14.11.2015 13:23 Uhr

"Bombe im Stadion? Kaum zu verhindern"

Polizisten vor dem Stade de France. Schon jetzt kein ungewohnter Anblick
Polizisten vor dem Stade de France. Schon jetzt kein ungewohnter Anblick

Frankreich und die gesamte Welt wurden durch eine Reihe von IS-Terroranschlägen in Paris erschüttert. Nicht erst die 128 Toten werden die EURO 2016, die in sieben Monaten beginnt, zu einem Event von höchster Brisanz machen. Vor allem nach den Bomben vor dem Stade de France werden die Sicherheitsvorkehrungen bei den Spielen noch einmal drastisch erhöht werden.

Eine Explosion in einem vollbesetzten Stadion ist das Worst-Case-Scenario. Was macht einen solchen Anschlag so "attraktiv" für Terroristen? "Eine große Anzahl an potenziellen Zielen, eine relative Leichtigkeit, diese zu erreichen und eine enorme Publicity in der Folge", stellte Viktor Soloviov, ehemaliger Leiter der Abteilung für interne Gefahren im Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine, fest.

"Wenn es jemand darauf ankommen lassen will, dann wäre eine Bombe im Stadion mit den derzeitigen Sicherheitsstandards kaum zu verhindern", meinte Stadionarchitekt Lukas Hampl vom Architekturbüro RKW gegenüber weltfussball.

Wie kann man das Risiko also entschärfen? Durch strengere Sicherheitsmaßnahmen am Stadioneingang wie Körperscanner? "Solche Maßnahmen würden wahrscheinlich schon die Robustheit des Sicherheitssystems verbessern. Auf der anderen Seite wäre es schwer kontraproduktiv. Die Kosten würden in den Himmel schießen, außerdem müssten die Besucher stundenlang in einer Schlange stehen und wären auch dort ein offenes Ziel", so Krzystztof Liedel, der Direktor des Terrorism Research Centres der Warschauer Universität Collegium Civitas.

Physischer Schutz sei aber ohnehin nur die letzte Abwehrlinie, meinte Liedel. Der wichtigste Part in der Abwehr ist das proaktive, präventive Handeln, wenn Anschläge überhaupt erst geplant werden. Die Hauptaufgaben übernimmt daher der jeweilige Geheimdienst.

Frankreich bleibt ein Ziel

In der Geschichte kamen Anschläge auf Sportevents bereits vor. Bekanntestes Beispiel ist wohl das Olympia-Attentat von München 1972. Elf israelische Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf palästinensische Terroristen starben dadurch. In Erinnerung ist auch die baskische Bombe, die 2002 vor dem Bernabéu gezündet wurde und die Explosion beim Boston Marathon, bei der 2013 drei Menschen ihr Leben verloren.

Die Anschläge am 13. November in Paris konnten nicht verhindert werden. Die meisten Todesopfer gab es bei einem Konzert der Band Eagles of Death Metal zu beklagen. Ähnlich wie bei einem Fußballspiel sind bei Musikevents auch tausende Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht und bieten somit ein leichtes Ziel. Bei einem Konzert jedoch sind die Sicherheitsvorkehrungen weitaus geringer als bei einem Match.

Der IS hat im Bekennerschreiben angekündigt, dass Frankreich ein Ziel bleibt. In sieben Monaten, wenn der Ball bei der Europameisterschaft rollt, werden Millionen Menschen in den Stadien und in den Fanzonen sein. Es wird ein Event der allerhöchsten Sicherheitsstufe, mit einer ganzen Nation in Alarmbereitschaft. Einschüchtern lassen sich die Franzosen aber nicht, wie die lautstarke Intonation der Nationalhymne von Fans, die gerade aus dem Stade de France evakuiert werden, beweist.

Mehr dazu:
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Johannes Sturm

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen des Projekts eurotours 2015

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