16.08.2015 10:40 Uhr

Begović im Chelsea-Tor: Die Nummer 1B

Asmir Begović wird das Chelsea-Tor hüten
Asmir Begović wird das Chelsea-Tor hüten

Kaltstart ins Titelrennen! Schon am zweiten Spieltag dieser jungen Premier-League-Saison kommt es am Sonntag (ab 17:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) zum Gipfeltreffen zwischen dem amtierenden Meister Chelsea und Vize Manchester City. Ein Duell der Superlative, das für einen Blues-Neuzugang zur großen Bewährungsprobe zwischen den Pfosten wird.

An den 2. November 2013 erinnert sich Asmir Begović bis heute mit einem breiten Grinsen. Damals gelang dem Schlussmann in Diensten von Stoke City ein spektakuläres Kunststück, das ihm einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde einbrachte. Als sechster Keeper der Premier-League-Geschichte erzielte er aus dem Spiel heraus einen Treffer – und das exakt 13 Sekunden nach dem Anpfiff! Ein 92 Meter langer Befreiungsschlag des Bosniers landete mit ein wenig Rückenwind hinter seinem Gegenüber Artur Boruc im Netz.

Ausgelassene Freude wollte bei Begović im Anschluss jedoch nicht aufkommen, ganz im Gegenteil: Der 1,96-Meter-Schlaks machte sogar beruhigende Gesten in Richtung der eigenen Fans. Aus Respekt vor seinem Torhüterkollegen wollte er sich nicht an dessen Pech ergötzen.

Eine Geste, die bis heute auf der Insel als Paradebeispiel für Fairplay gilt und entsprechend gewürdigt wurde. Begović genießt in England einen exzellenten Ruf, der am Sonntag einen besonderen Schub erhalten könnte.

Plötzlich im Rampenlicht

Im Mutterland des Fußballs werden Kicker wie Begović häufig als "Unsung Heroes" betitelt. Eine Hommage an diejenigen, die im Schatten schillernder Superstars den Erfolg ihrer Mannschaft garantieren. Die Zeit im Hintergrund ist für den WM-Teilnehmer von 2014 allerdings vorbei. Für knapp elf Millionen Euro als neue Nummer zwei von Stoke zu Chelsea gewechselt, steht der Schlussmann vor dem eminent wichtigen Auswärtsmatch in Manchester plötzlich im Rampenlicht.

Platzhirsch Thibaut Courtois flog zum Auftakt gegen Swansea nach einer Notbremse vom Platz, was Begović nun früher als erwartet zum Startelfdebüt beim Abramowitsch-Klub verhilft.

Freilich sind die Fußstapfen, in die der 28-Jährige an der Stamford Bridge in Zukunft tritt, riesig. Im Sommer endete die außergewöhnliche Ära des tschechischen Kultkeepers Petr Čech bei den Blues, nachdem ihm Courtois zuletzt den Rang abgelaufen hatte. In der Chelsea-Anhängerschaft war die Bestürzung groß, als ihr Liebling zum Stadtrivalen Arsenal flüchtete. Rufe nach einem hochkarätigen Nachfolger wurden lauter und lauter.

Um der immensen Belastung von mehr als 50 Pflichtspielen pro Saison gerecht zu werden, fiel die Wahl für die freigewordene Planstelle schließlich auf den ligaerfahrenen Rückhalt Begović. Auffallend dabei: Der Bosnier übernahm sogar die prestigeträchtige Rückennummer 1 von seinem Vorgänger, wenngleich die Chancen auf einen dauerhaften Stammplatz unter José Mourinho recht gering sein dürften.

Ein Karriereschritt nach vorn?

Mit seiner Entscheidung, seinen Posten als Führungsfigur einer Mannschaft aus dem tabellarischen Mittelfeld aufzugeben, um fortan als Back-Up zu dienen, ist Begović in prominenter Gesellschaft. Beinahe alle europäischen Top-Teams verfügen heute über zwei Keeper der Spitzenklasse. Oftmals avancieren Schlussmänner wie Begović oder Sven Ulreich, von nun an Stellvertreter von Manuel Neuer beim FC Bayern, zu einer Art "Nummer 1B". Souverän und erfahren genug, um bei Bedarf direkt und ohne merklichen Qualitätsverlust in die Bresche zu springen, gleichzeitig aber einverstanden mit der Zuschauerrolle, wenn Verletzungen und Sperren bei den Positionskonkurrenten ausbleiben.

Böse Zungen behaupten in solchen Situationen gerne, dass die Spieler ihren Ehrgeiz verloren oder gar ihre Karriere wegen des Geldes aufgegeben haben. Tatsächlich verdoppeln "1B"-Keeper nicht selten ihr monatliches Salär, wenn ein Champions-League-Dauergast anklopft. Ebenso reizvoll ist allerdings die Aussicht auf Bewährungschancen in einem der glanzvollen Gipfeltreffen, die national wie international laufend auf dem Programm stehen.

Kleiner Stern im Starensemble

Wie schnell und überraschend derartige Gelegenheiten auf den Plan treten können, beweist die Causa Begović: Bis zur 52. Minute der Partie gegen Swansea nur eine Randnotiz auf dem Spielberichtsbogen, steht er vor der pompösen Paarung Manchester City gegen Chelsea plötzlich im weltweiten Fokus. Zwischen Superstars wie Hazard und Agüero könnte der bescheidene Bosnier dabei zunächst wie ein kleines Sternchen wirken, doch auf der großen Bühne im Etihad Stadium kann er in Windeseile beweisen, dass sich das Vertrauen in ihn gelohnt hat.

Apropos Wind: Via Twitter ließ Begović kurz nach seinem Jahrhunderttor durchblicken, dass er seinen großen Moment trotz aller Gewissensbisse genossen hat: "Ja, es ist ein cooles Gefühl, mein erstes Tor für den Klub zu schießen. Ein Highlight meiner Karriere". Vermutlich nicht das Letzte für die neue Nummer 1B bei Chelsea.   

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Heiko Lütkehus

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