05.07.2016 08:27 Uhr

Robson-Kanu siegt im Transferpoker

Hal Robson-Kanu jubelt nach seinem Treffer gegen Belgien
Hal Robson-Kanu jubelt nach seinem Treffer gegen Belgien

Mit seinem Transferpoker ist Hal Robson-Kanu jetzt schon der große Gewinner im walisischen Überraschungsteam. Vor dem Turnier ließ der Stürmer seinen Vertrag beim englischen Zweitligisten Reading absichtlich auslaufen - und freut sich nach starken Auftritten über reichlich Angebote.

"Das war ohne Zweifel die beste Entscheidung meines Lebens", schwärmt der 27-Jährige vor dem Halbfinale gegen Portugal am Mittwoch in Lyon.

Im größten Spiel seiner Karriere will Robson-Kanu nun im Duell mit Cristiano Ronaldo & Co. beweisen, dass er kein One-Hit-Wunder ist. Besonders der vorentscheidende Treffer in der Runde der besten Acht zum 2:1 gegen Belgien, als er drei Abwehrspieler mit einer feinen Drehung aussteigen ließ, sorgte für Aufmerksamkeit. Am selben Tag, dem 1. Juli, war er erstmals auch offiziell ohne Job. Neben Meister Leicester City sollen dem Pay-TV-Sender "Sky" zufolge nun gleich drei weitere Premier-League-Clubs an ihm interessiert sein.

Sein Agent sei schwer beschäftigt, bestätigte er mit einem etwas naiven Lächeln auf dem Podium im walisischen EM-Quartier von Dinard. "Das ist eine der Sachen, die es zu einer einzigartigen Situation für mich machen." Den Großteil seiner Karriere verbrachte Robson-Kanu abseits des Scheinwerferlichts in der Unterklassigkeit, bis auf zwei Ausleihen blieb er zwölf Jahre lang in Reading. Seine Quote ist mit 24 Toren bei knapp 200 Partien in den beiden obersten britischen Ligen eher mäßig, zwei seiner vier Länderspieltreffer erzielte er bei der EM in Frankreich.

Coleman verweist auf den schmalen Grat

Diese Entwicklung beschreibt sein Nationaltrainer Chris Coleman als "die verrückte Natur des Fußballs". Und erinnert daran, wie wankelmütig das Schicksal sein kann. Vor gut einem Monat verletzte sich Robson-Kanu im Trainingslager in Portugal, für mehr als einen Tag lang zitterte der bullige Angreifer um seine EM-Teilnahme. "Wir hatten große Sorgen, ob er dabei sein kann", berichtete Coleman. "Er hätte das Turnier verpassen können und dazu noch keinen Vertrag haben - das ist keine Position für einen Spieler, in der er sich wirklich wohl fühlt. So schnell kann es sich im Fußball ändern."

Doch die Wohlfühl-Story darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Robson-Kanu mit 27 keineswegs ein lange übersehener Rohdiamant ist. Im Alter von 15 Jahren wurde er vom FC Arsenal als zu klein, zu langsam, zu schwach befunden und weggeschickt. Nach mehreren schweren Knieverletzungen schaffte es Robson-Kanu zwar in die U19 und U20 Englands - entschied sich aber wegen der Perspektivlosigkeit bei den Three Lions für das Geburtsland seiner Großmutter.

Nun sind seine Aussichten auf die ersehnte Anstellung in der Premier League glänzend. "Ich hatte vor dem Turnier Angebote, gute Angebote von guten, fortschrittlichen Vereinen - aber ich habe die Entscheidung getroffen, zu warten", erklärte er. "Ich habe meine Zukunft jetzt in meinen eigenen Händen." Schon am Mittwoch soll ein neues Kapitel folgen.

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