25.03.2017 07:55 Uhr

Das neue ÖFB-System am Prüfstand

Nicht alles gefiel Marcel Koller
Nicht alles gefiel Marcel Koller

Mit einem neuem System findet die ÖFB-Auswahl wieder in die Spur. Der 2:0-Heimerfolg am Freitagabend über Moldau lässt die Chance auf die Qualifikation zur WM in Russland leben. "Im Großen und Ganzen war es schon ganz gut", brummte Marko Arnautović nach dem Spiel zufrieden. Von Perfektion kann aber noch keine Rede sein. Woher auch?

Die neue 3-4-3-Ausrichtung des Teams brachte eine enorme Dysbalance mit sich. Praktisch über die gesamte Spieldauer war Österreich fast ausschließlich über links vorhanden. Die Achse mit Martin Hinteregger, Kapitän David Alaba und dem in der Offensive herausragenden Arnautović war weitaus präsenter als das Pendant auf der rechten Seite.

"David Alaba und Marko Arnautović verstehen sich hervorragend, Marcel Sabitzer und Valentino Lazaro haben hingegen zum ersten Mal in dieser Kombination gespielt", lautete die Begründung von Teamchef Marcel Koller bei der Pressekonferenz nach dem Spiel.

94 von 340 Pässen in den ersten 15 Minuten

Im Vorjahr wurden die Rufe immer lauter, dass der Nationaltrainer solle seinen besten Spieler David Alaba vom Zentrum auf den Flügel verlegen – ähnlich wie bei den Bayern. Im Gegensatz zum 4-2-3-1 scheint sich Alaba im 3-4-3 mit dieser Rolle auch anfreunden zu können.

In den ersten Minuten zündete er gemeinsam mit Arnautović ein wahres Feuerwerk über links. Nur die Latte verhinderte nach sechs Minuten einen Treffer. "Der hätte genau gepasst", stöhnte Alaba, als er über sein Beinahe-Tor sprach.

Der Spielaufbau der Österreicher sah in der Vergangenheit so aus, dass der Ball über das Zentrum auf die Flügel weitergeleitet wurde. Nun spielte die Mitte aber keine tragende Rolle mehr. Zlatko Junuzović, der sonst immer der Dreh- und Angelpunkt der ÖFB-Auswahl war, hatte gegen Moldau für seine Verhältnisse fast schon eine Statistenrolle. "Wir hätten schneller auf Ilsanker in die Mitte spielen können und dann auf die Seite wechseln", kritisierte auch Koller den Aufbau.

Das Anfangsfurioso verebbte nach rund einer Viertelstunde. Insgesamt fanden über die volle Spielzeit 340 Pässe der Österreicher ihren Mann. Ganze 94 davon entfielen dabei auf die ersten 15 Minuten.

Das Spiel der Österreicher wurde unrund, vermehrt wurden hohe Bälle eingesetzt. Das hatte zur Folge, dass Alaba häufiger zur Mitte zog und somit die stärkste Waffe seiner Mannschaft, nämlich eben das Spiel über den linken Flügel, beschnitt.

Im zweiten Durchgang tätigte Koller den klugen Wechsel Janko für Lazaro und ertauschte sich somit mehr Strafraumpräsenz. "Moldau hat eben mit Mann und Maus in der zweiten Hälfte verteidigt", so der Teamchef.

Das Spiel über rechts blieb weiterhin verwaist. So scheint es fast ironisch, dass beide Treffer von Spielern dieser Seite erzielt wurden. "Ich bin bis zum Tor ruhig geblieben. Es bringt nichts, wenn ich herumspringe. Ich habe aber gewusst, dass die Chancen kommen werden", sprach Koller.

Sabitzer streichelte mit den Haarspitzen eine Hereingabe von Arnautović über die Linie und "Joker" Martin Harnik brachte nach einem Schnitzer der Gäste und einem Kraftakt von Zlatko Junuzović die Entscheidung.

Die Chancen

Marcel Koller versicherte, dass das 3-4-3 rein eine Überlegung war, um sich auf den Gegner auszurichten. Man kann aber ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass es sich nicht um eine Eintagsfliege handelt.

Mit den spielerischen Fähigkeiten des gegen Moldau gesperrten Julian Baumgartlinger würde wieder das Zentrum gestärkt werden. Alessandro Schöpf ist um mindestens eine Klasse besser als Valentino Lazaro. Somit könnte auch die Linkslastigkeit korrigiert werden. Insofern hat die neue Ausrichtung wirklich Zukunft.

Die stärkste Formation wird aber frühestens im September zusammen in einem Pflichtspiel auflaufen, denn mit Marko Arnautović fehlt gegen Irland aufgrund der zweiten Verwarnung ein elementarer Bestandteil dieses Systems. Stefan Ilsanker ist in Dublin ebenfalls gesperrt.

"Das bereitet mir Bauchschmerzen", gab auch Koller zu. Bis es das 3-4-3 in Perfektion zu sehen gibt, vergeht ohnehin noch einige Zeit. "In einem Verein dauert so eine Umstellung rund ein halbes Jahr. In einem Nationalteam eher zweieinhalb Jahre", wusste der Teamchef auf weltfussball-Nachfrage.

So lange hat Österreich nicht Zeit. Denn auch in Irland heißt es im Juni: Verlieren verboten.

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Johannes Sturm

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