02.02.2016 16:15 Uhr

Transfercheck: Glücksgriff oder Risiko?

Andros Townsend wechselte von Tottenham nach Newcastle
Andros Townsend wechselte von Tottenham nach Newcastle

Mit Transferausgaben von rund 245 Millionen Euro nimmt die Premier League auch im Winter 2015/16 die Spitzenposition unter den großen europäischen Ligen ein. Die Serie-A-Klubs gaben bis zum Deadline Day ca. 83 Millionen Euro für neue Spieler aus, die 18 Bundesligisten investierten rund 48 Millionen. Spanier und Franzosen hielten sich mit Investitionen von 32 bzw. 31 Millionen Euro noch am ehesten zurück. Pünktlich zum Ende der Transferphase nimmt weltfussball die fünf größten europäischen Transfers unter die Lupe.

Giannelli Imbula (24 Mio. Euro; FC Porto → Stoke City)

Nur wenigen Spielern wurde so oft eine große Zukunft vorhergesagt wie Giannelli Imbula. Der 23-jährige Franzose galt schon in Marseille als bester Spieler im Kader, wechselte anschließend für 20 Millionen Euro zum FC Porto und steigerte seinen Wert im Trikot der Drachen in nur sechs Monaten um weitere fünf Millionen Euro. Dass Stoke City seinen bisherigen Transferrekord für den defensiven Mittelfeldspieler gebrochen hat, wundert nicht. Imbula gilt als technisch stark, körperlich robust und bringt mit über 160 Pflichtspieleinsätzen in Frankreich und Portugal bereits viel Erfahrung mit.

Fazit: 25 Millionen Euro sind zwar kein Schnäppchen, allerdings verfügt Imbula über großes Potenzial und scheint zumindest körperlich bereit für die Premier League. Nicht umsonst waren vor einem halben Jahr auch Tottenham, Inter und Borussia Dortmund an einem Kauf des Franzosen interessiert. Auf den ersten Blick scheint den Potters ein Glücksgriff gelungen zu sein.

Oumar Niasse (17,7 Mio. Euro; Lokomotiv Moskva → Everton FC)

Der 25-jährige Senegalese zählt nicht unbedingt zu den großen Namen im europäischen Fußball. Nachdem er die ersten Jahre seiner Karriere in seiner Heimat verbracht hatte, wechselte der offensive Mittelfeldspieler zur Saison 2013/14 zunächst in die Türkei, bevor er sich ein Jahr später Lokomotiv Moskva anschloss. Für die Russen erzielte Niasse in 41 Pflichtspielen 18 Tore. Mit 14 Scorerpunkten in 18 Einsätzen zählte er in dieser Saison zu den erfolgreichsten Akteuren der Premier Liga. "Er ist hungrig und arbeitet leidenschaftlich für den Erfolg", begründete Everton-Trainer Roberto Martínez die Verpflichtung des Spielers, den sein Verein angeblich "schon lange beobachtet."

Fazit: 18 Millionen Euro sind für einen Spieler, der seine Qualitäten bisher nur in der russischen Liga unter Beweis gestellt hat, ein teures Risiko. Niasse rückte zudem erst in den Fokus der Toffees, als Wunschspieler Andriy Yarmolenko dem Klub eine Absage erteilte. Als "zweite Wahl" könnte der Senegalese in der hochkarätig besetzten Elf und der neuen Umgebung einige Probleme bekommen.

Gerson Santos da Silva (16,8 Mio. Euro; Fluminense → AS Roma)

Bereits im Sommer sicherte sich die Roma die Dienste des 18-jährigen Brasilianers. Dabei stach der Tabellenfünfte der Serie A angeblich sogar den FC Barcelona aus. Das Talent des Youngsters ist unbestritten, in Südamerika werden bereits Vergleiche zu Spielern wie Angel Di Maria und James Rodríguez gezogen. Ob Gerson Santos da Silva den Erwartungen nach einer guten Saison für Fluminense auch in Europa gerecht wird, bleibt abzuwarten. Dass er das Potenzial dazu hat, deutete er in der brasilianischen Serie A zumindest an.

Fazit: In den meisten Fällen gehen die Klubs bei der Verpflichtung von jungen Brasilianern ein Risiko ein, das sich auszahlt – oder eben nicht. Gerson ist einer der Kandidaten, dessen sportliche Zukunft völlig offen scheint. Knapp 17 Millionen Euro für einen Teenager auszugeben, ist und bleibt allerdings ein Wagnis, das sich nur in den seltensten Fällen rentiert.

Jonjo Shelvey (15,7 Mio. Euro; Swansea City → Newcastle United)

Mit Ausgaben in Höhe von fast 40 Millionen Euro verdienten sich die Magpies im Winter ein Fleißkärtchen. Allein knapp 16 Millionen gingen für die Verpflichtung von Jonjo Shelvey drauf. Der sechsfache englische Nationalspieler gilt als einer der talentiertesten englischen "Achter" und überzeugte in den vergangenen zweieinhalb Spielzeiten mit konstant guten Leistungen im Trikot von Swansea City. Seine Jugend verbrachte der zentrale Mittelfeldspieler in Liverpool, den endgültigen Sprung in die erste Mannschaft schaffte er aber nie. In den ersten beiden Spielen im Newcastle-Trikot hinterließ der 23-Jährige einen überzeugenden Eindruck.

Fazit: Die Magpies mussten angesichts der sportlich kritischen Situation handeln und den Kader im Winter umbauen, neue Akzente setzen. Shelvey ist ein Arbeiter, der das Team im rauen Abstiegskampf nach vorne bringen kann. Sollte er das schaffen, wäre auch die durchaus knackige Ablösesumme gerechtfertigt.

Andros Townsend (15,7 Mio. Euro; Tottenham Hotspur → Newcastle United)

Obwohl erst 24 Jahre alt, hat Andros Townsend schon mehr Vereinsstationen gesehen als so manch 30-Jähriger. Aus Tottenham ging es leihweise unter anderem zu Watford, Millwall, Leeds, Birmingham, Ipswich, Leyton Orient und den Queens Park Rangers. Jetzt hat der Mittelfeldspieler in Newcastle eine neue Heimat gefunden. Sein Job bei den Magpies ist klar: Er soll eine der schwächsten Offensivabteilungen der Liga ankurbeln. "Wenn ich mein Potenzial ausschöpfe und meine Fähigkeiten voll einbringen kann, werden die Leute schnell sagen, dass ich ein Schnäppchen bin", ist sich der 24-Jährige sicher. 

Fazit: Seit knapp zwei Jahren hat Townsend in der Premier League nicht mehr über 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Ständige Verletzungen und Formschwankungen haben ihm das Leben schwer gemacht. Dass Newcastle dennoch mehr als 15 Millionen Euro für ihn zahlte, zeigt schlicht und ergreifend, wie verzweifelt die Magpies sind.

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Christian Schenzel

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