22.02.2016 04:08 Uhr

EM 2016: Alles im Zeichen der Sicherheit

Die schlimmen Bilder vom 13. November 2015 sind noch überall präsent
Die schlimmen Bilder vom 13. November 2015 sind noch überall präsent

Fußball unter Polizeischutz, Fan-Meilen mit Militärpatrouillen, Gendarmerie um die Stadien. Spieler, Fans und Besucher werden bei der EM in Frankreich viel Geduld brauchen - für Kontrollen, Checks, Durchsuchungen.

Während Diskussionen um potenzielle Titelfavoriten, Turnierstars und Torschützenkönige noch kaum zu vernehmen sind, redet Frankreich nach den Terroranschlägen vom vergangenen Jahr über die Sicherheit bei den 51 Spielen vom 10. Juni bis 10. Juli. Die zehn Stadien in Saint-Denis, Paris, Lens, Lille, Bordeaux, Toulouse, Marseille, Nizza, Lyon und Saint-Étienne werden viele der 2,5 Millionen erwarteten Besucher und 24 EM-Teams auch an Festungen erinnern.

Die jüngste Terrorserie begann am 13. November und hat auch das Bewusstsein der deutschen Fußball-Stars und Bundestrainer Joachim Löw verändert. Während des Länderspiels zwischen Frankreichs Équipe Tricolore und der DFB-Elf (2:0) in Saint-Denis im Norden von Paris sprengten sich vor dem Stadion drei Islamisten in die Luft.

Zuvor hatten sie versucht, den Terror ins Stade de France zu tragen, waren aber nicht hinein gekommen. Zeitgleich ermordeten zwei andere Terrorkommandos in Paris Menschen vor Cafés und Restaurants, in einem Konzertsaal. 130 Unschuldige wurden in Saint-Denis und Paris getötet.

Polizei und Militär überall

Seitdem herrscht Ausnahmezustand in Frankreich. Das Parlament hat die umfassenden Rechte für Polizei und Ermittler gerade erst um drei weitere Monate bis zum 26. Mai verlängert. Zwei Wochen später steht das Auftaktspiel von EM-Gastgeber Frankreich gegen Rumänien am 10. Juni an - im Stade de France. Vielen Politikern bereitet das schon Kopfzerbrechen. Der konservative Sicherheitsexperte Eric Ciotti fordert eine Verlängerung des Ausnahmezustandes auf die Zeit der EM.

Den Kampf gegen den Terror werden auch EM-Reisende sofort bemerken: Militärs wachen unterm Eiffelturm, kontrollieren am Louvre, sind auf Straßen und Plätzen präsent - die teils schweren Waffen sind stets im Anschlag. Solche Bilder haben Auswirkungen auf die Attraktivität der Touristenhochburg Paris. Je nach Herkunftsland ist die Zahl der Besucher nach den Anschlägen um bis zu 38 Prozent zurückgegangen.

Jedes Großereignis ist ein Ausnahmezustand

Staatschef François Hollande, am 13. November im Stadion und von seinen Bodyguards nach den Explosionen herausgeschleust, lässt keinen Zweifel an der Priorität: "Wir wollen solche sportlichen Spektakel organisieren, weil wir nicht klein beigeben wollen, aber gleichzeitig wollen wir noch strenger sein bei der Sicherheitsplanung." Für Hollande ist eine sichere EM auch willkommene Ergänzung der Pariser Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024.

Einen Vorgeschmack in Sachen Sicherheit gab es beim Rugby-Spiel Anfang Februar zwischen Frankreich und Italien, der ersten Sportveranstaltung im Stade de France nach den blutigen Attacken. Fans sollten wegen der Kontrollen frühzeitig zum Stadion kommen, die Zahl der eingesetzten Polizisten wurde verdreifacht, beim Sicherheitsdienst standen statt sonst 750 etwa 900 Mitarbeiter bereit, Spürhunde und Scharfschützen wachten am Stadion.

"Gewaltige Herausforderung" für die Sicherheit

Anderes Ereignis, ähnliches Bild: Die US-Rockband Eagles of Death Metal spielte Mitte Februar erstmals wieder ein Konzert in Paris. Ihren Auftritt am 13. November im "Bataclan" - parallel zum Spiel der DFB-Elf - hatten die Terroristen gestürmt und 90 Menschen ermordet. Die Rückkehr der Band nach Paris war vor dem Konzertsaal von mehreren Reihen Sicherheitsgatter geschützt. Ohne Ticket gab es 100 Meter vor dem Gebäude kein Durchkommen mehr. Besucher mussten durch vier Sicherheitschecks - die Ticketkontrolle noch nicht mitgezählt.

Frankreichs Sportminister Patrick Kanner sieht eine "gewaltige Herausforderung" für die Sicherheit bei den EM-Spielen. Auf dem Weg in die Stadien kündigt er den Besuchern schon mal vor jedem Spiel zwei Leibesvisitationen an. "Es wird einige Zeit dauern, in die Stadien zu gelangen", sagte Kanner im französischen Fernsehen, "ins Stadion zu kommen ist nicht, wie zu sich nach Hause zu gehen."

Auch innerhalb der Stadien fackelt die ohnehin nicht als zimperlich geltende französische Polizei in Zeiten von Terrorbedrohung und Ausnahmezustand nicht lange. Im Pariser EM-Stadion Parc des Princes wies ein Uniformierter beim Champions-League-Spiel zwischen Paris St. Germain und Chelsea (2:1) vermeintlich zu überschwänglichen Torjubel britischer Fans sofort in die Schranken - der Polizist drohte unmissverständlich mit dem Einsatz von Tränengas.

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