21.07.2016 09:58 Uhr

Jürgen Röber über Kampfjets und Normalität

Jürgen Röber hat den Putschversuch in der Türkei hautnah miterlebt
Jürgen Röber hat den Putschversuch in der Türkei hautnah miterlebt

Nach dem Putschversuch einiger Militärs hat sich die Lage in der Türkei noch nicht wieder beruhigt. Auch Jürgen Röber, der das Geschehen hautnah erlebte, ist noch aufgewühlt.

2009 war er Trainer, heute ist er Sportdirektor bei Osmanlıspor FK in der türkischen Hauptstadt Ankara. Mittlerweile habe sich die Lage dort wieder beruhigt, versicherte Röber dem "kicker". Weniger ruhig dagegen war es in der Nacht des Putschversuchs am vergangenen Freitag. "Über meinem Hotel flogen ständig Kampfjets, es gab kaum Nachrichten, niemand wusste was passiert da jetzt?"

Mittlerweile ist klar: Teile des Militärs wollten die Regierung um Ministerpräsident Binali Yıldırım stürzen - schafften es allerdings nicht. Im Zusammenspiel mit mehreren Anschlägen stürzte die Nacht am 15. Juli das Land in eine Krise. Auch Röber spricht von einer "eigenartigen Normalität", die sich mittlerweile eingestellt habe. "So traurig das klingt, aber mittlerweile rechnet man ständig mit irgendwas."

Keine Verhaftungen bei Osmanlıspor

Die angespannte politische Lage macht gerade den Profis zu schaffen, die nicht aus der Türkei kommen. Auch Mario Gomez verließ die Türkei zuletzt, um weiteren Unruhen aus dem Wege zu gehen. Um ähnliches bei seinem Klub zu verhindern, will Röber früh gegensteuern: "Wir haben vor allem mit ausländischen Spielern gesprochen, um sie zu beruhigen." Mittlerweile trainiere die Mannschaft aber wieder ganz normal.

Immerhin: Von Verhaftungen ist der Klub verschont geblieben. Das liegt auch an der Nähe zur politischen Elite, die Vereinsboss Melih Gökçek nachgesagt wird: "Er ist ein Freund Erdoğans." Das das nicht immer von Vorteil ist, musste der 62-Jährige Röber am eigenen Leib erfahren. "Ich sollte hier eigentlich die Mentalität verändern, professionelle Strukturen in den Verein bringen." Nur sei gerade das manchmal richtig schwer. Das eigentliche Ziel jedenfalls, in die Phalanx der Istanbuler Vereine einzubrechen, sei in weite, weite Ferne gerückt.

Zwar ärgert er sich darüber gewaltig: "Wir werden nie so investieren können, wie die drei Großen. Ich kämpfe mit so vielen Problemen." An einen Abschied aber denkt er nicht. "Mir ist trotzdem klar: Ich bin in einer Position, die mir großen Spaß macht." Und ein bisschen unprofessionelles Arbeiten bringt einen wie Jürgen Röber nicht aus dem Konzept. Er sei jetzt noch ein Jahr vertraglich gebunden, danach sehe er eben weiter. Bleibt zu hoffen, dass sich die Lage in der vorderasiatischen Republik bis dahin beruhigt hat.

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