04.07.2016 16:56 Uhr

Kritik und Rückendeckung für Mehmet Scholl

Berti Vogts verteidigt Löw und kritisiert Scholl
Berti Vogts verteidigt Löw und kritisiert Scholl

Der frühere Bundestrainer Berti Vogts hat den aktuellen DFB-Coach Joachim Löw verteidigt und Kritiker Mehmet Scholl gemaßregelt. "Am Mikrofon ist es immer leicht, so etwas zu bewerten oder zu zerreden. Da sollte man sich ruhig ein wenig zurücknehmen", sagte Vogts dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit Blick auf Scholl, mit dem als Spieler er 1996 Europameister wurde.

Mit welchem System er spielen lasse, sei "die Entscheidung des Trainers, und die muss akzeptiert werden". Das System mit der Dreierkette "hat funktioniert, also muss man Joachim Löw gratulieren – ohne Wenn und Aber".

Derweil nahm ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky seinen Experten Scholl in Schutz. "Mehmet Scholl ist ein hochgeschätzter Kollege und Experte, dessen Aufgabe es ist, seine persönliche Sichtweise zu den Spielen darzulegen. Diese Aufgabe löst er hervorragend, indem er mit seiner unverwechselbaren Art begeistert", sagte Balkausky dem RND.

Emotionen, Meinungsverschiedenheiten und hitzige Debatten gehörten laut Balkausky eben mit dazu. Außerdem würden von allen Seiten Originale und starke Charaktere im Fußball gefordert, "Mehmet Scholl vereint all dies in seiner Persönlichkeit. Damit ist und bleibt er für uns die ideale Besetzung".

Scholl hatte DFB-Chefscout Urs Siegenthaler "und Konsorten" als Fehler-Einflüsterer bei Löw ausgemacht und vor fast 30 Millionen TV-Zuschauern darüber geschimpft, dass dieser Löw falsche Tipps - wie eben die Umstellung auf eine Dreierkette gegen Italien im EM-Viertelfinale - gebe. "Der Herr Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, morgens liegen bleiben, die anderen zum Training gehen lassen und nicht mit irgendwelchen Ideen kommen", hatte Scholl gesagt.

Kritik kommt von Kohler und Novotny
Neben Vogts springen auch die ehemaligen Nationalspieler Jürgen Kohler und Jens Nowotny dem Bundestrainer zur Seite: "Für den Sportler ist es wichtig, dass man seine Ziele erreicht. Das hat Löw gemacht. Da ist es absolut legitim, dass er das System ändert", sagte Kohler bei "kicker.tv – Der Talk" am Montagabend.

"Kritik muss man äußern dürfen - da bin ich voll dabei. Man muss aber immer den Respekt wahren. Man hat das Gefühl, wir Experten können uns nicht mehr freuen. Wir suchen immer nach Kritikpunkten", sagte Nowotny, und Kohler führte aus: "Wenn wir am Sonntag den Pokal hochhalten, fragt niemand mehr danach, ob das gegen Italien gut oder nicht gut war. Ich fand die Diskussionen über das System völlig überzogen."

Mit Blick auf das Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich am Donnerstag (21:00 Uhr) wünscht sich Kohler eine Leistungssteigerung des DFB-Teams. "Ich glaube, dass wir uns steigern müssen. Die Leistung gegen Italien reicht nicht gegen die Franzosen", sagte er und stärkte zudem dem bei der EM bislang glücklosen Thomas Müller den Rücken: "Er spielt immer am oberen Limit, dass der Junge mal durchschnaufen muss und eine schwächere Phase hat, ist menschlich. Ich glaube, dass Thomas Müller das entscheidende Tor machen wird."

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