02.11.2016 16:50 Uhr

Fink glaubt an die Chance des Underdogs

Austria-Trainer Thorsten Fink will mit der Austria keine allzu große Ehrfurcht vor der Roma zeigen
Austria-Trainer Thorsten Fink will mit der Austria keine allzu große Ehrfurcht vor der Roma zeigen

Die Wiener Austria bittet am Donnerstag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) in der Europa League AS Roma zum zweiten Kräftemessen. Beide Teams sind bislang ungeschlagen. Auch nach dem respektablen 3:3 vor zwei Wochen sieht sich die Austria als krasser Außenseiter, liebäugelt im Ernst-Happel-Stadion aber mit einer weiteren Überraschung.

Vier Siege en suite in der Meisterschaft, die letzten drei davon ohne Gegentreffer. Aufstieg trotz kräfteraubendem Nachsitzen im Cup. Dazu in der Europa League nach drei Spieltagen als eines von zwölf Teams ungeschlagen und dank der UEFA-Arithmetik punktgleich mit AS Roma Tabellenführer der Gruppe E. Die Austria hat, wie es so schön heißt, einen Lauf.

"Wir haben unheimliches Selbstvertrauen, die Mannschaft ist heiß", klärte Austria-Trainer Thorsten Fink vor dem Europacup-Abend über den violetten Stand der Dinge auf. "Mit dem Lauf, dem Selbstvertrauen und auch dem guten Spiel, das wir zur Zeit haben, haben wir durchaus Chancen", so der 49-Jährige, der mit Ausnahme des verletzten Tormanns Robert Almer auf seine Topbesetzung setzen kann.

Während andere Bundesligisten der Doppelbelastung Tribut zollen müssen, blühen die Veilchen in diesem Herbst geradezu auf. Die Rotation der vergangenen Wochen, Trainingssteuerung, der Charakter der Mannschaft, aber auch die nun schon längere Zusammenarbeit machen sich in dieser Phase bezahlt.

Nichtsdestotrotz steht am Donnerstag eine "schwere Partie" bevor, Roma ist "haushoher Favorit". Eigentlich, so betonte Fink wie schon vor dem Spiel in Rom, sei der Gegner ja eine "Champions-League-Mannschaft". Das hätten sie letztes Jahr gezeigt und auch heuer stehen sie aktuell auf dem zweiten Platz der Serie A hinter Serienmeister Juventus.

No Totti, no Party - oder?

Prominent ist der Kader der Giallorossi allemal, auch wenn Francesco Totti fehlt. Der 40-Jährige laboriert an einer Muskelblessur und steht nicht im Matchkader von Roma-Coach Luciano Spalletti. "Er hat eine große Karriere eigentlich schon hinter sich, hat im letzten Spiel ein ordentliches Spiel gemacht", urteilte Fink über den doppelten Assistgeber beim 3:3 in Rom.

"Wir konzentrieren uns auf die Mannschaft, die da ist und nicht auf Totti. Aber schade eigentlich, die Mannschaft hätte sicher gerne noch einmal gegen ihn gespielt." Ersetzt wird Totti wohl durch Edin Džeko und der sei, wie Fink anmerkte, ja "auch ein guter Spieler."

In der Abwehr plagen die Römer ebenfalls schwerwiegende Ausfälle. Kostas Manolas und Alessandro Florenzi sind verletzt. Spalletti wird einmal mehr zu Umstellungen gezwungen sein. "Auch große Mannschaften können nicht jeden Spieler verkraften, so auch Roma. Aber gegen uns sollte das eigentlich nicht ihr großes Problem sein."

Mit Daniele de Rossi kehrt nach abgelaufener Sperre eine weitere Roma-Institution neben Totti in den europäischen Matchbetrieb zurück. Der Weltmeister von 2006 hat nicht nur seiner Tochter zuliebe einen Teletubbie auf den Arm tätowiert, sondern auch einen Tackling-Warnhinweis auf der Wade.

Bekommt Alexander Grünwald, der die Austria in Almers Abwesenheit als Kapitän aufs Feld führen wird, beim Gedanken an De Rossis ruppige Spielweise weiche Knie? "Angst ist keine da, Respekt sollte immer vorhanden sein. Wir wissen, dass einzelne Spieler, wie De Rossi, sehr aggressiv an die Sache herangehen, aber wir verstecken uns nicht und wollen unser Spiel durchziehen", so Grünwald.

Mit Verweis auf den eroberten Punkt nach 1:3-Rückstand in Rom fügte der Mittelfeldspieler hinzu: "Wir haben gesehen, dass wir mit guten Spielern auf diesem Niveau mithalten können."

Zuschauerboom

28.000 Eintrittskarten wurden bisher verkauft, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer hofft, die 30.000er-Marke zu knacken. "Die Mannschaft hat sich das durch ihre Leistungen verdient und erarbeitet." Ein besonderer Europacup-Abend steht an. Die Vorfreude ist groß. Bei aller Euphorie möchten die Austrianer nicht ins offene Messer rennen. "Wir wollen nicht alles vorne zupressen. Nur weil wir gut drauf sind, heißt das nicht, dass alle nach vorne rennen. Die Mannschaft hat viel dazugelernt", meinte Fink.

Die vielen Fragen zum prominenten Gegner wurden Thorsten Fink bei der Abschluss-Pressekonferenz dann doch zu viel. "Jetzt reicht es mal. Wir sind doch keine Jugendmannschaft", polterte der Trainer und stellte klar "Wir wollen dieses Spiel gewinnen. Obwohl wir totaler Außenseiter sind."

Bereits ein (niedriges) Remis würde die Austria als Tabellenführer in den nächsten Spieltag gehen lassen. "Entscheidend wird Astra Giurgiu und Pilsen. Das jetzt ist ein Bonusspiel. Ich gehe noch immer davon aus, dass Roma die Gruppe gewinnt und wir uns den zweiten Platz erobern müssen", erklärte Thorsten Fink. Ein Sieg wäre insofern Gold wert.

Es wäre der erst zweite volle Erfolg gegen einen italienischen Verein im Europacup. 1983 wurde Inter ebenfalls im Wiener Prater mit 2:1 besiegt und nach einem 1:1-Remis in Mailand sogar aus dem UEFA-Cup eliminiert. Mit dabei war Herbert Prohaska, dem diesmal in der Halbzeitpause als gemeinsamer historischer Nenner von Austria und Roma eine Ehrung bevorsteht.

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle Europa League Gruppe E 

Sebastian Kelterer

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