26.10.2015 12:06 Uhr

Wiener Derby bestätigt aktuelle Trends

Freudentänze bei der Austria
Freudentänze bei der Austria

Der lachende Derby-Sieger Austria Wien unterstrich beim bestbesuchten Bundesliga-Spiel seit zehn Jahren den Ruf als effizienter Minimalist, Rapid hingegen konservierte die Reputation als Achterbahn-Team. "Wir ernten die Früchte" gegen "es ist nicht alles schlecht", hieß es dementsprechend auch nach dem Spiel.

Dass Rapid nach dem Ausgleich auf den zweiten Treffer drängte, wurde bestraft. "Das tut weh. Natürlich hätte man auch mit dem 1:1 zufrieden sein können, aber das entspricht nicht unserer Mentalität. Wir wollen immer gewinnen", stellte Zoran Barisic fest.

Das konnte sein Gegenüber Thorsten Fink nur bestätigen. "Rapid hätte das 1:1 nicht gereicht. Ich wusste, dass es nach dem Ausgleich schwer werden würde. Mit den Zusehern gemeinsam konnten sie ein richtiges Powerplay aufziehen. Deswegen habe ich noch einen Stürmer gebracht", erklärte Fink seine taktischen Überlegungen.

"Mission accomplished" hieß es deswegen bei Kevin Friesenbichler: "Der Trainer hat mir vor der Einwechslung gesagt, ich soll über links kommen, in die Tiefe gehen und ein Tor machen. Ich hör ja auf das, was er sagt." Hat Thorsten Fink also hellseherische Fähigkeiten? "Ach. Das habe ich schon öfters zu einem Spieler gesagt", gab der Deutsche zu. Auf jeden Fall ist es eine unglaubliche Geschichte von Friesenbichler. Ein einziger Ballkontakt im Spiel, erstes Tor für die Austria überhaupt. "Ein Wahnsinns-Gefühl. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball", grinste der Stürmer.

Unerwarteter Siegtreffer

Die Art und Weise, wie die Austria zum Sieg kam, stieß Eigentorschütze Max Hofmann ordentlich sauer auf: "Die Austrianer sind nach dem 1:1 schon sehr oft am Boden gelegen. Sie wollten Zeit schinden und das Ergebnis über die Runden bringen. Es ist bitter, dass ihnen der Lucky Punch gelungen ist."

Auch Alexander Gorgon musste zugeben, dass er mit dem Siegtreffer nicht gerechnet hat: "Wenn du auswärts bei Rapid das 1:1 kassierst, dann musst du einfach versuchen, das Ergebnis zu halten. In unserem Fall haben wir sogar mehr daraus gemacht." Auch Philipp Prosenik hatte es mit der Ehrlichkeit: "Das Gegentor haben wir verdient bekommen. Wir waren einfach nicht anwesend."

Die Austria ist in dieser Saison der Meister der Effizienz. Siege mit dem geringstmöglichen Vorsprung sind nichts Ungewöhnliches. Dass die entscheidenden Tore just in den Phasen fallen, in denen es nicht danach aussieht, hat auch keinen Seltenheitswert. "Ich habe immer gesagt, ich will nicht in Schönheit sterben. Wenn ich mir in einem Spiel zehn oder zwölf Chancen herausspiele, aber nicht so viele Tore schieße wie der Gegner, dann hat das keinen Sinn", meinte Gorgon. "Wir gehen unseren Weg und lassen uns von außen nichts dreinreden. Ob dieser Weg gut oder schlecht ist, müssen andere beurteilen. Auf jeden Fall ist er sehr erfolgreich", stellte Friesenbichler klar.

Was man bei Rapid nicht hören möchte, sind Ausreden wegen der Doppelbelastung. "Natürlich brauchen wir sehr viel Energie. Aber es hat an der körperlichen und geistigen Frische nicht gefehlt. Es fehlt an Kleinigkeiten, wir haben das Glück auch nicht auf unserer Seite", gab Barisic zu Protokoll. "Es war ja nicht alles schlecht", meinte auch Max Hofmann.

Ist die Austria jetzt also die Nummer eins in Wien? "Heute und bis zum nächsten Aufeinandertreffen sind wir die, die das Derby gewonnen haben", so Fink. In der Tabelle sind fünf Punkte Unterschied zwischen den beiden Erzrivalen eine Tatsache. Meister-Kampfansagen hört man auf der einen Seite aber ebenso wenig wie Kapitulationen auf der anderen. "Wir waren ja auch schon sechs Punkte vorne. In dieser Liga ist alles möglich", meinte Prosenik. 

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Johannes Sturm

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