13.04.2015 10:50 Uhr

Das irre Wochenende der Familie Prosenik

Philipp Prosenik sorgte im Prater für grün-weiße Ekstase
Philipp Prosenik sorgte im Prater für grün-weiße Ekstase

Dieses Wochenende wird die Familie Prosenik nicht so schnell vergessen. Zuerst ärgerte sich Trainer-Papa Christian am Samstagnachmittag in der niederösterreichischen Landesliga über ein 3:3-Remis und dann kam am Sonntag beim Bundesliga-Schlager zwischen Rapid und RB Salzburg der große Auftritt von Sohn Philipp. Ein grün-weißer Retter, der mit dem Fußball schon fertig war.

"Judas Prosenik!", die Choräle der Austria-Fans haben sich bei Christian Prosenik im Gedächtnis eingeprägt. Zuerst Mittelfeld-Feinmotoriker in Wien-Favoriten zu violetten Glanzzeiten mit Peter Stöger, Thomas Flögel, Arminas Narbekovas, Valdas Ivanauskas und dem heutigen Austria-Coach Andreas Ogris. Meisterheld mit seinem Kracher in der Südstadt zum Ausgleich beim 2:2-Remis gegen Admira Wacker 1991. Dann Staatsfeind Nummer eins nach seinem millionenschweren Wechsel nach Salzburg 1995, wo jedoch zunächst der Traum von der Champions League platzte.

Dieser erfüllte sich erst mit dem SK Rapid, wo er 1996 beim 4:2-Auswärtssieg im Playoff gegen Dinamo Kiev als Vorbereiter groß aufgeigte und anschließend in der Gruppenphase mit Spielen gegen die Superstars von Juventus und Manchester United belohnt wurde. Mit der dort "eroberten" United-Dress vom Leiberltausch sollte er noch jahrelang stolz zum Rapid-Training kommen.

Mittlerweile ist der 46-Jährige jedoch vom großen Fußball weit entfernt. Seine Trainer-Karriere führte ihn über Schwechat, den FAC und Simmering zum SV Leobendorf. Dort zuckte er am Fuß der Burg Kreuzenstein am Samstag beim Schlager der 1. NÖ Landesliga so richtig aus. 3:1 führte Leobendorf gegen den Kremser SC, war einen Mann mehr, vergab einen Elfmeter und kassierte in der Nachspielzeit das 3:3.

Gelb-Rot für den ehemaligen Rapid-Stürmer Mario Konrad und der folgende Ausgleich für den österreichischen Sensations-Cupsieger von 1988 durch den ungarischen Torjäger Robert Fekete nach Freistoß von Ex-Austrianer Christian Schragner erzürnten den Leobendorf-Coach, der seine Mannschaft noch am Spielfeld verbal gehörig zusammenstauchte.
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Und dann kam Prosenik Junior

Es war ein Vorgeschmack auf das, was am Sonntag 26.800 Fans im Ernst-Happel-Stadion und hunderttausende daheim vor den TV-Geräten begeisterte. Rapid gegen RB Salzburg: Das ist einfaches ganz großes Kino! Tot und beerdigt war eine völlig überforderte grün-weiße Mannschaft im Duell mit dem Klassenfeind.

Doch nach der Pause mit einem Mann mehr auf dem Feld und einem zusätzlichen Mann mehr auf den Tribünen zeigte die Mannschaft, warum sie Rapid-Dressen trägt. Die Aufholjagd erinnerte an bessere Zeiten in der ruhmreichen Geschichte des mit Abstand populärsten Sportverein des Landes.

Die "Joker P&P" stachen. Der zur Pause eingewechselte Philipp Schobesberger wirbelte am Flügel, traf und ließ den Prater beben. Als dann auch noch der im Finish in die Schlacht geworfene Philipp Prosenik in der Nachspielzeit zum 3:3 unter die Latte knallte, verwandelte sich das Happel-Oval in ein Tollhaus.

Vom Supertalent zum Fußball-Feind und nun Rapid-Retter

Die Karriere des Philipp Prosenik ist mit 22 Jahren schon eine unglaubliche Geschichte. Der am 3. März 1993 geborene Sohn des ÖFB-Teamspielers Christian galt im Rapid-Nachwuchs als Ausnahmetalent. Kein Wunder, dass sich Chelsea 2009 seine Dienste sicherte. Doch in London und auch ab 2012 bei AC Milan begann in Leidensgeschichte mit zahlreichen schweren Verletzungen.

"Ich war mit dem Fußball fertig", gesteht Prosenik Junior, der vor eineinhalb Jahren auch 15 Kilo mehr auf die Waage brachte. Rapid gab ihm eine neue Chance. "Er belohnte sich für die harte Arbeit auf dem Weg zurück", lobte Rapid-Coach Zoran Barisic. Der Weg ist noch nicht zu Ende, aber Philipp Prosenik schenkte allen Rapid-Fans und sich selbst einen unvergesslichen Sonntag.  

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Christian Tragschitz

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