19.07.2015 11:31 Uhr

Funktionäre verharmlosen Rassismus-Vorfall

Der Chef des russischen WM-Komitees Witali Mutko spricht von einem
Der Chef des russischen WM-Komitees Witali Mutko spricht von einem "Einzelfall"

Keine halbe Stunde rollte der Ball in der russischen Premier Liga, da zeigte sich das WM-2018-Gastgeberland schon wieder von seiner schändlichen Seite. Schlimmer als die "Affen"-Laute gegen Emmanuel Frimpong im Moskauer Spartak-Stadion waren aber die Reaktionen der Fußball-Bosse auf die rassistische Beleidigung des Ghanaers.

"Das Spiel wurde im Fernsehen übertragen. Alle haben gesehen, was passiert ist. Sie haben jemanden aus dem Spiel genommen, und dann kann er erzählen, was er will", sagte Witali Mutko. Soll heißen: Russlands Sportminister, zugleich Chef des russischen WM-Komitees, Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee und Verbündeter von FIFA-Chef Joseph Blatter, unterstellte Frimpong mehr oder weniger deutlich, gelogen zu haben.

Der früher bei Arsenal engagierte Ufa-Mittelfeldspieler Frimpong hatte in der Saisoneröffnungspartie den Spartak-Fans den Mittelfinger gezeigt und vom Schiedsrichter dafür die Rote Karte gesehen. Sein Vergehen räumte Frimpong ein, entschuldigte sich dafür, erklärte bei Twitter aber die Ursache: 

Der Vorfall zum Saisonauftakt kommt zu einem für Russlands Fußball ungelegenen Zeitpunkt. Am kommenden Samstag will sich der wegen Ukraine-Krise und Korruptionsverdächtigungen ohnehin kritisch beäugte WM-Ausrichter 2018 in St. Petersburg der Fußballwelt bei der Auslosung der Qualifikationsgruppen als strahlender Gastgeber präsentieren. "Ich denke nicht, dass es sich lohnt, diese Episode zu einem großen Skandal aufzubauschen", sagte Mutko und sprach von einem "Einzelfall".

Mehr als 200 solcher "Einzelfälle" hat die von der UEFA anerkannte Anti-Rassismus-Organisation FARE in Russland in den vergangenen Saisonen gezählt. Zu den beleidigten Spielern gehörten unter anderen die Brasilianer Hulk und Roberto Carlos. Yaya Toure von Manchester City drohte mit WM-Boykott, nachdem er im Champions-League-Spiel bei ZSKA Moskau beleidigt worden war. Weniger als eine Woche vor der WM-Auslosung müsse der russische Verband nun "endlich das Problem bekämpfen", forderte FARE nach dem Frimpong-Vorfall.

Die FIFA und das WM-Organisationskomitee verurteilten das Geschehen. Der Weltverband forderte auch eine Erklärung aus Moskau. "Es gibt keinen Platz für Rassismus oder irgendeine Form von Diskriminierung im Fußball", hieß es in einer Stellungnahme. Dies sei im Artikel 3 der FIFA-Statuten verankert - die gerade Mutko kennen sollte. Er reichte die Zuständigkeit an den russischen Verband (RFU) weiter.

Mehr dazu:
>> Rassismus-Eklat in russischer Liga

apa

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