19.02.2015 09:10 Uhr

Sporting: Mehr als nur Nani

Nani (M.) ist bei Sporting eine Lichtgestalt - aber nicht der einzige Leistungsträger
Nani (M.) ist bei Sporting eine Lichtgestalt - aber nicht der einzige Leistungsträger

Nur schwierig zu bezwingen, ein Shootingstar auf der Bank und ein gut zusammengestelltes Team – Sporting ist national und international ein Schwergewicht. Für deutsche Teams sind die Löwen allerdings ein Lieblingsgegner. weltfussball nimmt Wolfsburgs Europa-League-Gegner genauer unter die Lupe.

Die Situation in der Liga:

Unschlagbar, aber dennoch abgeschlagen. Klingt komisch, beschreibt die Situation von Sporting CP in der portugiesischen Liga dennoch treffend. Erst ein einziges Mal gingen die Löwen als Verlierer vom Platz, in den bisher drei Topspielen gegen den Lokalrivalen Benfica und den FC Porto sind sie ohne Niederlage (alle drei Spiele 1:1).

Eigentlich die Statistik eines Meisterschaftskandidaten. Der Schein trügt jedoch: Tatsächlich haben die Grün-Weißen auf Rang drei kaum noch Chancen auf den Titel. Auf Spitzenreiter Benfica fehlen neun Zähler, auch Porto ist fünf Punkte weg.
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Besonders zu Beginn der Saison suchte man zu lange nach seiner Form. Nach zehn Spielen lag Sporting nur auf einem enttäuschenden achten Tabellenrang, hatte bereits fünf Unentschieden auf dem Konto. Mittlerweile teilten die Grün-Weißen achtmal mit dem Gegner die Punkte. Zu häufig, um die Meisterschaft anzugreifen. Das erklärte Ziel ist mittlerweile die erneute Qualifikation für die Champions League.

Die Situation in Europa:

In der Gruppenphase der Königsklasse klopfte Sporting ans Tor zum Achtelfinale – bis Schalke am letzten Spieltag durch sein Siegtor in Maribor den Traum von der K.o.-Phase beendete. Immerhin sprang die Qualifikation für das Sechzehntelfinale in der Europa League heraus.

Die Spielweise:

In den Spielen gegen Schalke, Chelsea und Maribor zeigten die Löwen auf internationaler Bühne, was sie können, aber eben auch, was sie nicht können.

Stark ist Sporting vor allem im schnellen Umschaltspiel. Wenn der Gegner das Spiel macht und Räume zum Kontern bietet, können die Portugiesen über die schnellen Außen (meist Nani und Carrillo) diese auch effizient ausnutzen. Das bekam vor allem Schalke im José Alvalade zu spüren. Gegen tief stehende und taktisch klug eingestellte Mannschaften tut sich Sporting meist dagegen schwer – was auch die vielen Unentschieden in der Liga erklärt.

Der Trainer:

Steil bergauf – das ist die einzige Richtung, die Marco Silva auf der Trainer-Karriereleiter bislang kennt. Im Sommer 2011 übernahm er Estoril und startete voll durch: Aufstieg in die Primeira Liga im ersten Jahr, in den kommenden beiden Spielzeiten mit den Platzierungen fünf und vier das jeweils beste Abschneiden des Klubs aller Zeiten. Im Februar 2014 gelang seinem Team dazu der historisch erste Erfolg im Estádio do Dragão gegen Porto.

Es war eine Frage der Zeit, bis ein großer Klub anklopfen würde. Das passierte im Sommer, als Leonardo Jardim Sporting den Rücken kehrte und sich Monaco anschloss. Marco Silva ging den nächsten Schritt und wechselte in die Hauptstadt.

Trotz der zwischenzeitlich schwachen Platzierung ist der Vertrauensvorschuss für den 37-Jährigen riesig. Sporting stattete ihn mit einem Vertrag bis 2018 aus und die Verantwortlichen werden nicht müde zu betonen, mit Marco Silva in den nächsten Jahren wieder ein echter Titelkandidat zu werden.

Das Team:

Champions-League-Sieger, Klubweltmeister und vierfacher englischer Meister mit Manchester United, ein Sprössling aus der eigenen Jugend – die Rückholaktion von Nani im Sommer löste Jubelstürme bei den Sporting-Fans aus. Der Flügelflitzer sollte dafür sorgen, dass man nach dem portugiesischen Pokal 2008 endlich mal wieder einen Titel einfahren kann.

Zwischenfazit nach einem halben Jahr: Nani spielt eine solide Saison, war in 24 Pflichtspielen an 14 Treffern direkt beteiligt. Er zeigt jedoch zu häufig Anwandlungen von Egoismus und wirkt zumindest nicht optimal integriert. Der Linksaußen ist ein Leistungsträger, aber eben nicht der herausstechende, alleinige Megastar.

Stattdessen verteilt sich die Verantwortung auf mehrere Schultern: Nationalmannschaftstorhüter Rui Patrício zeigt regelmäßig starke Leistungen und ist als Mannschaftskapitän und Persönlichkeit wichtig. Rechtsaußen André Carrillo war bereits an 19 Pflichtspieltreffern direkt beteiligt und hat sich mit seinen schnellen Flankenläufen in die Notizbücher mehrerer Premier-League-Klubs gespielt. Experten sind sich einig, dass der 23-Jährige der nächste Star wird, der Sporting richtig viel Geld in die Kassen spült.

Im offensiven 4-3-3 spielt zudem der Sechser William Carvalho eine wichtige Rolle für die Struktur und die Statik des Spiels. Nach einer überragenden Vorsaison fiel dieser zwar im Herbst in ein Leistungsloch, leistete sich viele einfache Ballverluste und Fehlpässe. Seit Weihnachten zeigt seine Formkurve jedoch wieder steil nach oben. Gegen Wolfsburg muss der 22-Jährige wegen einer Sperre allerdings ebenso zusehen wie der am Oberschenkel verletzte algerische Sturmtank Islam Slimani.

Die Bilanz gegen deutsche Teams:

Vor dem Duell gegen den VfL Wolfsburg (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) könnten die statistischen Vorzeichen für Sporting kaum schlechter stehen. Die Bilanz gegen deutsche Teams in europäischen Wettbewerben liest sich verheerend. Bei zehn Gastspielen auf deutschem Boden gewannen die Löwen bislang nie (ein Remis, neun Niederlagen). Insgesamt siegte man in 20 Duellen erst zweimal gegen deutsche Europapokalvertreter.

Zumindest die jüngsten Erfahrungen geben für die Portugiesen Anlass zur Hoffnung: Gegen den FC Schalke machte Sporting zwei starke Spiele, verlor in Gelsenkirchen nur knapp 3:4 wegen eines sehr umstrittenen Strafstoßes und gewann das Heimspiel mit einem effizienten Konterfußball 4:2.

Jochen Rabe

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