07.02.2017 10:55 Uhr

Astoria-Manager: "Die Euphorie ist riesig"

Team-Manager Stephan Sieger (M.) spielte noch bis 2015 für den FC-Astoria Walldorf
Team-Manager Stephan Sieger (M.) spielte noch bis 2015 für den FC-Astoria Walldorf

Das nächste Highlight wartet auf den FC-Astoria Walldorf. Im Achtelfinale des DFB-Pokals tritt die Mannschaft um Team-Manager Stephan Sieger als letzter Amateurklub im Wettbewerb gegen DSC Arminia Bielefeld (18:30 Uhr) an.

Gegen den VfL Bochum und den SV Darmstadt konnte sich der Regionalligist bereits sensationell durchsetzen. Nun soll der nächste Coup folgen. Mit weltfussball.de sprach Sieger über die Vorbereitungen auf das Spiel, die Hilfe von SAP, eine mögliche DFB-Pokal-Reform und über die großen Träume.

Herr Sieger, Sie haben ein ganz besonderes Verhältnis zum DFB-Pokal, schließlich standen Sie als aktiver Spieler mehrfach in großen Spielen auf dem Feld. Können Sie sich noch an den 21. Dezember 2005 erinnern?

Stephan Sieger: Selbstverständlich. Das Pokal-Achtelfinale mit den Kickers Offenbach bei Hansa Rostock bleibt für mich für immer unvergessen. Wir waren der Außenseiter und haben uns irgendwie ins Elfmeterschießen gerettet.

Und rückten dann unfreiwillig in den Vordergrund…

Unser Torwart Sead Ramović und Hansa-Keeper Mathias Schober haben sich Kopf an Kopf ein paar Nettigkeiten ausgetauscht, als er den Ball aus dem Netz holen wollte. Beide sind dann plötzlich umgefallen. Ramović sah die Rote Karte, sodass ein Feldspieler ins Tor musste. So bin ich dann im Tor gelandet. Rostock verschoss zwei Elfmeter, ich selbst durfte auch noch schießen. Mit dem Torwarttrikot und den viel zu großen Handschuhen wohlgemerkt. Am Ende des Tages sind wir ins Viertelfinale eingezogen. Das war einmalig.

Was ist das für ein Gefühl, wenn man im DFB-Pokal als Schütze im Elfmeterschießen antritt und verwandelt?

Das ist schon besonders. Ich habe es dann selbst auch im Negativen in der nächsten Runde knallhart erfahren müssen. Wir haben leider im Viertelfinale gegen Bielefeld im Elfmeterschießen verloren. Ich war der letzte Schütze und verschoss. So war ich erst der Held und dann der Depp.

Der Kreis schließt sich: Arminia Bielefeld ist nun auch der Gegner von Astoria Walldorf im Achtelfinale. Wie bereiten Sie - und auch das Trainerteam um Matthias Born - die Mannschaft auf dieses Highlight vor?

Wir haben die Möglichkeit gehabt, Bielefeld zweimal zu sehen, sowohl in Karlsruhe als auch gegen 1860 München. Wir selbst haben das erste Ligaspiel erst am 18. Februar, das ist schon nicht ganz einfach. Was unsere direkte Vorbereitung auf das Spiel angeht, haben wir mit "SAP Sports One" und der Applikation "Penalty Insights" Techniken in der Hinterhand, um auch auf ein mögliches Elfmeterschießen bestens gewappnet zu sein. Diese Software gibt uns noch einmal andere Möglichkeiten, um uns auf ein Spiel vorzubereiten.

Kommen wir gleich noch einmal auf SAP zu sprechen. Der letzte Test vor dem Pokal-Abend ging mit 1:3 gegen den Regionalligisten Wormatia Worms verloren. Wie bereit ist Astoria denn für den Pokal-Fight?

Es heißt ja, dass nach einer verpatzten Generalprobe eine gelungene Premiere folgt. Wir hoffen, dass uns das Spiel wachgerüttelt hat. Die Jungs haben die Anfangsphase verschlafen. Das darf uns natürlich im Pokal nicht passieren. Wenn du gegen Bielefeld 1:0 oder 2:0 zurückliegst, dann wird es brutal schwer.

Gegen Darmstadt war Ihre Mannschaft sogar über die 90 Minuten gesehen die bessere Mannschaft. Haben Sie in der Vorbereitung noch einmal explizit auf dieses Spiel hingewiesen?

Es ist immer schwer, Spiele zu vergleichen, weil jeder Gegner anders auftritt. Ich denke gegen Bochum hatten wir noch den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Ähnlich unterschätzt hat uns Darmstadt, wobei ich da auch schon überrascht war, wie stark wir gegen einen Erstligisten spielerisch dagegenhalten konnten.

Bielefeld wird aber nichts dem Zufall überlassen. Sie werden keine Spieler schonen, da bin ich mir sicher. Uns muss klar sein, dass wir zwei Klassen Unterschied haben und dass an so einem Abend alles passen muss, damit wir Bielefeld schlagen. Mit der Euphorie und mit dem Publikum im Rücken können wir dann aber auch für den nächsten Coup sorgen.

Der FCA hat sich über den Gewinn des Badischen Pokals für den DFB-Pokal qualifiziert. Wie groß ist das Thema zurzeit?

Es gibt eigentlich momentan nur dieses Thema. Die Euphorie ist einfach riesig und der kann man sich nur schwer entziehen. Wir im Verein versuchen, den Spielern da den Rücken freizuhalten. Für den Verein ist es natürlich eine überragende Sache, wenn man sich auf so einer Bühne präsentieren kann.

Der DFB und die DFL denken über eine Reform nach: Freilose sollen an die großen Vereine aus der Bundesliga verteilt werden, damit sie im vollen Terminplan nicht inmitten der Saisonvorbereitung in der ersten Runde antreten müssen. Was sagt ein Regionalligist dazu?

Als Amateurklub ist das natürlich nicht so schön. Man hofft darauf, gute Gegner zugelost und ein volles Stadion zu bekommen. Außerdem kommt es in der ersten Runde Jahr für Jahr zu vielen Überraschungen.

Blicken wir auf Ihre Aufgaben als Team-Manager bei Astoria und den Einfluss von SAP auf den Verein. Der Konzern ist in Walldorf beheimatet und gleichzeitig Hauptsponsor der Astoria. Die Heimspiele werden im Dietmar-Hopp-Sportpark ausgetragen. Wie eng ist Astoria mit SAP verwurzelt?

SAP hat hier in Walldorf seinen Hauptsitz und deshalb haben wir auch die Nähe zu Dietmar Hopp und Herrn Oswald (ehem. Vorstandsmitglied von SAP, Anm.d.R.). Deshalb wurden wir schon immer von SAP unterstützt. Gleichzeitig haben wir mit "Anpfiff ins Leben" ein Konzept auf die Beine gestellt, mit dem wir im Jugendzentrum Talente aus der Region auch im Hinblick auf Schule und Beruf fördern. Hinzu kommt, dass einige unserer Spieler als Student bei SAP angestellt sind und dadurch die Doppelbelastung mit dem Studium und dem Beruf optimal hinbekommen.

Mit der modernen Software von SAP, die Sie kurz angesprochen haben, nutzen Sie Tools aus dem Profi-Bereich. Wie sieht diese Technik genau aus?

Mit der Einführung von "SAP Sports One" haben wir unsere Prozesse extrem vereinfacht. Trainingsplanung, Scouting-Prozesse oder die Dokumentation von Verletzungen laufen über die Cloud-Software. Hinzu kommt die Kommunikation untereinander: Wir haben eine eigene App, um auf wichtige Themen direkt reagieren zu können und wir haben für die Spiel-Vorbereitung das Tool "Challenger Insights" im Einsatz. Der Cheftrainer kann somit beispielsweise auch auf kurzfristige Änderungen in der Startformation des Gegners reagieren. Als Team-Manager habe ich auch einen tollen Überblick über Themen, wie Kaderplanung, potenzielle Neuzugänge oder Trainingsleistungen.

Richten wir den Blick wieder auf das Pokalspiel. Bereitet sich die Mannschaft schon auf ein mögliches Elfmeterschießen vor oder wollen Sie innerhalb der regulären Spielzeit den Sack zumachen?

(Lacht) Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir beim Abschlusstraining noch ein paar Elfmeter trainieren. Außerdem haben wir mit der vorhin schon erwähnten Datenbank von SAP die Möglichkeit, dass sich der Torhüter auf die Elfmeter von Bielefeld vorbereitet. Er hat die Videos und er hat unterschiedliche Statistiken in vereinfachter Form dargestellt. Vielleicht kann ich unserem Keeper auch noch aus meiner eigenen Pokal-Erfahrung ein paar Tipps weitergeben (lacht).

Zum Abschluss: Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an den 27. Mai 2017 denken?

Das Finale (lacht)? Das ist natürlich ein riesen Traum. Jetzt denken wir aber erst einmal an das Achtelfinale und freuen uns auf ein ausverkauftes Stadion. Ich glaube, als Amateurklub sollten wir mit solchen Träumen vorsichtig sein.

Hand aufs Herz: Wie sieht Ihr Tipp für das Spiel gegen die Arminia aus?

Ein 7:6-Sieg nach Elfmeterschießen dank der "SAP Penalty Insights", das wäre doch eine tolle Story!

ZUR PERSON: Stephan Sieger (37) ist seit 2015 Team-Manager beim FC Astoria Walldorf. Zuvor sammelte er unter anderem für 1899 Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf, Kickers Offenbach oder den 1. FC Saarbrücken über 100 Zweit-, über 100 Dritt- und über 100 Regionalligaeinsätze.

Das Interview führte Gerrit Kleiböhmer

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