28.07.2016 14:53 Uhr

Huddersfield: Revolution made in Germany

David Wagner (rechts) will in dieser Saison mit Huddersfield Town angreifen
David Wagner (rechts) will in dieser Saison mit Huddersfield Town angreifen

Mit David Wagner stellt ein weiterer ehemaliger Trainer von Borussia Dortmund seinen neuen Verein auf den Kopf - und setzt dabei auf deutsche Spieler.

Der frühere Trainer von Dortmunds Zweitvertretung wechselte Mitte November 2015 zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town und bewahrte die Mannschaft vor dem Abstieg. Nun befindet er sich in seiner ersten Sommertransferperiode. Und die ist auch bitter nötig, verließen doch immerhin zwölf Spieler den Verein aus Yorkshire. Den Umbruch mitgestalten soll dabei maßgeblich Wagner, dem als ersten ausländischen Trainer der Vereinsgeschichte viel Aufmerksamkeit in der Region gewidmet wird.

Besonders neue, mögliche Führungsspieler standen in dieser Transferperiode im Fokus: So kicken nun drei ehemalige Kapitäne deutscher Zweitligisten gemeinsam in Huddersfield. Vom 1.FC Kaiserslautern kam Linksverteidiger Chris Löwe, der auch schon in Dortmund unter Wagner trainierte, aus Dresden Innenverteidiger Michael Hefele und zuletzt Christopher Schindler von 1860 München.

Sie sollen zusammen die benötigte Konstanz auf den Platz bringen und den verhältnismäßig jungen Kader anführen, der mit einem durchschnittlichen Alter von 25,5 Jahren im unteren Mittelfeld der Championship rangiert.

Auch das Sieger-Gen soll durch die Zugänge in die Mannschaft gebracht werden. "Als wir uns nach Neuverpflichtungen umgeschaut haben, war uns auch wichtig, dass sie Spieler bereits wussten, wie es sich anfühlt, an der Spitze der Tabelle zu stehen", verriet der Übungsleiter "TV Yorkshire".

Neuer Wind in der Championship

Die "deutsche Kolonie" wird komplettiert durch Jon Gorenc Stankovič, der von Dortmund II kommt, Ivan Paurević, der aus Ufa in Russland zum Team stößt und Elias Kachunga, der von Bundesligist FC Ingolstadt für ein Jahr ausgeliehen wird. Durch den Auslandsaufenthalt werden die Spieler aus ihrer Komfortzone gelockt. Das Ziel des Trainers: Die Profis sollen ihre Grenzen austesten und, nach Möglichkeit, diese auch gleich erweitern.

Wagner versucht zudem in der traditionellen englische Fußballkultur etwas zu installieren, dass es on dieser Art noch nicht gegeben hat: Die deutsche Arbeitsethik. "Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag wird um 11 Uhr trainiert, das war es dann. Zwei Mal Training am Tag oder gar eine Übungseinheit zur Anstoßzeit - das kannte man hier gar nicht, das haben wir gleich zu Beginn eingeführt", wunderte sich Wagner zu Beginn seines Engagements über den Wochenrhythmus der englischen Profivereine.

Deswegen setzt der erste ausländische Trainer in der 108-jährigen Geschichte von Huddersfield Town auch auf zahlreiche Neuzugänge aus Deutschland. Diese sind mit der Arbeitseinstellung bestens vertraut und sollen so in positiver Weise auf ihre neuen Mitspieler abfärben.

Kloppsches Gegenpressing als Vorbild

Wagners Spielsystem orientiert sich stark am System, dass Klopp nun auch in Liverpool zu installieren versucht und bereits seit geraumer Zeit von einigen deutschen Profivereinen praktiziert wird: Hohes Pressing, viel Laufbereitschaft und schnelles Umschaltspiel bei Ballgewinn sind Kernkompetenzen, die den Spielern an die Hand gegeben werden.

Die beiden Trainer kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Mainz 05 und sind seit Jahren eng befreundet. Der 44-Jährige war Klopps Trauzeuge, im Gegenzug übernahm dieser die Taufpatenschaft für Wagners Tochter. "Es war Liebe auf den ersten Blick", scherzt der Geinsheimer.

Die Fachgespräche kommen bei aller Freundschaft nicht zu kurz: "Jürgen holt sich von mir Feedback über die Championship und umgekehrt gibt er mir Infos über den einen oder anderen talentierten Jugendspieler aus Liverpool."

Blick nach oben

Am vergangenen Mittwoch trafen dann Huddersfield Town und der FC Liverpool in einem Freundschaftsspiel aufeinander. Die Reds behielten dabei nach 90 Minuten mit 2:0 die Oberhand, am Ende waren aber alle Beteiligten Gewinner: Die Terrier konnten einen Zuschauerrekord bei Testspielen erzielen, insgesamt kamen 21.166 Besucher.

Die Wagner-Revolution, so das dazugehörige hashtag der Huddersfield-Anhänger, befindet sich im vollen Gange: "Wenn sich ein Gegner nicht darauf freut, gegen uns zu spielen, haben wir viel richtig gemacht", fasst der gebürtige US-Amerikaner seinen Anspruch an die kommende Saison zusammen.  Mit seiner Rhetorik erinnert Wagner bereits an seinen berühmten Freund von den Reds.

Am zweiten Spieltag der neuen Saison wartet gleich die erste große Bewährungsprobe der neuen Saison: Die Mannschaft reist zu Absteiger Newcastle United. Dessen Topstar Georginio Wijnaldum wechselte letzte Woche den Verein – er ging für kolportierte 27,5 Millionen Euro zum FC Liverpool…

Sebastian Rotter

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