17.05.2016 14:05 Uhr

Lizenzverzicht: Grödig zieht sich zurück

Manager Christian Haas verkündet: Lichter aus in Grödig
Manager Christian Haas verkündet: Lichter aus in Grödig

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga zieht sich der SV Grödig aus dem Profifußball zurück. Wie Obmann Christian Haas am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz bekanntgab, verzichtet der Verein aus wirtschaftlichen Gründen auf ein Antreten in der Ersten Liga 2016/17: "Beim SV Grödig gehen die Lichter aus."

"Es ist ein schmerzvoller Tag für den SV Grödig", sagte Haas und erläuterte eine seiner Ansicht nach schwierige, aber gut überlegte Entscheidung. "Wir haben in den vergangenen Jahren alles probiert, um in der Bundesliga Fußball zu spielen. Wir haben eine Zufahrt und Parkplätze gebaut, aber der Verein ist nie richtig von der Salzburger Wirtschaft und den Salzburger Zusehern angenommen worden", gab der 38-Jährige im VIP-Zelt des Stadions zu Protokoll.

Bei den letzten Heimspielen gegen Salzburg und Rapid habe man gerade einmal 2.000 Zuseher gezählt. "Das sagt alles. Und in der Ersten Liga wären dann vielleicht 400 bis 600 Zuseher gekommen." Haas rechnete am Dienstag mit einem notwendigen Budget von rund zwei Millionen Euro, um in der Ersten Liga "halbwegs" mitspielen zu können. Er halte es darum für klüger, einen Schritt zurück zu machen.

"Wir hätten die Lizenz zwar ohne Auflagen bekommen, aber es ist angesichts einer bevorstehenden Bundesliga-Reform besser, nicht in der Ersten Liga zu spielen", sagte Haas. "Wir haben uns alle sehr bemüht. Leider wurde das Projekt 'Bundesliga in Grödig' seitens der Wirtschaft und der Zuseher nur rar angenommen." Der Verein soll nach Möglichkeit in der Regionalliga West weiterspielen. Hier liegt der Ball jedoch beim zuständigen Landesverband.

Haas wollte eine Rückkehr in den Profifußball aber nicht ausschließen: "Was in den nächsten Jahren sein wird, ist unklar. Wir schauen einmal, was die Reform der Bundesliga bringt. Vielleicht wollen wir wieder einmal angreifen."

Den Zukunftsausblick verband er mit Kritik am aktuell heftig diskutierten und vor einer Änderung stehenden Format des heimischen Profifußballs mit seinen beiden Profi-Zehnerligen. "Wir sind überzeugt, dass es in Österreich nur eine Profiliga geben kann, egal, ob das jetzt zwölf oder 14 Vereine sind. Aber zwei Profiligen sind eindeutig zu viel. Man sollte etwa nicht vorschreiben, dass man in der zweiten Liga 20 Profis braucht", führte Haas an.

Dorfklub-Wunder

Nach drei Jahren in der Bundesliga und zwischenzeitlicher Europacup-Teilnahme hatte Grödig in dieser Saison den Klassenerhalt verpasst. Trainer Peter Schöttel hatte schon vor dem letzten Spiel in Mattersburg angekündigt, den Weg in die Erste Liga nicht mit anzutreten. Darüber hinaus hatten bis dato auch nur zwei Spieler einen für die zweite Leistungsstufe gültigen Vertrag.

Als Spielort bleibt Grödig der Ersten Liga hingegen erhalten. Der auf vier Jahre abgeschlossene Vertrag mit der Salzburg-Filiale FC Liefering laufe weiter, so Haas.

Der Verein aus der 7.000-Einwohnergemeinde war von 2002/03 innerhalb einer Dekade von der 1. Klasse in die Bundesliga marschiert und sorgte mit Platz drei bei der Oberhaus-Premiere 2013/14 für Furore und eine Europacupteilnahme: In der Qualifikation der Europa League setzte man sich erst gegen den FK Čukarički durch, scheiterte dann aber am FC Zimbru. Im Jahr darauf musste man sich in der Bundesliga mit Rang acht zufriedengeben, ehe heuer in der vorletzten Runde der Abstieg zur bitteren Gewissheit wurde.

Den Erfolg hatte Haas mit einer One-Man-Show möglich gemacht. Vom Ausstieg des Hauptsponsors Scholz 2015 ließ er sich dabei ebenso wenig beirren wie dem Wettskandal um Ex-Grödig-Spieler Dominique Taboga oder den enttäuschenden Zuschauerzahlen, die trotz Stadionausbaus auch in der laufenden Saison bei durchschnittlich nur 1.500 Besuchern lagen. Nun hat Haas aber genug.

Die Tür ist für Grödig zu

Wie es seitens der Bundesliga in einer ersten Reaktion hieß, sei der "Lizenzverzicht des SV Grödig ist bestimmungsgemäß innerhalb der verbandsinternen Frist bei der Bundesliga eingegangen und kann nicht widerrufen werden."

Erster Profiteur des Grödiger Rückzugs ist der Floridsdorfer AC. Dem "sportlichen Absteiger" bleibt der Abschied aus der Ersten Liga erspart. Zuvor war dem Konkurrenten Austria Salzburg bereits insolvenzebdingt die Lizenz für die kommende Saison entzogen worden.

Damit könnte sich aber nun auch die Frage nach dem Aufstieg in die Erste Liga erübrigen, sollte es bei einer möglichen Nicht-Erteilung der Lizenz für Austria Klagenfurt bleiben. Dann könnten sich Regionalliga-West-Meister Wattens und sein Pendant aus der Regionalliga Mitte, wahrscheinlich Blau Weiß Linz, nämlich die Relegation ersparen.

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apa/red

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