22.07.2016 10:00 Uhr

Die Rohdiamanten der Bundesliga

Romano Schmid (16) von Sturm Graz ist der derzeit jüngste Kaderspieler
Romano Schmid (16) von Sturm Graz ist der derzeit jüngste Kaderspieler

Die neue Bundesliga-Saison steht in den Startlöchern, nach der EM kehrt wieder der Alltag in Fußball-Österreich ein. Bleibt aber die Frage, auf welche Jungspieler können sich ins Rampenlicht spielen?

Wer wird überraschen? Eine Frage, der weltfussball bei den Bundesliga-Trainern und deren Leistungsträgern nachging.

Bei Admira Wacker hat Nachwuchsarbeit Tradition. Mit dem Durchschnittsalter von 22 gilt der Kader der Südstädter berechtigt als Jungbrunnen der Liga. Admira-Trainer Oliver Lederer gabt sich aber bedeckt: "Im Vorfeld ist das schwer zu beantworten. Wir haben viele gute junge Spieler. Aber jemanden zu nennen, das will ich nicht. Denn ich will diesem Spieler keinen Rucksack umhängen."

Namen wie Patrick SchmidtManuel Maranda, Daniel Hautzinger oder Nico Löffler werden nicht explizit genannt, denn "wir haben immer wieder gute junge Spieler, die ihren Weg gehen, so wie beispielsweise der zu Rapid abgewanderte Philipp Malicsek."

Mattersburg-Trainer Ivica Vastić wurde konkreter. Für ihn ist Julius Ertlthaler ein Geheimtipp. Das SVM-Talent soll dem Verein noch viel Freude bereiten, "denn in seinen sporadischen Einsätzen in der letzten Saison hat er schon gezeigt, dass er Potenzial hat. Er ist ein kreativer Spieler, der auch eine gewisse Spielintelligenz hat." Körperlich sei Ertlthaler noch nicht ganz auf der Höhe. "Er wird in dieser Saison aber noch mehr Zeit bekommen", versprach Vastić.

Zudem verpflichteten die Burgenländer kurz vor dem Saisonstart noch Francesco Lovrić. Der ehemalige WM-Kapitän des ÖFB-U20-Teams spielte zuletzt in der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart.

Rucksäcke gefüllt mit Erwartungen und Träumen

Wer ist in Ried die große Hoffnungsfigur in der neuen Saison? Trainer Christian Benbennek schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht beantworten, denn ich will hier keinem jungen Spieler Druck machen, indem ich ihm damit einen Rucksack umhänge." Ried (Durchschnittsalter im Team knapp 24 Jahre) gilt als Sprungbrett. Mit den Neuzugängen Marvin Egho (22), Ronny Marcos (22) oder Özgür Özdemir (21) ist daher zu rechnen.

Heimo Pfeifenberger vom WAC hatte gleich mehrere Geheimtipps: Gerald Nutz, denn er "war bei Kapfenberg ein exzellenter Spieler, der ein Spiel gestalten kann. Benjamin Rosenberger, den wir von Sturm Graz ausgeliehen haben, kann überraschen. Auf der linken Seite kann er Druck machen. Vorne hoffen wir, dass Philipp Prosenik den nächsten Schritt macht." Der inzwischen 23-Jährige Prosenik (im Nachwuchs bei Chelsea und Milan, zuletzt Rapid) gilt nicht mehr unbedingt als Nachwuchshoffnung. Pfeifenberger glaubt dennoch an seinen neuen Schützling.

Sich im Konkurrenzkampf "nix scheißen"

Ganz im Westen Österreichs denkt man schon laut nach, wer von den neuen jungen Spielern die älteren Führungsspieler ersetzen kann. Altach-Trainer Damir Canadi und sein Kapitän Philipp Netzer wissen über die Qualität der Neuzugänge Nikola Zivotic (mit der Austria 2013/14 in der Youth League) und Dimitri Oberlin (RB Salzburg) Bescheid: Beide "werden sich bestimmt in der kommenden Saison beweisen."

Auf sie wartet aber ein harter Konkurrenzkampf: "Unser Team ist in den letzten Jahren immer gleich geblieben und das ist gut so. Die Spieler der letzten Jahre werden weiterhin gefordert sein und auch ihre Leistungen bringen."

Sturm Graz zog in den letzten Jahren immer wieder Talente in den Profikader hoch. Kapitän Roman Kienast hat dabei ein ganz besonderes Talent gesichtet: Romano Schmid. Der einzige 2000er Jahrgang in der Bundesliga sei "für sein Alter schon ein super Spieler. Solche Leute tun dem Verein gut. Für ihn ist es wichtig, in der Kampfmannschaft mitzutrainieren, irgendwann wird er seine Chance bekommen", so Kienast weiter, "er ist nett, gleichzeitig scheißt er sich aber auch nichts."

Bei Aufsteiger SKN St. Pölten pickte Trainer Karl Daxbacher sofort einen Namen heraus: "Jeroen Lumu ist mit seinen 21 Jahren ein großes Talent, er hat es aber bislang noch nicht so wirklich geschafft. Auch in Holland nicht. Als ganz junger Spieler war er einmal für Manchester City und Juventus interessant. Er hat Potenzial, sogar zum Publikumsliebling."

Wiener Großvereine: Talent, Siegzwang und kaum Spielpraxis

Der 19-Jährige Dominik Prokop verpasste die U19-EM und gab stattdessen bei der Austria sein Startelfdebüt in der Qualifikation der Europa League. Dem Mittelfeldspieler wird eine große Zukunft prophezeit.

Für das nächste Austria-Talent hatte Thorsten Fink einige Namen parat "Alexandar Borkovic (17) ist ein wichtiger Spieler aber auch... (Anm.: denkt nach) … Dominik Fitz (17). Der Junge hat super Anlagen." Sportdirektor Franz Wohlfahrt lobte bei der Vertragsunterzeichnung den Jungprofi in den höchsten Tönen: "Dominiks Spielstil weist die typischen Austria-Merkmale auf. Unser Fokus liegt in nächster Zeit klar darauf, ihn behutsam auf den Berufsfußball vorzubereiten."

Thorsten Fink warnt aber auch: "Es gibt Spieler, die können mit dem Druck für die Austria in der Bundesliga zu spielen und dabei immer gewinnen zu müssen, nicht umgehen."

Mike Büskens ist einer der VIPs dieser Bundesliga-Saison. Sein Geheimtipp für die kommende Saison bei Rapid ist Joelinton. Der Brasilianer "hat sich in den wenigen Wochen wahnsinnig entwickelt. Aber man darf nicht vergessen, dass er erst 19 Jahre ist und ein Jahr nicht gespielt hat. Man muss abwarten, wie konstant er ist. Aber grundsätzlich macht es schon sehr viel Spaß mit ihm." Einen Platz in den grün-weißen Geschichtsbüchern hat Joelinton bereits inne: Er erzielte das erste Tor in der neuen Rapid-Heimstätte.

Bei Meister RB Salzburg ist mit dem "Ableger" FC Liefering bekanntlich ein enormes Talente-Potenzial vorhanden. Duje Ćaleta-Car, Valentino Lazaro, Xaver Schlager oder Konrad Laimer stehen für eine kontinuierliche Einarbeitung in den Profikader. Für den spanischen Trainer Óscar García ein Muss, um sich für die Kampfmannschaft empfehlen zu können. "Es wird an den Spielern liegen, aufzurücken", sagte der Salzburg-Coach und nannte Talente wie Asger Sørensen, Dayot Upamecano sowie den Brasilianer Bernardo.

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Christian Schreiber, Johannes Sturm

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