17.10.2014 08:47 Uhr

In 19 Sekunden zum Tor-Rekord

Erster Ballkontakt, erstes Tor: Uwe Rahn
Erster Ballkontakt, erstes Tor: Uwe Rahn

Im Weltmeisterteam von Joachim Löw herrscht Mittelstürmer-Notstand. Ganz anders vor 30 Jahren: Ein Gladbacher Nachwuchsstürmer benötigt beim Länderspieldebüt 19 Sekunden für sein Premierentor – bis heute hält dieser Rekord.

Im System des aktuellen Bundestrainers Joachim Löw gehört der Mittelstürmer einer aussterbenden Spezies an. Nach dem Rücktritt von Miroslav Klose sucht man die klassische Nummer 9 im Kader der DFB-Elf vergeblich. Im Gegensatz zur Weltmeistergeneration von 2014 konnte Bundestrainer Franz Beckenbauer Mitte der 80er Jahre aus einen Pool an Stürmern mit Weltklasse-Format wählen. Einer, der viele Jahre im Schatten der ganz Großen stand, hatte vor 30 Jahren seinen ganz großen Auftritt.

Nach der verpatzten Europameisterschaft von 1984 vertraut der „Kaiser“ als neuer Bundestrainer bei der Qualifikation für das WM-Turnier in Mexiko in der Sturmmitte auf Bremens Rudi Völler und Karl-Heinz Rummenigge, der im Sommer von Bayern München zu Inter Mailand gewechselt war. Im ersten Spiel wartet am 17. Oktober 1984 mit Schweden ein unangenehmer Gegner, gegen den sich der amtierende Vizeweltmeister trotz guter Chancen lange Zeit schwer tut. Auch durch die Hereinnahme von Klaus Allofs als dritten Stürmer gelingt es dem späteren Weltmeistercoach nicht, das schwedische Bollwerk zu knacken. Der Mann des Abends sollte ein 22-jähriger Nachwuchsstürmer von Borussia Mönchengladbach werden.

Traumstart als Nationalspieler

Uwe Rahn hatte sich in den Wochen zuvor im Verein als treffsicher gezeigt. Im letzten Bundesligaspiel vor dem Duell mit dem Schweden traf Rahn beim 10:0 seiner Gladbacher gegen Braunschweig gleich dreifach und verdiente sich so eine Einladung zur Nationalmannschaft. In der 75. Minute nimmt Beckenbauer den schwachen Regisseur Felix Magath vom Feld und schickt mit dem Debütanten einen vierten Stürmer aufs Feld. Die Schweden haben den Blondschopf offenbar nicht auf der Rechnung, denn nur wenige Augenblicke später schickt Klaus Allofs seinen Sturmpartner per Steilpass auf den Weg zum Tor. Mit seinem ersten Ballkontakt im Adlerdress erzielt Rahn das erlösende 1:0 für Deutschland, 19 Sekunden nach seiner Einwechslung. Schneller war bis heute kein Debütant. Karl-Heinz Rummenigge erhöht kurz vor dem Abpfiff noch auf 2:0, die Schlagzeilen gehören aber nach dem Spiel eindeutig Uwe Rahn.

Karriere im Achterbahnmodus

Was sich im Herbst 1984 wie ein Traumstart in eine große Karriere anfühlt ist rückblickend nur der Beginn einer Achterbahnfahrt des schlaksigen Stürmers. In den folgenden drei Länderspielen trifft Rahn weitere drei Mal, aber an Rummenigge, Völler und Allofs kommt der Gladbacher in der DFB-Elf auf Dauer nicht vorbei. Bei der Weltmeisterschaft 1986 steht er zwar im Kader, spielt aber keine Minute. Dafür wird die darauffolgende Bundesligasaison zur besten seines Lebens. Mit 24 Treffern holt Rahn die Torjägerkanone und wird 1987 zum Fußballer des Jahres gewählt.

Große Klubs wie Bayern München oder PSV Eindhoven wollen Rahn verpflichten, aber die Borussia verweigert die Freigabe. Obwohl seine besten Jahre des gerade 25-Jährigen erst noch kommen sollten, geht es mit Rahns Leistungen danach bergab. Im Herbst 1988 wechselt er nach einem torlosen Saisonstart von Mönchengladbach nach Köln, wo er über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinauskommt. Nach weiteren Stationen bei Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt beendet der ehemalige Hoffnungsträger 1994 bei den Urawa Red Diamonds seine Karriere. Heute lebt Uwe Rahn zurückgezogen in Italien.

Ralf Amshove

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