19.11.2015 13:00 Uhr

Ligen-Check: Alarmstufe Rot bei den Blues

Bei Chelsea hängen derzeit die Köpfe
Bei Chelsea hängen derzeit die Köpfe

Arsenal und die Vereine aus Manchester liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel, Aston Villa und Sunderland stecken mal wieder im Tabellenkeller fest. Also alles wie gehabt im Mutterland des Fußballs? Weit gefehlt! Die historische Chelsea-Krise sorgt ebenso für Spannung wie der sensationelle Saisonstart von Leicester City. In der Länderspielpause wirft weltfussball einen Blick auf Europas Ligen. Zum Abschluss im Fokus: die Premier League.

Das Überraschungsteam: Leicester City

Rückblende März 2015: Die Foxes aus Leicester treten am 30. Spieltag bei den Tottenham Hotspur an. Zu diesem Zeitpunkt hält der Aufsteiger seit vier Monaten die Rote Laterne, kaum jemand traut dem Team noch den Klassenerhalt zu. Auch an der White Hart Lane geht Leicester leer aus – 3:4 nach einem offenen Schlagabtausch. Doch seit diesem Frühlingstag in London ist alles anders.

Sieben Siege aus den übrigen neun Partien sicherten dem Klub aus den East Midlands nicht nur die Erstklassigkeit, sie brachten die Zuversicht zurück ins King Power Stadium. Auch die überraschende Ausbootung des beliebten Nigel Pearson, der seinen Platz auf dem Trainerstuhl für Claudio Ranieri räumen musste, verkam zur Randnotiz. Unter Leitung des Italieners haben die Füchse den nächsten Entwicklungssprung gemacht und selbst Top-Teams das Fürchten gelehrt. Die Belohnung: Platz 3 nach dem zwölften Spieltag, noch vor Größen wie Manchester United oder Liverpool.

Zwar warten demnächst dicke Brocken auf den LCFC, doch nicht zuletzt dank der Abteilung Attacke um die Shootingstars Jamie Vardy und Riyad Mahrez, aktuell Erster und Zweiter der Torjägerliste, tritt das Team mit breiter Brust an. Ranieri zur Erfolgsformel: "Jeder muss sich anbieten. Wir haben einen lebendigen Konkurrenzkampf im Team. Das macht uns so stark". Stärker als je zuvor!

Die Tiefflieger der Saison: Chelsea FC

Derzeit reibt man sich verwundert die Augen, wenn der FC Chelsea auf dem Rasen steht. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, der komplette Kader der Blues sei im Sommer heimlich ausgetauscht worden. Vom souveränen Auftreten des Vorjahrs ist nichts mehr zu sehen. Der Klub durchlebt zurzeit eine Krise historischen Ausmaßes.

Beim Blick auf die nackten Zahlen dürfte selbst dem eigenwilligen José Mourinho ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Nach dem ersten Saisondrittel steckt die Millionentruppe knietief im Abstiegssumpf. Unfassbar: Schon jetzt hat der amtierende Champion vier Niederlagen (7) mehr kassiert als in der gesamten letzten Spielzeit. Mit 23 Gegentreffern stellen die Londoner aktuell die drittschwächste Abwehr der Liga. Ein halbes Dutzend Spieler sucht zudem seit Monaten verzweifelt nach der Form vergangener Tage. Viele Faktoren, ein Ergebnis: Bei den Blues herrscht Alarmstufe Rot.

Noch genießt The Special One das Vertrauen von Roman Abramovich, dem milliardenschweren Klubbesitzer. Schon Anfang Oktober ließ der 52-Jährige die Presse wissen, auf keinen Fall zurücktreten zu wollen. "Es gibt keinen besseren Trainer für diesen Klub als mich", gab der Portugiese damals trotzig zu Protokoll. Die Fans sind gleicher Meinung und kämpfen für seinen Verbleib, wissen allerdings auch um die Mechanismen der Fußballbranche. Startet Chelsea nicht bald eine furiose Aufholjagd, droht ein Jahr in der tabellarischen Versenkung. Noch üben sich alle Beteiligten in Geduld und setzen auf ein baldiges Ende des Tiefflugs. Doch wie lange noch?

Die Shootingstars: Jamie Vardy (Leicester City) und Odion Ighalo (Watford FC)

Karrieren wie diese lieben die Engländer: Ein vorbestrafter 28-Jähriger kämpft sich hoch und schießt plötzlich die halbe Premier League kurz und klein. Von einer bewegten Karriere zu sprechen, wäre im Falle von Jamie Vardy freilich untertrieben. Der Spätstarter erlebt derzeit die wohl schönste Phase seiner Laufbahn. Zwölf Ligatreffer in ebensovielen Partien haben dem wieselflinken Angreifer zuletzt sogar zum Debüt in der Nationalmannschaft verholfen. Der Stürmer bleibt bodenständig: "Wir haben uns diesen Erfolg hart erarbeitet. Ich profitiere Woche für Woche von unserem unglaublichen Teamgeist". Mit der EM in Frankreich im Blick dürfte die Vardy-Party noch ein Weilchen weitergehen.

>> Jamie Vardy: Besser spät als nie

Ähnlich treffsicher präsentiert sich auch der 25-jährige Odion Ighalo von Aufsteiger Watford FC. Der wuchtige Nigerianer hatte die Hornets im Vorjahr mit 20 Toren zurück in die Premier League geführt und knüpft daran mit bislang sieben Treffern auch im Oberhaus nahtlos an. Halb Europa soll den Nationalspieler bereits auf dem Zettel haben, ein Abschied im Winter gilt jedoch schon wegen der Vertragslaufzeit (bis 2020) als unwahrscheinlich. Gute Nachrichten für Watford, das weiter auf seine sportliche Lebensversicherung bauen kann.

Der Absteiger: Eden Hazard (Chelsea FC)

Passend zum tristen Herbst an der Stamford Bridge gilt der Belgier Eden Hazard als Sinnbild der Chelsea-Krise. Nach drei glänzenden Spielzeiten in London ist die Nummer 10 nur noch ein Schatten früherer Tage. Ein mickriger Pflichtspieltreffer, dazu drei Assists in der Liga – so lautet der maue Arbeitsnachweis des WM-Teilnehmers, der seine größte Stärke, die Unbeschwertheit, verloren hat. Sogar von Wechselgedanken war zwischenzeitlich die Rede. Zwar bleiben noch gut und gerne 30 Pflichtspiele, um sich aus dem Tief zu kämpfen, viel Kredit hat der 24-Jährige allerdings nicht mehr.

Mehr dazu:
>> Die Torjägerliste der Premier League
>> Die Tabelle der Premier League

Der Fahrplan für den weltfussball-Ligen-Check:

10.11. Portugal: Primeira Liga
11.11. Niederlande: Eredivisie
12.11. Türkei: SüperLig
13.11. Russland: Premier Liga
16.11. Frankreich: Ligue 1
17.11. Italien: Serie A
18.11. Spanien: Primera División
19.11. England: Premier League

Heiko Lütkehus

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