06.08.2015 09:50 Uhr

Österreichs Meister als geschützte Werkstatt

Die Salzburger Enttäuschung nach der Pleite in Malmö
Die Salzburger Enttäuschung nach der Pleite in Malmö

Das achte Scheitern im achten Anlauf auf die Champions League war nur der letzte Beweis: Österreichs Meister RB Salzburg ist in dieser Saison zu einer geschützten Werkstätte mutiert. Die 0:3-Pleite am Mittwochabend bei Malmö FF zeigte alle aktuellen Probleme deutlich auf.

Diesmal kam für Salzburg bereits in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League das Aus, womit es nicht die Gruppenphase der Europa League als Trostpflaster und Auffangbecken gibt. Diesen Einzug muss man sich erst im Playoff erkämpfen, bei einer Leistung wie in den ersten 45 Minuten in Malmö keine Selbstverständlichkeit.

Es war erschreckend und peinlich was die "Bullen" da speziell in der Defensive ablieferten. Das bittere Deja-vu in Schweden wird Folgen haben.

Abwehrchef Martin Hinteregger: "Das war Schülerliga-Niveau"

Der unglaubliche Schnitzer vor dem 0:3 von Neuzugang Paulo Miranda, der vor der Saison aus São Paulo gekommen war, stand als Tiefpunkt einer erbärmlichen Vorstellung. Die eindeutigen Gesten von Martin Hinteregger, im Nationalteam sonst eine sichere Bank in der Defensive, zeigten die Ungläubigkeit über das Geschehen.

"Wir haben eine Top-Ausgangsposition gehabt. Defensiv war es in der ersten Hälfte aber eine Katastrophe. Das war auf Schülerliganiveau. Wir müssen überlegen, vom Kinderfußball wieder zu dem Fußball zurückzukommen, den wir unter Roger Schmidt gelernt haben. 'Eier, wir brauchen Eier', hat Oliver Kahn einmal gesagt. Das trifft auch auf unsere Situation zu", sprach Hinteregger nach dem Desaster Klartext.

Ähnlich äußerte sich auch Andreas Ulmer: "Es passt viel nicht bei uns im Moment. Das Spiel nach vor, auch das Spiel gegen den Ball ist kaum vorhanden. Da wird es schwierig, Spiele zu gewinnen. Qualität ist in der Mannschaft, aber die meisten Spieler müssen sich noch entwickeln. Wir müssen so schnell wie möglich punkten in der Liga, aber leicht wird das nicht."

Einer wollte kein Ausbildungstrainer sein, der Nachfolger ist es

Meistermacher Adi Hütter, der Salzburg in der vergangenen Saison zum Double geführt hatte, war es noch vor dem Ligastart zu bunt geworden. Er wollte nach den vielen Abgängen kein Ausbildungstrainer sein, sein Nachfolger Peter Zeidler ist es. Der Kommentar vom Neo-Chefcoach nach der Abreibung in Malmö war jedoch bedenklich: "Wir waren spielerisch von der Anzahl der Torchancen klar die bessere Mannschaft. Eigentlich haben wir den Gegner in der zweiten Halbzeit gar nicht nach vor kommen lassen."

"Was heute passiert ist, können wir gar nicht richtig begreifen. Wir waren sehr anfängerhaft, auch beim 2:0. Auch das 3:0 war ein hanebüchener Fehler. Aber selbst da, wir hatten unzählige Torchancen. Die Enttäuschung ist jetzt bei uns, bei der Mannschaft gar nicht in Worte zu fassen. Wir haben gut gespielt, aber die dilettantischen Fehler waren da. Das wird bestraft. Trotzdem lag das Tor in der Luft, wir hätten einen Elfmeter bekommen müssen. Das ganze Stadion hat die Luft angehalten. Wir hätten uns hundertprozentig das Weiterkommen verdient. Aber so ist Fußball", lautete die Analyse von Zeidler.

Leipzig wird für Salzburg zum Sargnagel

Noch in der vergangenen Saison musste sich der damalige-Sportchef Ralf Rangnick nach Malmö fragen lassen, ob er mit der gleichen Bedingungslosigkeit noch einen erneuten Versuch in der Champions League starten will. Er wollte nicht.

Der Ex-Sportboss zog weiter nach Leipzig und nahm Österreichs Meister die besten Spieler weg. Hinter mir die Sintflut. Insider im Reich von Red Bull sprechen vom "Napoleon-Komplex" des kleines Mannes. Dies lässt der neue Leipzig-Trainer nicht nur seine Mitarbeiter spüren.

Unglaublich wie in Salzburg eine Klassemannschaft, die auch international noch im Frühjahr 2014 gegen Ajax sensationellen Fußball spielte, auseinander gerissen wurde. Man ist zu einer geschützten Werkstätte geworden. Die Folgen sah man am Mittwochabend in Malmö.      

Mehr dazu:
>> Die Ergebnisse der dritten Qualifikationsrunde der Champions League

red

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