16.07.2016 18:30 Uhr

Rapid ist wieder daheim angekommen

Auch die Sängerknaben waren bei der Eröffnung dabei
Auch die Sängerknaben waren bei der Eröffnung dabei

Ganz in Hochglanz strahlte das Allianz-Stadion am Samstag noch nicht, als Rapid seine neue Heimstätte in Beschlag nahm. Unter den Pressepulten lagerte noch allerlei Baumaterial, auch waren rund 100 Sessel noch nicht verschraubt, wie Stadionsprecher Andy Marek verriet. Doch konnten solche Details die Euphorie der 28.000 Zuschauer vor dem Eröffnungsspiel gegen Englands TopKlub Chelsea nicht bremsen.

Die offizielle Eröffnung nahm unter lautstarken Ovationen Alt-Bundespräsident und Rapid-Fan Heinz Fischer gemeinsam mit Rapid-Präsident Michael Krammer und der 90-jährigen Klub-Legende Alfred Körner vor. Wie schon beim Abschiedsspiel aus dem Gerhard-Hanappi-Stadion vor zwei Jahren intonierte Körner die alte Rapid-Hymne ("D'rum zieht sich auch durch meine Brust das grün-weiße Band"). "Das Ganze ist wirklich super", sagte Fischer und wünschte den Grün-Weißen möglichst viele erfolgreiche Spiele.

Lautstark spulte Marek das Eröffnungsprogramm mit Videosequenzen über die Entstehung des Stadions oder Highlights aus der Rapid-Historie sowie Leitsprüchen wie "Tradition trifft Innovation" oder "Alte Heimat - Neues Zuhause" ab. Ein Harley-Davidson-Corso röhrte abgasreich zu den Klängen des Steppenwolf-Klassikers "Born to be wild" um das Spielfeld. Alkbottle ("Football is coming home") und Ostbahn Kurti gaben Eröffnungsständchen zum Besten. "Wia san daham", rief Alkbottle-Frontman Roman Gregory. Kurt Ostbahn sang mit der "Rapid-Familie" ein paar seiner Hits. Die Wiener Sängerknaben trällerten die "Tritsch-Tratsch-Polka" und den Donauwalzer.

Rapid-Legenden wie Franz Hasil, Leopold Grausam, Christian Keglevits, Reinhard Kienast, Rudi Nuske, Gustl Starek, Rene Wagner, Ernst Dokupil, Herbert Feurer oder Heribert Weber trugen alte Vereinswappen in die neue Arena und zogen damit eine Linie von der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft. Der Gast aus London brachte einen schmucken Teller als Geschenk mit.

"Block West" entrollt "Weststadion"

Das Vorspiel gewann das "Special Needs-Team" von Rapid gegen Chelsea mit 3:2 und schraubte die Latte für die Profis vor dem Eröffnungsspiel gegen den Champions League-Sieger 2012 ganz schön hoch. Der Jubel der Fans war ihnen sicher. Pfiffe der Fans setzte es hingegen für SPÖ-Vizebürgermeisterin Renate Brauner, trotz Mareks Erwähnung, dass die Stadt Wien 20 Millionen Euro zum Stadienbau beigesteuert hatte. Seine Aufmüpfigkeit bewies der "Block West" auch kurz nach der Eröffnungszeremonie, als ein großes Banner mit der Aufschrift "Weststadion" entrollt wurde. So wird die neue Heimstätte von Rapid in Fankreisen genannt.

Das neue Heim von Rapid bietet 28.300 Zuschauern Platz. Bei internationalen Bewerbspielen sind es 4.000 Zuschauer weniger, da laut UEFA-Normen keine Stehplätze zugelassen sind. Der Ostdeutsche Architekt Guido Pfaffhausen verpasste dem Stadion betont steile Tribünen Diese verfügen nur über einen Rang und wurden recht eng konzipiert. So wirkt das neue Stadion rein optisch nicht viel größer als das alte "St. Hanappi", wobei es aber um bis zu 11.000 Zuschauer mehr fasst. Die Bauzeit betrug (Abriss inklusive) ziemlich exakt zwei Jahre, die Kosten werden mit 53 Millionen Euro angegeben.

Westen im Süden

Im Vergleich zum Hanappi-Stadion wurde das Stadion um 90 Grad gedreht, und damit auch den Himmelsrichtungen getrotzt. Die traditionelle Fan-Tribüne hinter einem Tor heißt weiterhin "Block West", obwohl sie nun in Richtung Süden liegt. Um konsistente Fan-Choreografien zu ermöglichen, gibt es hier auch keine Zugänge inmitten der Tribüne. Ein bedeutsames Novum ist der opulente VIP-Bereich, wo es am Samstag bereits ordentlich wimmelte.

An der östlichen Breitseite des Stadions wurde eine massive Röhre an das Gebäude angebaut. Darin befinden sich unter anderem 41 Logen und zwölf Sky-Boxen. Bis zu 2.500 Gäste können hier bewirtet werden. Rapid-Präsident Michael Krammer erwartet sich allein von den Logen Umsätze in Höhe von 30 Millionen Euro. "Wenn man 105 Jahre hier verwurzelt ist, dann will man hier das Rapid-Stadion bauen", freute sich Krammer über die Rückkehr nach Hütteldorf.

Keine Landmark

Nicht ganz so rosig wie die Grün-Weißen sehen am Bau nicht beteiligte Architekten das neue Stadion. Es sei die Chance verpasst worden, etwa mittels einen Wettbewerbs ein architektonische Rufzeichen zu setzen, meint etwa Robert Temel, Sprecher der Plattform für Baukulturpolitik, sinngemäß in der Wochenendausgabe der Tageszeitung "Der Standard": "Während jede andere bedeutende Stadt die Chance eines Stadionbaus dazu nützen würde, eine architektonische Landmark zu erhalten und einen positiven Beitrag für das städtische Umfeld zu leisten, ist es in Wien schlicht wurscht, wie das ausschaut."

Mehr dazu:
>> Weststadion neu – ein Jahrhundertprojekt?

apa

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