25.01.2017 15:00 Uhr

Rapid ist nicht genug verwurzelt

Im Allianz Stadion des SK Rapid wird für das Frühjahr 2017 ein neuer Rasen verlegt
Im Allianz Stadion des SK Rapid wird für das Frühjahr 2017 ein neuer Rasen verlegt

Die Heimstätte des SK Rapid bekommt im Frühjahr einen neuen Rasen. So viel steht fest. Doch im Hintergrund läuft in Wien-Hütteldorf die Spurensuche für die mangelnde Verwurzelung des Spielfelds.

"Alte Heimat – Neuer Rasen!" Euphorisch wurde auf der Homepage des Allianz-Stadions am 11. Mai 2016 das neue Spielfeld präsentiert: "Derzeit wird der frische, saftige Rasen auf unserem künftigen grün-weißen Spielfeld verlegt. Es duftet herrlich! Wenn das Wetter noch ein wenig hält, wird der pflanzliche Teil des Platzes rechtzeitig zu Pfingsten fertig!"

Eine Woche später war es dann soweit: "Der Rasen wurde im neuen Allianz Stadion fertigverlegt. Während sich das aus Ungarn stammende Grün (der österreichischen Firma Marchfeldrasen GmbH) nun in Ruhe erholen und auf seine großen künftigen Aufgaben vorbereiten kann, geht es nach wie vor rasant voran", lautete die nächste Jubelmeldung.

Nach Ablauf der Herbstsaison 2016 kann festgehalten werden: Der neue Rasen in der Rapid-Heimstätte präsentierte sich bei den Spielen ähnlich katastrophal wie der Rekordmeister selbst. Gegenüber weltfussball bestätigte der SK Rapid nun den Austausch des Spielfelds für die Frühjahrs-Saison. Doch damit ist das Problem noch längst nicht gelöst.

Kosten von rund 150.000 Euro als Richtwert

Der "Spaß" wird Rapid eine Stange Geld kosten. Zum Vergleich: Beim FC Schalke 04 kennt man das Problem zur Genüge. Dort hielt ein neuer Rasen oft nur knapp ein Jahr. Der Austausch verschlang dann jeweils 150.000 Euro.

Zudem kommt noch die "Temperatur-Frage": Bei Rapid wurde verabsäumt, das äußerst schlechte Spielfeld bereits während der Herbstsaison auszutauschen. Ein dichtes Termin-Programm mit Bundesliga und Europa League taugt durchaus als Argument. Zudem wollte man sich bei den Grün-Weißen nicht die Blöße geben und den neuen Rasen bereits in seinem Premieren-Halbjahr einstampfen.

Mit dem Zuwarten wurde jedoch in Kauf genommen, dass die Gefahr des möglichen Gefrierens eines neuen Rasens aktuell deutlich größer ist. Man braucht kein Wien- und Rasen-Experte sein, um die Temperaturen im "Kühlschrank" Hütteldorf im Jänner als nicht ganz ideal für ein neues Geläuf zu betrachten.

Rasen-Opfer und die Suche nach den Gründen

Das aktuelle Verletzungspech des SK Rapid war schon im Herbst ein treuer Begleiter gewesen. Daran hatte auch der schlechte Untergrund bei den Heimspielen seinen Anteil. Auffallend oft mussten Rapid-Spieler nach Partien im Allianz Stadion eine Pause einlegen.
>> Rapid: Die interaktive Verletzungslandkarte

Im Europacup-Heimspiel gegen KRC Genk half der Rasen den Grün-Weißen noch als "Assistgeber". Ein kurioses Eigentor ermöglichte den 3:2-Erfolg. Omar Colley spielte zurück zu Marco Bizot und der Torhüter säbelte über den aufspringenden Ball. Echter Heimvorteil im Weststadion dachte man damals noch.

Rapid-Keeper Richard Strebinger selbst war vor den Unebenheiten im Torraum bereits gewarnt gewesen: "Ich habe eigentlich versucht, die Löcher zu stopfen. Dann habe ich aber noch während dem Spiel zu meinen Verteidigern gesagt, dass sie mir die Rückpässe bitte neben das Tor spielen sollen."
>> Krimi-Komödie mit happy end für Rapid

Schluss mit lustig auf dem "Buckelpisten"-Rasen

Einige Zeit später half aber auch die Erfahrung mit dem "Buckelpisten"-Rasen den Rapid-Spielern nicht mehr. Nach der Derby-Heimpleite gegen die Austria war endgültig Schluss mit lustig. Kapitän Stefan Schwab, der bereits zuvor mehrmals kritische Worte gefunden hatte ("Wenn man mit dem Standbein stark in den Rasen reinsteigt, dann lösen sich immer wieder Flecken") verletzte sich schwer und fiel für den Rest der Herbstsaison aus.

Auch anderen Profis der Grün-Weißen wurde der schlechte Rasen in Wien-Hütteldorf zum Verhängnis. "Der Rasen ist noch nicht fest verwurzelt, da entstehen dann Löcher", meinte etwa Louis Schaub und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Der Rasen ist nicht genug verwurzelt. Das ist eine Tatsache, die man auch von Vereinsseite gegenüber weltfussball bestätigt. Deshalb wird auch das Spielfeld ausgetauscht. Nur der genaue Zeitpunkt ist noch offen. Wenn die Temperaturen rechtzeitig steigen, dann auch bis zum ersten Heimspiel am 18. Februar gegen Admira Wacker.

Doch was passiert, wenn auch das neue Grün mit dem alten Problem zu kämpfen hat? Im Sommer der nächste kosmetische Eingriff um 150.000 Euro? Wurzelbehandlungen können nicht nur schmerzhaft, sondern auch sehr teuer sein.  

Mehr dazu:
>> Vertragsklausel kann Rapid teuer kommen
>> Plácido Domingo vor Comeback in Hütteldorf
>> Beistand von oben für Rapid-Heimstätte
>> Weststadion neu – ein Jahrhundertprojekt?
>> Rapid: Von der Schmelz zum Allianz Stadion

Christian Tragschitz

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten