17.12.2014 11:05 Uhr

Die Blades packt wieder der Irrsinn

Sheffield United - eine Leidenschaft für jung und alt
Sheffield United - eine Leidenschaft für jung und alt

Sheffield United steht völlig überraschend im Semifinale des englischen Ligacups. Ein 1:0-Sieg gegen Southampton, immerhin eines der großen Überraschungsteams in der Premier League, machte am Dienstagabend die Sensation perfekt. Die aktuell nur drittklassigen "Blades" lassen ihre Fans damit wieder einmal vom Irrsinn eines Cup-Abenteuers in Wembley träumen.

Sheffield, South Yorkshire. Wer England von seiner ehrlichen und ungeschminkten Seite abseits der Metropole London erleben will, ist hier an der richtigen Adresse. Könnte die Stadt sprechen, so hätte sie einiges zu erzählen. Davon, dass sie einst von George Orwell zur "in Hinsicht der Hässlichkeit absoluten Nummer eins in der alten Welt" ausgerufen wurde. Vom "Sheffield Blitz", als man im Dezember 1940 zur Zielscheibe der deutschen Bomber wurde.

Oder vom Zusammenbruch der Stahlindustrie in den 80er-Jahren, Sheffield lag am Boden. Lange Zeit prägte die Arbeitslosigkeit eine ganze Region, die Hipster und Bobo-Gesellschaft musste sich andere Brutplätze suchen. Auch der Fußball in der Stadt hängt schon seit Jahren in den Seilen.

Sheffield Wednesday, wo akutell Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu seinen Körper in die Schlacht wirft, muss sich mit der Zweitklassigkeit in der Championship abfinden. Sogar noch eine Liga darunter befindet sich Sheffield United in der League One. Eine Stadt, die mit dem Sheffield Football Club den ältesten heute noch existierenden Fußballverein der Welt beheimatet, kann von der Premier League momentan nur träumen.

Seit 1889 an der Bramall Lane

Dabei gehörten Sheffield Wednesday (vier Mal Meister, drei Mal FA-Cupsieger sowie je einmal Ligacupsieger und Gewinner der Charity Shield) und Sheffield United (einmal Meister sowie vier Mal FA-Cupsieger) einst zu den besten Adressen des Landes. Die Glanzzeiten liegen jedoch lange zurück.

Dennoch hält man in der Stadt seinen Lieblingen die Treue. Wednesday darf sich im Schnitt über 21.936 Fans pro Partie freuen, welche die Heimspiele der "Owls" in Hillsborough stürmen. Eine Traditionsstätte leider auch bekannt durch die größte Stadionkatastrophe, die den britischen Fußball nachhaltig verändern sollte.
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Auch die Anhänger von Sheffield United lassen sich vom tristen Alltag, der momentan Platz fünf in der dritten Liga ist, nicht in ihrer Hingebung zu den "Blades" beirren. Mit einem Durchschnittsbesuch von 19.489 Fans wäre man in Österreich vor Rapid (Schnitt von 17.016 Zuschauern pro Heimspiel im Ernst Happel-Stadion) auf Rang eins.
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Seit der Vereinsgründung 1889 spielen die Rot-Weißen an der Bramall Lane, die aktuell knapp 33.000 Plätze fasst und aufgrund der Dach- sowie Tribünenkonstruktion über eine beeindruckende Akustik verfügt.

In der vergangenen Saison stürmten die Blades Wembley

Dies erlebten in der vergangenen Saison speziell im FA-Cup auch einige große Favoriten und scheiterten in der Hexenkessel-Atmosphäre. Auch auswärts machten die "Blades" keine Gefangenen. Über Colchester United, Cambridge United, Aston Villa, Fulham, Nottingham Forest und Charlton Athletic stürmte der Außenseiter ins Semifinale.

Dort schien am 13. April 2014 die große Stunde gekommen. Die überwiegende Mehrheit der 71.820 Fans im Wembley National Stadium stand beim FA-Cup-Semifinale gegen Hull City im Lager des Außenseiters aus Sheffield. Der United-Anhang lag sich bei der 2:1-Pausenführung freudestrahlend an den Bierständen in den Armen. Man träumte bereits vom Finale gegen Arsenal und Europacup-Reisen. 45 Minuten später hatte man 3:5 verloren, wurde am Ende aber dennoch wie ein Sieger gefeiert.
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Auch in dieser Saison machen die Blades wieder als Cupspezialist auf sich aufmerksam. Im League Cup wurden Mansfield Town, West Ham United, Leyton Orient, die Milton Keynes Dons und nun auch Southampton ausgeschaltet. Der Irrsinn geht weiter.

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Christian Tragschitz

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