13.06.2015 00:05 Uhr

Testsieg belebt Konkurrenz in der ÖFB-U21

ÖFB-U21-Teamchef Werner Gregoritsch war nach dem 3:1 über Bulgarien zufrieden
ÖFB-U21-Teamchef Werner Gregoritsch war nach dem 3:1 über Bulgarien zufrieden

Österreichs U21-Nationalteam feierte am Freitag einen 3:1-Erfolg über die Altersgenossen aus Bulgarien. Trotz zahlreicher Ausfälle war der Sieg verdient. Teamchef Werner Gregoritsch sah darin die Qualität der Jahrgangs bestätigt und freut sich auf die Qual der Wahl.

Die 550 Zuschauer auf der altehrwürdigen Hohen Warte erlebten einen blendenden Auftakt der österreichischen U21-Auswahl. Und das nicht nur, weil die Nachmittagssonne ihnen über die Naturarena hinweg direkt ins Gesicht strahlte. Das ÖFB-Team begann strikt nach der vorgegebenen Spielphilosophie überfallsartig. Bereits nach fünf Minuten mussten die Gäste den Ball erstmals aus dem Tornetz fischen.

Christian Derflinger bezwang mit einem Weitschuss den bulgarischen Tormann Georgi Kitanov. Es gibt Debüts, die unspektakulärer verlaufen. "Es war auf jeden Fall ein super Einstand für mich", gab der Torschütze nach dem Spiel zu Protokoll. "Natürlich, wenn man nach fünf Minuten das 1:0 macht, dann wird es noch leichter für das restliche Spiel, weil man Selbstvertrauen bekommt", so Derflinger.

Dabei hatte der bis Ende Juni noch beim Hamburger SV unter Vertrag stehende Mittelfeldspieler geradewegs zum richtigen Zeitpunkt Werbung in eigener Sache betrieben. Deflinger selbst blieb nach Schlusspfiff bescheiden. U21-Teamchef Werner Gregoritsch jubilierte derweil: "Er war ausgezeichnet, Derflinger ist für mich die Entdeckung des Spiels."

Blitzstart und dann etwas verzettelt

In der ersten halben Stunde kamen die Bulgaren angesichts der rollenden Angriffe der Österreicher kaum zu Entlastungsangriffen. Den einzigen Vorwurf, den sich das Team selbst machen konnte, formulierte Derflinger: "Wir hätten vielleicht das 2:0 nachlegen können." Plötzlich kamen dann auch die Gäste auf. Trotz Pausenführung gab es daher eine Standpauke vom Herrn Lehrer. "Wir haben 20 Minuten sehr gut gespielt, dann haben wir uns zu sehr in Zweikämpfe verzettelt und in ein kompliziertes Kurzpassspiel", so Gregoritsch.

Nach knapp einer Stunde erhöhte Nürnberg-Legionär Alessandro Schöpf schließlich doch auf 2:0 (62.). Den Bulgaren gelang aus dem Nichts der Anschlusstreffer. Radoslav Tsonev profitierte aus der Distanz von einem Platzfehler. "Das hat wohl verdammt blöd ausgeschaut von draußen", vermutete ein sonst an diesem Abend weitgehend selbst zum Zuschauer degradierter Tormann Daniel Bachmann, "aber so blöd es klingt, ich glaube nicht, dass ich etwas anders hätte machen können. Der Platz war eine Katastrophe, da waren einige Löcher drinnen. Ich hab noch nie ein Tor gekriegt, bei dem ich mich schmeiße und der Ball über mich drüber geht."

Obwohl Bachmann sogar beim englischen Fünftligisten Wrexham, wohin er von Stoke verliehen war, auch schon mal vor 12.000 Fans spielte, war er mit der Hohen Warte als Kulisse zufrieden: "Es war trotzdem schön, endlich mal in Wien zu spielen; Auch dass ein paar Hundert zu einem Freundschaftsspiel gekommen sind."

Österreichs Sieg war trotz des patscherten Gegentors nie in Gefahr. In der 83. Minute machte Schöpf den Sack endgültig zu und seinen Doppelpack perfekt. "Von den Spielanteilen haben wir uns den Sieg verdient aber es uns ein bisserl schwer gemacht", resümierte ein nichtsdestotrotz zufriedener Werner Gregoritsch nach dem gelungenen Test für die im Herbst anstehende EM-Qualifikation. "Die Bulgaren sind ja kein Jausengegner, sie können auch Fußballspielen. Sie haben ein paar Aktionen gezeigt, die mir gut gefallen haben", erklärte Gregoritsch, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Aserbaidschan, dem ersten Kontrahenten im September vermutete. Davor steht am Dienstag noch ein letzter Test in Norwegen auf dem Programm.

Gregoritsch ob der großen Auswahl glücklich

Das Länderspiel-Doppel hatte der Teamchef im Vorfeld zu Sichtungsspielen erhoben. Der Konkurrenzkampf um die Kaderplätze ist groß. "Auch wenn 14 Spieler fehlen, sieht man, es ist ein guter Jahrgang", so Gregoritsch. "Mir ist immer lieber ich hab mehr gute Spieler als weniger."

Auf einige Spieler hatte Werner Gregoritsch freiwillig verzichtet und damit auch ästhetische Abstriche in Kauf genommen: "Natürlich fehlen Spieler wie Schaub und Murg oder Gartner, die im spielerischen Bereich viel in die Mannschaft bringen. Aber der Kampfgeist, die Leidenschaft und Aggressivität, das war alles da. Und sogar schöne Spielzüge."

Der Stamm des Teams besteht aus 1994er-Jahrgängen, die bereits seit 2009 beisammen sind. Die 1995er machten zuletzt bei der U20-WM von sich reden. "Und nicht zu vergessen 1996", erinnerte Gregoritsch auch an die Juwelen Valentino Lazaro und Sascha Horvath.

Kein Platz für Hätti-Wari

Lazaro hat die U21-Nationalmannschaft bis dato dezent übersprungen, steht in der Regel schon unter den Fittichen von Marcel Koller. "Das ist das Los eines U21-Trainers", verwies Gregoritsch auf seine Rolle als Ausbildner für das A-Team und blickte zurück: "Ich sag jetzt einmal, wenn ich den 1992er Jahrgang gehabt hätte mit Sabitzer, Alaba wäre sogar noch dabei gewesen, Hinteregger, Wimmer und Lazaro, dann unterschreibe ich, dass wir zur EM fahren und dort unter die letzten Vier kommen."

Noch aber bleibt die U21-EM die einzige unbeschriebene Seite im Geschichtsbuch des ÖFB. Wenngleich Derflinger Österreich mit den Gruppenfavoriten Deutschland und Russland "auf Augenhöhe" sah, weiß Gregoritsch um die Schwierigkeit seiner Aufgabe: "Es gibt nie die beste U21. Denn das Nationalteam ist das wichtigste." Dieses will bekanntlich auch zur EM, ebenfalls via Russland.

Mehr dazu:
>> Lievticker-Nachlese Österreich U21- Bulgarien U21 

Sebastian Kelterer

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