10.06.2016 13:05 Uhr

Kroatien will EM-Trauma überwinden

2008 lag Kroatien am Boden
2008 lag Kroatien am Boden

Im Leben von Ivan Rakitić läuft seit Jahren alles bestens. Der frühere Schalker hat gerade mit dem FC Barcelona die spanische Meisterschaft gewonnen, im vergangenen Jahr auch die Champions League und den Weltpokal.

Jetzt träumt der strategisch ungemein kluge Mittelfeldspieler vom EM-Titel mit Kroatien. Doch vor dem Auftaktspiel seines Teams am Sonntag gegen die Türkei kommen bei Rakitić wieder Erinnerungen hoch, die ihn seit mittlerweile acht Jahren peinigen. Denn bei der Europameisterschaft 2008 schieden die Kroaten gegen eben jene Türken auf eine irrsinnige, dramatische, davor und danach in der EM-Geschichte nie wieder gesehene Art und Weise aus. "Das war der schwierigste Moment meiner Karriere", sagte Rakitić im "Kicker"-Interview. "Sowas möchte ich nicht noch einmal erleben."

118 Minuten lang passierte damals nicht viel in jenem Viertelfinal- Drama von Wien. Dann köpfte Ivan Klasnić von Werder Bremen kurz vor dem Ende der Verlängerung das 1:0. Die Kroaten feierten ihren vermeintlichen Siegtreffer so ausgiebig, dass sie die Konzentration für die letzten Sekunden des Spiels völlig verloren. Ausgerechnet Rakitić spielte den Pass ins Abseits, der zum schicksalhaften Freistoß führte. Die Türken schossen den Ausgleich, von diesem Schock erholten sich die Kroaten nicht mehr. Beim folgenden Elfmeterschießen scheiterten drei ihrer vier Schützen, auch Rakitić zählte dazu. "Am liebsten hätte ich mich danach in einer dunklen Ecke verkrochen", sagte er.

Niederlage wertvolle Erfahrung

Bei der Revanche an diesem Sonntag in Paris sind auf beiden Seiten noch jeweils vier Spieler von damals mit dabei. Rakitić, Luka Modrić, Vedran Ćorluka und Darijo Srna bei den Kroaten. Arda Turan, Mehmet Topal, Hakan Balta und Gökhan Gönül beim Gegner.

Dazu kommt noch Trainer Fatih Terim, der das beste Beispiel dafür ist, welches Selbstvertrauen die Türken noch acht Jahre später aus diesem Sieg ziehen. Wenn der impulsive und herrische Coach trotz einer nur äußerst glücklich zustande gekommenen Qualifikation schon beinahe großspurig in diese EM geht, dann hat das immer noch etwas mit dem denkwürdigen 20. Juni 2008 im Wiener Ernst-Happel-Stadion zu tun. "Die Türkei gibt niemals auf, das ist in unserer DNA", sagte Terim. "Wir haben in der Vergangenheit schon das Halbfinale erreicht. Warum sollten wir es in Frankreich nicht bis ins Endspiel schaffen? Wenn wir gegen Kroatien gut starten, können wir weit kommen."

Rakitić und Co. haben dagegen lange gebraucht, um den Knockout von 2008 zu verdauen. Mittlerweile setzen sie darauf, dass diese schmerzhafte Niederlage auch eine wertvolle Erfahrung war, die ihnen im weiteren Verlauf ihrer Karriere noch einmal helfen könnte.

Volk stolz machen

Rakitić und sein kongenialer Partner Modrić von Real Madrid waren damals noch die blutjungen Lehrlinge an der Seite von Haudegen wie Niko und Robert Kovač Mittlerweile führen sie selbst eine sehr veranlagte Generation um Profis wie Mario Mandžukić, Marcelo Brozović oder Ivan Perišić an. Dieser Generation trauen Experten durchaus zu, endlich aus dem Schatten der früheren WM-Helden um Davor Šuker zu treten.

"Es ist Zeit für Kroatien, endlich wieder etwas Großes zu erreichen. Wir wollen unser Volk stolz machen", sagte Rakitić . "Wir glauben an uns und wir haben eine gute Kombination aus erfahrenen und jungen Spielern, die fast alle bei großen Clubs in Europa spielen." Und was ist mit der Revanche für 2008? "Ich möchte diese Erinnerung an die Türkei beenden und durch etwas Positives ersetzen", meinte er.

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