31.12.2014 10:00 Uhr

Die Erinnerung an Bruno Pezzey lebt

Bruno Pezzey als stolzer DFB-Pokalsieger
Bruno Pezzey als stolzer DFB-Pokalsieger

Am 31. Dezember 1994 wurde Bruno Pezzey mit nur 39 Jahren aus dem Leben gerissen. Der plötzliche Herztod bei einem Eishockeyspiel in Innsbruck schockte seine Familie, Freunde und Fußball-Fans. Der damalige ÖFB-U21-Teamchef galt als Vorzeigesportler und Gentleman. weltfussball erinnert an Österreichs 84-fachen Nationalspieler und einen der besten Verteidiger aller Zeiten.

Auch 20 Jahre danach klingt die Nachricht unglaublich: Eine Juxpartie in der Innsbrucker Olympia-Eishalle kurz vor dem Jahreswechsel wurde für einen Ex-Profi zur tödlichen Falle. Eine Woche später bei seinem Begräbnis am Fuße des Bergisels überflutete die Sonne fast sinnbildlich den Friedhof in Wilten. "Das ist typisch. Wenn man mit ihm gespielt hat, mit ihm zu tun gehabt hat, hat alles gestrahlt. Wir werden nicht trauern um dich, sondern uns die Freude bewahren, daß wir mit dir Fußball spielen durften", meinte ein tief berührter Hansi Müller, sein ehemaliger Mannschaftskollege beim FC Tirol.

Die Fußball-Prominenz rund um Franz Beckenbauer, Jean-Marie Pfaff, Hans Krankl und Herbert Prohaska nahm bei der Trauerfeier Abschied von einem Fußballer, der Österreich wie nur wenige im Ausland eindrucksvoll vertreten hatte.

Von Vorarlberg in die große Fußballwelt

Bruno Pezzey, der am 3. Februar 1955 in Lauterach geboren wurde, begann seine aktive Karriere in seinem Heimatort. Heute erinnert dort die "Sportanlage Bruno Pezzey" des FC Lauterach an den größten Sohn der Marktgemeinde. 1973 wechselte er in die Landeshauptstadt nach Bregenz, wo er mit dem damaligen FC Vorarlberg in der Nationalliga spielen konnte. Am 19. August 1973 krönte der 18-jährige Verteidiger sein Oberhaus-Debüt gleich mit dem Goldtor beim 1:0-Heimsieg gegen Austria Salzburg.
>> Die erste Oberhaus-Partie von Bruno Pezzey

Sein Talent blieb auch dem führenden Verein im Westen nicht verborgen: SSW Innsbruck sicherte sich 1974 die Dienste des großgewachsenen Abwehrspielers, der Kopfballstärke mit guter Technik paarte. Zu seinem späteren Markenzeichen sollte jedoch das Sliding-Tackling werden. Andere rutschten oder grätschten, Bruno Pezzey holte sich den Ball selbst am Boden noch mit Eleganz.

Auch in der Nationalmannschaft wollte man auf den Newcomer nicht verzichten und am 7. Juni 1975 feierte er beim torlosen Remis gegen die ČSSR im Wiener Praterstadion seinen Einstand im ÖFB-Team.
>> Das Debüt von Bruno Pezzey im Nationalteam

Höhepunkte seiner erfolgreichen Ära mit dem Adler auf der Brust waren die WM-Teilnahmen 1978 und 1982. Er war beim 3:2 in Córdoba ebenso dabei wie vier Jahre später bei der Schande von Gijón. Deutschland, immer wieder Deutschland - auch ein Vorgeschmack auf seine Vereinskarriere.

Legende in Frankfurt, Symbolfigur in Bremen

Zwei Meistertitel (1975 und 1977) sowie zwei ÖFB-Cupsiege (1975 und 1978) mit Innsbruck standen bereits auf der Visitenkarte, als sich Eintracht Frankfurt noch vor Juventus, Milan, Lazio und Torino um den Vorstopper aus Vorarlberg bemühte. Zunächst hieß es ein Engagement von Pezzey würde "das Gehaltsgefüge in Unordnung bringen". Am Ende aber nahmen die Frankfurter den Klassespieler trotzdem unter Vertrag.

Berufungen in die Welt- sowie die Europa-Auswahl unterstrichen seine internationale Anerkennung. Mit der Eintracht durfte sich Pezzey dann über den UEFA-Cup-Triumph 1980 (Goldtor durch den leider ebenfalls viel zu früh verstorbenen Fred Schaub, der Vater des heutigen Rapid-Hoffnungsträgers Louis Schaub) freuen, sein Doppelpack beim 5:1-Sieg nach Verlängerung im Halbfinal-Rückspiel gegen die Bayern ist in Frankfurt nach wie vor unvergessen.

Dazu kam für den beliebtesten Legionär der deutschen Bundesliga auch noch der DFB-Pokalsieg 1981, doch Finanzprobleme zwangen die Frankfurter 1983 zum Verkauf der Eintracht-Legende nach Bremen. Mit dem SV Werder stand Pezzey dann 1986 ganz knapp vor der Erfüllung des großen Traums. In der vorletzten Runde hätte ein Heimsieg gegen die Bayern den Meistertitel bedeutet, doch ein vergebener Elfmeter des sonst sicheren Penaltyschützen Michael Kutzop kostete den Hanseaten die Schale.

Das Abwehr-Bollwerk aus Österreich blieb jedoch auch in der Stunde der Niederlage gefasst und brachte das Geschehen gegenüber Reporter-Jüngling Jörg Wontorra auf den Punkt: "Fußball kann oft bitter sein!"

Auch gegenüber prominenten Trainern kein Duckmäuser

"Bruno Pezzey war für den SV Werder eine Symbolfigur und eine große Persönlichkeit. Nicht nur als Spieler, sondern auch durch sein korrektes und österreich-charmantes Auftreten",beschrieb Ex-Werder-Präsident Franz Böhmert seinen Abwehrboss. Gemeinsam mit Torjäger Rudi Völler war  Pezzey in Bremen eines der großen Aushängeschilder, auch gegenüber Werder-Langzeitcoach Otto Rehhagel blieb er kein "Duckmäuser". Seine Meinung zählte.

1987 lockte der FC Tirol nach dem Swarovski-Einstieg und Bruno Pezzey kehrte zurück nach Österreich. Unter Star-Trainer Ernst Happel gab es noch das Double 1989 sowie die Meisterschaft 1990 zu bejubeln, ehe er seine Spielerlaufbahn beendete. Mit einer Outdoor-Firma für Rafting plante er bereits für die Zeit nach der aktiven Karriere und stieg beim ÖFB zudem auch als Nachwuchs-Teamchef ins Trainergeschäft ein.

Seine gesundheitlichen Probleme schienen da kein Thema mehr. Im Winter 1980 hatte sich Pezzey beim Trainingslager in der Elfenbeinküste eine Viruserkrankung zugezogen, Schüttelfrost, starker Gewichtsverlust und Kreislaufprobleme waren die Folge. In Frankfurt sowie Jahre später nach seiner Rückkehr war er in Tirol beim Training zusammengebrochen.

Einen Kreislaufkollaps hatte Pezzey auch Anfang Jänner 1990 bei einem Hallenturnier in Bad Homburg, wo er zwei Minuten bewußtlos war und darauf einige Tage im Krankenhaus verbringen musste. Am 31. Dezember 1994 spielte er dennoch bedenkenlos Eishockey, fünf Minuten vor Schluss war ihm jedoch unwohl, der Ex-Teamspieler kam zur Bande und sagte noch "Ich fühle mich müde", ehe er zusammensackte.

Auch der herbeigerufene Notarzt konnte mit Stromstößen und Wiederbelebungsversuche nichts mehr retten, in der Innsbrucker Universitätsklinik ging der Kampf um das Leben von Bruno Pezzey endgültig verloren. Im österreichischen Fußball war am letzten Tag des Jahres niemand nach einer rauschenden Feier.

Mehr dazu:
>> Die Vereinsspiele von Bruno Pezzey
>> Die Länderspiele von Bruno Pezzey

Christian Tragschitz

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