26.02.2017 13:30 Uhr

Doppel-Boykott nach Rapid-Pleite

Christian Ilzer und Damir Canadi lieferten sich nach Schlusspfiff ein hitziges Wortgefecht
Christian Ilzer und Damir Canadi lieferten sich nach Schlusspfiff ein hitziges Wortgefecht

Jetzt fliegen beim SK Rapid endgültig die Fetzen. Die 1:2-Pleite am Samstagnachmittag beim Wolfsberger AC zum Auftakt der 23. Bundesliga-Runde wurde nach Schlusspfiff noch von äußerst unrühmlichen Szenen auf und abseits des Spielfelds begleitet. Sportlich bleibt jedoch festzuhalten: Die Niederlage zeigte einmal mehr die gravierenden Probleme beim Rekordmeister schonungslos auf.

Im Umfeld liegen die Nerven deshalb längst blank: Zunächst gaben die maßlos enttäuschten grün-weißen Fans ihrer Mannschaft mit eindeutigen Gesten, Pfiffen und Schmährufen zu verstehen, dass man auf eine Verabschiedung verzichtet. Die Rapid-Spieler machten auf dem Weg zum Gäste-Sektor mit hängenden Köpfen nach wenigen Meter wieder kehrt und verschwanden in der Kabine. Am Spielfeldrand sorgte indes eine Kontroverse zwischen Christian Ilzer, dem Co-Trainer des WAC, und Rapid-Chefcoach Damir Canadi für Aufregung.

Wenig später kam es dann auch noch zur nächsten Boykott-Aktion. Mario Sonnleitner und Kapitän Stefan Schwab verweigerten in der Mixed Zone Gespräche mit der "Kronen Zeitung". Nach dem Ende der offiziellen Pressekonferenz blieb dann sogar Rapid-Trainer Canadi im Medien-Raum stehen, um sich nach dem Kärnten-Berichterstatter der größten Tageszeitung Österreichs zu erkundigen.

Man ging vor die Tür. Die lautstarke "Ansprache" des verärgerten Rapid-Betreuers war auch für jene Journalisten klar vernehmbar, die noch im Innenbereich warteten. Was hatte Canadi so erzürnt? Vorausgegangen war in der Freitag-Ausgabe der Kärnten-"Krone" eine Geschmacklosigkeit sondergleichen. Unter dem Titel "Sch(m)erz lass nach" war dabei folgender Text zu lesen: Die Mannschaft des SK Rapid hat gestern ein Flüchtlingsheim besucht. "Es war erschütternd in die traurigen, hoffnungslosen und verunsicherten Gesichter zu blicken", sagte danach Mohammed, 14 Jahre aus Aleppo.

Eingebaut in ein Bild von Alex Sobczyk und Giorgi Kvilitaia. Darunter die Zeilen: Wer hilft Rapid auf? Oder: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Siehe oben...

"Krone" gegen Rapid: Das ist Brutalität

Der mitgereiste Rapid-Berichterstatter der "Krone" aus Wien hatte mit der völlig aus dem Ruder laufenden Faschings-"Einlage" des Kärnten-Sportchefs überhaupt nichts zu tun und bekam dennoch die Konsequenzen zu spüren.

Der Flüchtlingsheim-Scherzbold aus dem südlichsten Bundesland Österreichs legte indes in seiner Sonntag-Ausgabe noch einmal nach: "Auf Rapid-Trainer Damir Canadi hat sich der Druck weiter erhöht. Noch im Tunnel krachte er mit Obmann 'Shorty' Schratter zusammen, gut 20 Minuten nach Abpfiff lieferte er sich ein böses Wortgefecht mit Chris Ilzer - und dazwischen gab's noch ein Interview-Verbot für die "Krone". Geht's noch peinlicher?"

Schon möglich. Man muss nur die nächsten Artikel von Konrad Lenz in der Kärnten-"Krone" abwarten. Der Urheber der total unnötigen Auseinandersetzung ließ natürlich unerwähnt, dass er mit seiner Wortwahl unter der Gürtellinie der Auslöser des Konflikts gewesen war.

Mangelnde Qualität auf allen Ebenen

Mangelnde Qualität ist aber nicht nur ein Problem in Kärntens Redaktionszimmern, beim völlig losgelösten WAC-Stadionsprecher oder bei der Faschingsparty nach Spielende im VIP-Bereich der Lavanttal-Arena, sondern auch bei Rapid.

Durch die Geschehnisse nach der Partie trat fast in den Hintergrund, was man zuvor auf dem Rasen gesehen hatte. Die Fehlpass-Orgie in den ersten 45 Minuten zeigte deutlich, warum von 23 Meisterschaftsspielen in dieser Saison bisher nur sieben Partien gewonnen (aber bereits acht verloren) wurden.

Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr hatte man 14 volle Erfolge (also doppelt so viele Siege) auf dem Konto und lag nach Punkten gleichauf mit RB Salzburg. Ein Jahr später hat man 20 Zähler Rückstand. Nach Zoran Barišić und Mike Büskens ist mit Damir Canadi der dritte Trainer innerhalb von acht Monaten am Werk. Dazu wurde auch noch der Sportchef mitten unter der Saison ausgetauscht.

Nun bekommt man in Wien-Hütteldorf beinhart die Rechnung für eine völlig verfehlte Personalpolitik präsentiert.

Mehr dazu:
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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Wolfsberg

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