In Polen macht ein in Europa weitestgehend unbekannter Stürmer von sich reden. Nemanja Nikolić von Legia Warschau hat mit 15 Treffern in 13 Spielen eine beeindruckende Torquote. Grund genug, sich die Karriere des Knipsers genauer anzusehen.

Seit dieser Saison ist Nemanja Nikolić für Legia Warschau aktiv und hat sich augenscheinlich sehr gut eingelebt. Mit seiner beeindruckenden Trefferquote von 15 Toren in 13 Spielen ist er schon jetzt die Lebensversicherung der Hauptstädter, die in der Ekstraklasa aktuell acht Zähler hinter Tabellenführer Piast Gliwice auf dem vierten Rang rangieren.

Legia hat mit 27 Toren die beste Offensive der Liga, allerdings ist dies vor allem der Verdienst des 27-Jährigen. Er markierte mehr als die Hälfte aller Treffer. Die Statistik machte sich vor allem in den letzten vier Partien in der Ekstraklasa bemerkbar, denn Nikolić ist seit einem Monat der einzige Torschütze der Legioniści. Am vergangenen Wochenende netzte er nicht – und schon verlor Legia die erste Begegnung nach sechs Partien ohne Niederlage.

Spitzenstürmer aus dem Nichts?

Aber wer ist dieser bis dato unbekannte Stürmer, der aktuell zu den treffsichersten Knipsern Europas gehört? Nemanja Nikolić wurde am 31.12.1987 in Senta, einer Stadt im heutigen Serbien, geboren. Sein Vater ist Serbe, seine Mutter Ungarin, was ihn später auch bei seiner internationalen Karriere beeinflusste.

Nach den fußballerischen Anfängen in seiner Heimatstadt zog es den damals 19-Jährigen nach Ungarn, wo er zunächst für kleinere Klubs spielte, bis er vom Erstligisten Kaposvári RFC entdeckt wurde. Anfang des Jahres 2010 wechselte er nach guten Leistungen schließlich zum Videoton FC, der in der ungarischen Liga "Nemzeti Bajnokság" große Ansprüche anmeldete. Schon 2011 holte das Team erstmals in der Klubgeschichte die Meisterschaft. Vier Jahre später war es wieder so weit, Nikolić schoss seine Mannschaft mit 21 Buden in 24 Ligaspielen zum zweiten Ligatitel.

Karrieresprung?

Bereits 2013 entschied sich Nikolić, für das Heimatland seiner Mutter aufzulaufen. Er wurde in die Nationalmannschaft Ungarns eingeladen und traf in seiner zweiten Partie erstmals. Aktuell steht seine Quote in der Nationalmannschaft bei drei Treffern in 16 Spielen. Aber nicht nur in Ungarn machte sich der beidfüßig starke Angreifer einen Namen. Auch international wurden die Klubs nun auf ihn aufmerksam.

Angebote gab es nach Berichten der britischen "Daily Mail" unter anderem von Crystal Palace, Celta Vigo und Girondins Bordeaux. Am Ende entschied sich der Stürmer nach 108 Spielen und 114 Toren in der ungarischen Liga zu einem ablösefreien Wechsel nach Polen zu Legia.

Warschaus Scouting-Chef Michał Żewłakow meinte nach der Verpflichtung zufrieden: "Wir haben Nemanja oft spielen sehen und denken, dass ihm das Toreschießen im Blut liegt. Er ist ein Typ Spieler, der den Ball auf dem Platz sucht, einfach ein Spieler den wir brauchen. Nach fünf Jahren bei Videoton wollte er mehr probieren. Der Wechsel zu Legia ist kein zu großer Schritt für ihn."

Noch mehr Luft nach oben?

In der Tat ist der Offensivmann gut angekommen und trifft in der Liga, wie er will. Allerdings fehlen ihm ähnliche Quoten in der Europa League, wo er bisher in der Gruppenphase gegen den FC Midtjylland, Napoli und Brügge noch nicht traf. Sein letztes Länderspiel machte er im Juni, als er beim 4:0 gegen Litauen sogar ein Tor beisteuerte. Seitdem wurde er nicht mehr eingeladen.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass Nemanja Nikolić in der Form seines Lebens ist, wobei schon die hervorragenden Trefferquoten in Ungarn für sein Talent sprachen. Aktuell setzt er sich allerdings auch in Polen stark durch und könnte sich in den kommenden Jahren auch in den größten europäischen Ligen ins Gespräch bringen. Sollte er bis dahin auch noch in der Europa League seine Tore machen, wäre er sicher auch interessant für den einen oder anderen Bundesligaklub.

Florian Pütz