03.11.2016 12:59 Uhr

Rangers: Mit Reporter-Hilfe zum Triumph

Willie Johnston - zweifacher Torschütze für die Rangers im Finale
Willie Johnston - zweifacher Torschütze für die Rangers im Finale

Am 3. November 1971 hätte ein Schiedsrichter-Fauxpas um ein Haar den einzigen Titelgewinn der Rangers im Europapokal verhindert. Ein Journalist mit Regelbuch rettete die Schotten in die nächste Runde.

Bis heute verehren die Fans der Glasgow Rangers ihre Helden von Barcelona. Gemeint ist das Team um den Kapitän John Greig, das im Sommer 1972 in Barcelona durch einen 3:2-Erfolg über Dinamo Moskau den Pokal der Pokalsieger gewann - immer noch der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Dieser hing allerdings wenige Monate zuvor am seidenen Faden.

In der zweiten Runde des Wettbewerbs bekamen es die "Gers" mit Sporting zu tun. Im Hinspiel siegten die Rangers vor eigenem Publikum knapp mit 3:2 und auch das Rückspiel in Lissabon sollte torreich werden. Nach 90 Minuten hieß es auch dort 3:2, dieses Mal für Sporting – es ging in die Verlängerung. Willie Henderson traf in der 100. Minute zum 3:3-Ausgleich, aber fünf Minuten vor dem Abpfiff stellte Peres für die Gastgeber den 4:3-Endstand her.

Unbekannte Auswärtstorregel

Die Auswärtstorregel, nach der bei Torgleichheit die höhere Anzahl auswärts erzielter Tore den Ausschlag geben soll, war erst kurz zuvor eingeführt worden. Offenbar zu kurzfristig für den niederländischen Schiedsrichter Laurens van Raavens.

Der Unparteiische ordnete nach den 120 Minuten ein Elfmeterschießen an. Es gab keine Proteste bei den Teamverantwortlichen – offenbar war auch in ihren Reihen die neue Regel nicht bekannt.

Die ersten drei Schützen der Rangers – Sandy Jardine, Alex MacDonald und Colin Stein – verschossen ihre Elfmeter. Die Sporting-Schützen erwiesen sich dagegen ausnahmslos als treffsicher.

Die Portugiesen wähnten sich in der nächsten Runde und während die Fans der portugiesischen Mannschaft den Sporting-Keeper Damas auf Händen vom Platz trugen, schlichen die Schotten enttäuscht in die Kabinen.

John Fairgrieve wird zum Rangers-Helden

An diesem Ergebnis hätte sich ohne den Einsatz des schottischen Sportjournalisten John Fairgrieve auch wohl nichts geändert. Er klopfte an die Kabinentür der Rangers und verlangte den Trainer Willie Waddell zu sprechen. Rangers-Stürmer Willie Johnstone erinnert sich: "Wir saßen mit hängenden Köpfen in der Umkleide, als dieser Journalist hereinkam und uns erzählte, wir wären in der nächsten Runde."

Fairgrieve überzeugte Waddell und gemeinsam machten sie sich mit dem Regelbuch in den Katakomben des Stadions auf die Suche nach UEFA-Offiziellen, um diese von dem Regelverstoß des Unparteiischen zu informieren.

Noch am gleichen Abend wurde das Ergebnis korrigiert, die Rangers aufgrund der Auswärtstorregel zum Sieger erklärt.

"Wir flippten völlig aus", erzählt Henderson. "Es war eine unvergessliche Nacht, in der einen Minute dachtest du, du seist draußen und in der nächsten bist du weiter." 

Für die britische Presse kam die Nachricht vom wohl kuriosesten Europacup-Erfolg einer schottischen Mannschaft allerdings zu spät. Die "Times" berichtete vom Aus der Rangers im Elfmeterschießen. Doch statt Sporting standen die Rangers in der nächsten Runde.

Auf den Weg ins Finale schaltete die Waddell-Elf noch Torino und im Halbfinale Bayern München aus. Die größte Hürde auf dem Weg zum Triumph von Barcelona hatten die Rangers allerdings bereits im November 1971 in Lissabon überwunden – dank des Sportreporters John Fairgrieve.

Ralf Amshove

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