14.09.2016 11:00 Uhr

Warschau: Champions League als Seelenbalsam?

So möchten viele Legia-Fans ihre Spieler auch endlich wieder sehen
So möchten viele Legia-Fans ihre Spieler auch endlich wieder sehen

Dass Legia sich überhaupt für die Champions League qualifiziert hat, ist schon an sich eine kleine Sensation. Zum ersten Mal seit der Saison 1995/96 nimmt der polnische Meister der Vorsaison an der Gruppenphase der Königsklasse teil.

Immer wieder scheiterte man in einer der Qualifikationsrunden und musste sich mit der Europa League beziehungsweise dem Uefa Cup zufrieden geben. Besonders dramatisch ging es vor zwei Jahren zu: Man zerlegte Celtic Glasgow in zwei Spielen mit 6:1. Da im Rückspiel aber der gesperrte Bartosz Bereszyński für zwei Minuten mitwirkte, wurde Legia am grünen Tisch das Weiterkommen versagt.

Auch in diesem Jahr schienen die Geldtöpfe der Champions League in weiter Ferne. Als polnischer Meister war man nur für die zweite Runde gesetzt. Dort konnte man verhältnismäßig souverän den bosnischen Vertreter Zrinjski Mostar ausschalten und in der dritten Runde dann über FK AS Trenčín aus der Slowakei triumphieren. In der Auslosung der Play-Off-Begegnungen hatte man das größtmögliche Losglück: Als Gegner wurden die Halbamateure von Dundalk FC aus Irland gezogen. Nach einem 2:0-Auswärtserfolgs sicherte man sich mit einem 1:1-Unentschieden in Warschau unter dem Jubel der Fans die CL-Teilnahme und die damit verbunden etwa 15 Millionen zusätzliche Einnahmen. Geld, dass nun sukzessive in die marode Infrastruktur des Vereins investiert werden soll.

Hexenkessel Wojska Polskiego

Während das schmucke Nationalstadion den Spielen der Nationalmannschaft vorbehalten ist, muss Legia weiterhin im Stadion der Polnischen Armee, so die deutsche Übersetzung des Stadionnamens, spielen. Die Spielstätte existiert in ihren Grundfesten bereits seit 1930 und wurde ab 2008 massiv umgebaut, um die entstandenen Altersschwächen auszumerzen.

Vom besonderen Charme des Stadions werden sich auch die Dortmunder Fans überzeugen dürfen: Dort hat die "Rasierklinge", die Kurve der Legia-Ultras, das Sagen. Diese bietet immer wieder Raum für spektakuläre Choreos. Doch diese sind mit Vorsicht zu genießen: Die Warschauer Ultras sind für ihre rechte und rassistische Gesinnung bekannt.

Auch der BVB selbst gab vor dem Spiel eine Reisewarnung für Dortmunder Anhänger heraus: "Die aktive Fanszene von Legia Warschau ist leider dafür bekannt, sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen ein höheres Gewaltpotenzial zu zeigen als andere Fanszenen. Erfahrungen aus der Vergangenheit bestätigen dieses Bild." Es könnte also der berühmte Höllenritt für die Anhänger der Schwarz-Gelben werden. Zudem wurden sie gebeten, keine BVB-Kleidung in der Stadt zu tragen, um mögliche Konflikte zu vermeiden.

Erfolgserlebnis dringend gesucht

Sportlich scheinen die Rollen vor dem Spiel klar verteilt: Legia ist in jedem Spiel in der Champions League krasser Außenseiter und wird sich mehr über sportliche Highlights freuen als auf das Achtelfinale zu schielen.

Eigentlich war die Rolle des Stars der Mannschaft für Ondrej Duda vorgesehen, doch der slowakische Nationalspieler wechselte kurz vor Ende des Transferfensters für knapp drei Millionen Euro zu Hertha BSC Berlin. Auf der Spielmacherposition hinterließ er eine Lücke, die bis jetzt noch nicht geschlossen worden ist. Nun ruhen in der Offensive alle Hoffnungen auf Nemanja Nikolić. Der Stürmer geht in seine zweite Saison an der Weichsel. Vergangene Spielzeit knipste der Magyar 28-Mal in 37 Spielen für den ehemaligen Armeeklub und stieg zum Publikumsliebling auf. Trainer Bernd Storck nominierte ihn daraufhin auch für den EM-Kader der ungarischen Nationalmannschaft. In Frankreich kam der bullige Angreifer nur in zwei Spielen als Joker zum Einsatz. Ein Tor erzielte er indes nicht.

In dieser Saison gelangen ihm bereits drei Treffer nach acht Spielen. Die sind auch bitter nötig: Legia startete schwach in die Saison und dümpelt im unteren Tabellenmittelfeld herum . Nur neun Punkte konnten bisher verbucht werden. Auch die Fans sind enttäuscht: Die Mannschaft lässt spielerisch fast alles vermissen und könnte eine Euphorie-Spritze dringend gebrauchen. Ein weitere Sensation, etwa ein Heimsieg gegen Goliath Borussia Dortmund, könnte die Stimmung im Klub wieder einmal entscheidend entfachen.

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