13.06.2015 18:25 Uhr

Capellos eigenwillige Interpretationen

Fabio Capello will nichts von einem Schlüsselspiel für Russland wissen
Fabio Capello will nichts von einem Schlüsselspiel für Russland wissen

Für Russland lief die EM-Qualifikation bisher nicht nach Wunsch. Streng genommen hat die Sbornaja erst ein Gruppenspiel, 4:0 gegen Liechtenstein, gewonnen. Nach den widerlichen Szenen von Podgorica - Keeper Igor Akinfeev wurde durch einen Fackelwurf verletzt - waren die drei Punkte gegen Montenegro Russland (berechtigterweise!) erst am Grünen Tisch zuerkannt worden. Neben der Niederlage gegen Österreich teilte sich Russland gegen Schweden und Moldau jeweils die Punkte.

Der umstrittene Teamchef Fabio Capello versuchte dennoch bei der Abschlusspressekonferenz Zuversicht für das Spiel am Sonntagabend (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) auszustrahlen. Die bisherigen Spiele liefen nicht gut, es war viel Pech dabei, so Capellos Interpretation der bisherigen Qualifikationsspiele, die er den anwesenden Journalisten in die Notizblöcke diktierte. "Wir hatten nicht immer Glück, wenn Sie an das Spiel in Wien denken. Das Tor war dreifaches Abseits", erinnerte der russische Teamchef an das abseitsverdächtige Tor durch Rubin Okotie.

Shirokov sieht ÖFB-Elf unter Druck

Doch Capello fand auch positive Worte für die Mannschaft von Marcel Koller. "Österreich ist ein gutes Team im Konter und bei Standardsituationen sowie sehr kompakt im Spiel", lobte Capello die ÖFB-Equipe. "Die härtesten Spiele waren gegen Montenegro, Österreich und Schweden alle auswärts. Nun spielen wir zu Hause und wollen ein gutes Ergebnis holen." Der Brustton der Überzeugung fehlte dabei.

Während Capello die Fragen noch halbwegs mit Temperament elegant beantwortete, wirkte sein Kapitän Roman Shirokov nahezu unwillig und murmelte Sätze wie "Wir sind nicht nervös, auch wenn bisher nicht alles so gut lief" ins Mikrofon. Druck, die Qualifikation schon nach sechs Partien zu verspielen, verspürte Shirokov keinen. "Die Situation in der Tabelle ist nicht so gut, aber wir spielen zu Hause. Der Druck ist mehr am österreichischen Team", sagte der russische Kapitän.

Keine Stimmung im Torpedo-Stadion

Schweigsam und ernst verlief zuvor das Abschlusstraining der Sbornaja am späten Vormittag. Wortlos betraten die Spieler den Rasen des alten und baufälligen Torpedo-Stadions. Capello hielt eine längere Motivationsrede, die der versammelten Mannschaft freilich erst übersetzt werden musste. Erst bei einem kleinen Handballspielchen am Kleinfeld – die Tore mussten per Kopf erzielt werden – kam etwas Stimmung auf. Nach exakt 15 Minuten mussten die Medienvertreter allerdings die Tribünen verlassen.

Wieder nicht dabei war Abwehrrecke Sergey Ignashevich, ein wichtiger Pfeiler in Capellos Team. "Er wird für das Spiel nicht fit werden", kündigte Capello an, "ich habe aber zwei gleichwertige Optionen für seine Position." Wie Shirokov will Capello nichts von einem Schlüsselspiel wissen: "Morgen ist eines der wichtigsten Spiele, doch es sind dann noch vier weitere zu spielen."

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Clemens Schotola, weltfussball.at aus Moskau

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