22.10.2014 12:02 Uhr

Wie macht das der Frenkie Schinkels?

Wie man ihn kennt: Frenkie Schinkels tanzt auf mehreren Hochzeiten - hier mit NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Lotterien-Gala Nacht des Sports 2012
Wie man ihn kennt: Frenkie Schinkels tanzt auf mehreren Hochzeiten - hier mit NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll bei der Lotterien-Gala Nacht des Sports 2012

Der neue SKN-Trainer Michael Steiner hat bei seiner Heimpremiere gegen den FAC ein 1:1-Unentschieden eingefahren. Der neue SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels weilte zu der Zeit in Wien und übte einen seiner zahlreichen anderen Jobs aus. Der SKN-Führungsriege ist das egal. Schinkels soll dem Erstligisten die holländische Spielphilosophie einimpfen, dazu passende Spieler holen. Künftig habe sich jeder Trainer nach Schinkels' Vorgaben zu richten, erklärt der neue Generalmanager Andreas Blumauer im Gespräch mit weltfussball.

Schlagersänger mit Titeln wie "Oben Ohne in Bibione" oder "Am Arsch vorbei", fast nur mit Wurst bekleidetes Model im Genusskalender 2013, oder nackiger Arbeiter im Baukalender 2015, TV-Analytiker, Kolumnist, ehemaliger Dancing-Star, Vortragender, mehrfacher Familienvater, Großvater und nun auch noch Sportdirektor beim SKN St. Pölten. Wie macht das der Frenkie Schinkels? Das wollte weltfussball wissen und bekam nach Anfrage prompt einen Termin mit dem 51-jährigen Hans Dampf.

Das Treffen mit dem neuen starken Mann des SKN wurde für 17 Uhr vor dem Spiel des SKN gegen FAC in der NV Arena anberaumt. Dass es nach dem Spiel nicht gehen wird, war klar, weil Schinkels ja für "Puls 4" die Champions League analysiert. Vorher hatte er dann plötzlich auch keine Zeit, weil er schon um 16 Uhr zur Redaktionsbesprechung beim Sender in Wien erscheinen musste. Der Termin mit Schinkels wird kurzfristig abgesagt.

Doch schnell ist einen Ersatz-Gesprächspartner gefunden: SKN-Generalmanager Andreas Blumauer. Das ist jener Mann, der Schinkels zum Verein geholt hat. Wir sind perplex, schließlich hatte weltfussball Obmann und Vorstandsvorsitzenden Gottfried Tröstl und Blumauer vor einer Woche um ein Interview angefragt. Die "SKN-Führungsriege" stehe derzeit nicht zur Verfügung, da sie erst noch "Zukunfts-Workshops" abhalten wolle, war die Antwort.

"Wollten eine absoulte fachliche Fußballkompetenz"

Im Bürotrakt des Stadions findet sich ein Platzerl in der Küche. Für Blumauer sind die zahlreichen Tätigkeiten und das Image von Frenkie Schinkels überhaupt kein Problem. "Wir wollten eine absolute fachliche Fußballkompetenz zu uns an Bord holen, haben im Verein über einige Personen diskutiert und die Entscheidung ist einstimmig zugunsten von Frenkie Schinkels ausgefallen."

Einzig den Sportdirektor-Job beim Kremser SC musste Schinkels aufgeben. "Auf Zeltfesten wird er nicht mehr herumhüpfen", hält Blumauer fest. Dass er in der Gratiszeitung "heute" den SKN St. Pölten indirekt als Amateurverein bezeichnet hat sei "unglücklich". "Er gibt grundsätzlich keine taktischen Anweisungen oder Erläuterungen weiter, er bevorzugt auch keine Medien. Das war uns wichtig, das hat er uns committed", so Blumauer.

Mit Schinkels werde der Verein polarisieren. "Wir wollten keine graue Maus mehr sein und daher keinen Manager haben, der den Job von Christoph Brunnauer (Anm.: der vorherige Sportdirektor) eins zu eins weitermacht, der durchaus einen guten Job gemacht hat, aber sich nicht gut genug fokussiert hat. Der Frenkie Schinkels fokussiert sich darauf, dass er die bestmögliche Mannschaft zusammen bringt, teilt sich die Aufgaben mit dem Trainer und wir gehen davon aus, dass wir Erfolg haben werden."

Dass Schinkels auch bei den Fans in St. Pölten polarisiert und nicht nur mit offenen Armen empfangen wird, ist dem SKN bewusst. Sicherheitshalber läßt man der Fanszene eine Nachricht vor dem Spiel zukommen - es gäbe Probleme, wenn es zu Protesten oder gar Spruchbänder gegen Schinkels käme. Die gibt es war nicht, doch die Bestellung von Schinkels sieht man durchaus kritisch. "Der Sportdirektor muss ein Aushängeschild sein, keine Firma würde einen Manager einstellen, der halbnackt singt, wie geil Partymachen ist", so eine Stimme auf der Fantribüne.

Binnen drei Jahren in die Bundesliga

Beim SKN sind die Pläne mit Schinkels jedoch ambitioniert. Das Ziel ist der Aufstieg in die Bundesliga in die nächsten drei Jahren. Die Philosophie erläutert Trainer Michael Steiner im Interview mit der Stadion-Zeitschrift "Arena-News": "Er ist Holländer, ich habe seinerzeit in der Red Bull Akademie die holländische Trainerschule durchlebt. Ich denke, das sagt schon sehr viel aus, wie wir beide den Fußball sehen, wie wir ticken."

Der Salzburger Steiner kam 2010 über Vermittlung seines guten Freundes Marc Janko als Nachwuchs-Trainer zu Red Bull und blieb dort bis 2012, diente also unter Huub Stevens (derzeit Kandidat bei Werder Bremen) und Ricardo Moniz (vor kurzem bei 1860 München gefeuert). Steiners Vorgesetzter und Lehrmeister bei der Akademie war Percy van Lierop (nun Leiter der Nachwuchsabteilung des deutschen Fußballinternats Bad Aibling). Schinkels unterstützt Steiner bei jedem Training und sieht sich selbst vornehmlich als Scout, der ihm neue Spieler liefern wird. Schon im Winter werden Neue kommen, wie Blumauer bestätigt.

Eine holländische Philosophie wird ausgearbeitet

Ab sofort werde es so sein, dass "nicht mehr jeder Trainer seine Lieblingsspieler mitnimmt und die dann wieder gehen, wenn er weg ist. Wir möchten jetzt eine fußballerische Philosophie formulieren, die nachhaltig beim Verein bleibt, egal welcher Trainer und welcher sportliche Leiter am Werk ist und die über die Kampfmannschaft und die Reserve bis zur Jugend umgesetzt werden muss." Diese Philospophie werde man in den nächsten Wochen und Monaten ausarbeiten.

Wir sind gespannt und nach dem 1:1-Unentschieden des SKN gegen FAC - in dem über weite Strecken der Aufsteiger das Spiel gemacht hat - sehen wir sogar Frenkie Schinkels im Business-Bereich der NV Arena, weil auf den Flatscreens die Champions-League-Übertragung von Puls 4 läuft.

Mehr dazu:
>> Schinkels der neue starke Mann in St. Pölten
>> Ergebnisse und Tabelle Erste Liga

Clemens Schotola, Thomas Schöpf

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