðsson, der noch weiteren Bundesliga-Spielern Steine in den Weg legen sollte.

Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung köpfte Klaas-Jan Huntelaar am Freitag noch den Ausgleich gegen Kasachstan herbei und leitete damit den 3:1-Sieg der Elftal ein. Drei Tage später blieb der Joker-Treffer jedoch aus und Islands Sigurðsson schoss die Niederländer mit zwei Toren ins Unglück. Nach dem Nationalmannschafts-Debakel wird dem Schalker die Rückkehr ins Tabellen-Niemandsland der Bundesliga wohl gar nicht mehr so schwer fallen.

Fern abseits von Punktgewinn und Torjubel erlebte den mit Abstand turbulentesten Länderspiel-Abend Freiburgs Stefan Mitrovič. Ausgelöst durch einen übers Stadion fliegenden Modellflieger mit einer Flagge Großalbaniens kam es zu Tätlichkeiten zwischen den Spielern aus Serbien und Albanien, an denen sich kurz darauf auch die serbischen Zuschauer beteiligten. Mitten drin: Mitrovič, der die Fahne entfernte und damit den handfesten Unmut der albanischen Spieler auf sich zog. Rudelbildung, Spielabbruch - sein erst zweites Pflichtspiel im serbischen Trikot hat sich der 24-Jährige sicher anders vorgestellt.

Mehr dazu:
>> Schlägerei und Abbruch in Belgrad

Laura Krause

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