14.04.2017 14:50 Uhr

Rapid-Ultras verzichteten auf Straßenschlacht

Unterstützung für Grün-Weiß auch in schwierigen Zeiten
Unterstützung für Grün-Weiß auch in schwierigen Zeiten

Mit den "Ultras" hat die wortgewaltigste Fangruppe des SK Rapid eine Stellungnahme zur katastrophalen sportlichen Lage abgegeben: Ein Aufruf zur Unterstützung aber mit einer klaren Botschaft an alle Verantwortlichen beim Rekordmeister.

Die "Ultras Rapid Block West 1988" betonten einmal mehr, dass der "Mythos des Arbeitervereins, der gegen die Mühlen des modernen Fußballs antritt und besteht, verloren gegangen ist. Rapid wurde endgültig ein Teil der kommerziellen Ausbeutung des Fußballs." Zur aktuellen Situation heißt es: "Es ist nicht einfach eine verschissene Saison, die Ende Mai abgehakt wird, um sich auf die nächste zu konzentrieren, denn wir befinden uns aktuell lediglich fünf Punkte vor dem Abstieg. Wir alle waren in den letzten Wochen wohl ein bisschen zu stolz, um uns einzugestehen, was es geschlagen hat."

Nach der 0:3-Pleite in Ried wurde deshalb zu "besonderen" Maßnahmen gegriffen: "Es war mehr als dringender Handlungsbedarf, um allen Beteiligten diese Situation klarzumachen. Wir haben den Mannschaftsbus in Ried in Ruhe gelassen, denn jegliche Versuche irgendwas zu starten wären mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Straßenschlacht mit der mehr als motivierten oberösterreichischen Polizei ausgeartet."

"Wir haben uns für die unauffälligere Variante entschieden und den Bus auf dem Weg nach Wien von der Autobahn geholt, um der Mannschaft auf einem LKW-Rastplatz die Leviten zu lesen. Was dort wie gesagt wurde werden wir hier nicht weiter ausführen, wir sind aber davon überzeugt, dass die Mannschaft wirklich verstanden hat, um was es hier im Augenblick geht. Bei der Ankunft in Hütteldorf hatten wir noch ein Gespräch mit den Geschäftsführern Sport sowie Wirtschaft, die den Eindruck machten, als hätten sie wirklich überrissen, was auf dem Spiel steht."

Rapid-Mediendirektor: "Ganz normale Aussprache"

Rapid-Mediendirektor Peter Klinglmüller meinte Bezug nehmend auf die "Ultras"-Mitteilung: "Die Fans waren aus verständlichen Gründen enttäuscht, deswegen wurde schon kurz nach dem Spiel eine Aussprache zwischen ihnen, der Mannschaft und dem Betreuerteam auf einem Autobahnparkplatz vereinbart."

Weiters erklärte Klinglmüller: "Es war eine ganz normale Aussprache zwischen einer Fußball-Mannschaft und Fans, bei der es zu keinen negativen Vorfällen kam." Das Treffen war laut Klinglmüller "eine Lösung im Sinne aller Beteiligten, damit man in Ruhe miteinander spricht. Die Vereinsführung sieht das als akzeptables Mittel, wir sprechen gerne mit unseren Fans, die uns auch immer unterstützen."

Zwischenfall mit siebenjährigen Mädchen im Rapid-Sektor

Zumindest einigen anderen grün-weißen Anhängern droht nun aber ein juristisches Nachspiel. Ein siebenjähriges Mädchen hatte beim Ried-Match im Rapid-Sektor giftige Dämpfe eingeatmet und musste ins Spital. Die Landespolizeidirektion wird Anzeige wegen Körperverletzung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit gegen Unbekannt erstatten, sagte Sprecher David Furtner am Freitag.

Insgesamt seien bei der Begegnung 28 illegale pyrotechnische Gegenstände abgebrannt worden, kritisierte Furtner. Die Notwendigkeit einer erhöhten Polizeipräsenz erkläre sich damit eigentlich von selbst. Dass dies offenbar auch von den "Ultras Rapid" so empfunden wurde, freue ihn. Ansonsten wollte Furtner zur Aussage der Ultras über die "mehr als motivierte oberösterreichische Polizei" keine Stellungnahme abgeben. Zum Treffen zwischen Mannschaft, Betreuer und Fans auf der Raststation meinte der Polizeisprecher lediglich, er habe davon gehört.

Zum Vorfall mit dem siebenjährigen Mädchen meldete sich unterdessen auch die "Rechtshilfe Rapid" zu Wort, nachdem der Vater des Mädchens kontaktiert worden war. Demnach sei das Kind in der 15. Minute beim Zünden von grünem Rauch erschrocken, verließ den Sektor und begann danach zu weinen. Daraufhin suchte der Vater mit seiner Tochter Sanitäter auf, welche die Siebenjährige zur Kontrolle ins Rieder Spital schickten, wo umgehend Entwarnung gegeben wurde. Vater und Tochter trafen gegen Spielende wieder im Stadion ein und fuhren mit dem Fan-Bus nach Hause.

Die "Rechtshilfe Rapid" bezeichnet sich als "Solidargemeinschaft von Fans für Fans des SK Rapid". Ihre Aufgabe ist es laut Eigendefinition, "betroffene Rapidfans im Umgang mit Behörden, Polizei und Justiz zu unterstützen".

Anmerkung: 

Zur korrekten Berichterstattung hier noch die

Stellungnahme der Rapid-Ultras im Wortlaut:

Rapidler,

die derzeitige Situation beim SK Rapid ist eine mehr als außergewöhnliche, sodass wir uns dringend in der Verantwortung sehen, öffentlich Stellung zu nehmen und unsere Sicht der Dinge darzulegen.

Vielleicht haben manche von euch schon auf richtungsweisende Worte unsererseits gewartet, doch bevor wir konkret werden, möchten wir an dieser Stelle kurz ausholen.

In den letzten Jahren war der SK Rapid trotz der eklatanten budgetären Vorteile von RedBull fast immer in den Kampf um den Meistertitel eingebunden, es reichte für die Mannschaft unter Zoki aber nie für den Titel, auch wenn dieser des öfteren zum Greifen nahe war. Wir verspielten diese Chancen aber allesamt, noch dazu in einer Art und Weise, die uns manchmal unglaublich fragend zurückließ. Immer wieder scheiterten wir vor allem deshalb, weil wir scheinbar leichtfertig Punkte gegen „kleine“ Gegner liegengelassen haben und so Jahr für Jahr das große Ziel, Meister zu werden, verpassten.

Unter Präsident Krammer wurde der Verein mittlerweile auf finanziell mehr als gesunde Beine gestellt, auch wenn dabei sehr viel vom Mythos des Arbeitervereins, der gegen die Mühlen des modernen Fußballs antritt und besteht, verloren gegangen ist. Rapid wurde endgültig ein Teil der kommerziellen Ausbeutung des Fußballs, was in Anbetracht unseres Anspruchs als erfolgreichster und größter Verein in Österreich ein Spagat war, den man anscheinend nehmen muss, um ebendiesem Anspruch gerecht zu werden.

Rapid wurde wieder richtig „in“, Rapid boomte, die Mitgliederzahlen und alle möglichen anderen Werte schossen durch die Decke und bei der Eröffnung des Stadions war es quasi fix, dass wir endlich wieder Meister werden.

Damit auch wirklich nix schiefgehen kann wurde der Trainer im Sommer durch einen angeblich besseren ersetzt, der teuerste Kader der Vereinsgeschichte wurde zusammengestellt und alles war auf Schiene…

Jetzt, ein dreiviertel Jahr und zwei weitere Trainerentlassungen später, finden wir uns in der wahrscheinlich schlechtesten Saison in der 118-jährigen Vereinsgeschichte wieder.

Es ist allerdings nicht einfach eine verschissene Saison, die Ende Mai abgehakt wird, um sich auf die nächste zu konzentrieren, denn wir befinden uns aktuell lediglich fünf Punkte vor dem Abstieg. Wir alle waren in den letzten Wochen wohl ein bisschen zu stolz, um uns einzugestehen, was es geschlagen hat. Vielleicht war die Hoffnung auf die Wende auch zu groß oder der Strohhalm Cupsieg zu präsent, auf jeden Fall hat sich sehr lange niemand ernsthaft mit dem Offensichtlichen auseinandergesetzt, aber nach der Niederlage in Ried ist es hoffentlich auch dem letzten Optimist bewusst:

WIR BEFINDEN UNS IM ABSTIEGSKAMPF!

Wenn man neun Runden vor Schluss beim Stockletzten der Liga mit 0:3 unter die Räder kommt, ohne auch nur im Ansatz dagegenhalten zu können, dann ist das einfach die bittere Realität.

Nach dem Spiel in Ried war also mehr als dringender Handlungsbedarf, um allen Beteiligten diese Situation klarzumachen. Wir haben den Mannschaftsbus in Ried in Ruhe gelassen, denn jegliche Versuche irgendwas zu starten wären mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Straßenschlacht mit der mehr als motivierten oberösterreichischen Polizei ausgeartet.

Wir haben uns für die unauffälligere Variante entschieden und den Bus auf dem Weg nach Wien von der Autobahn geholt, um der Mannschaft auf einem LKW-Rastplatz die Leviten zu lesen. Was dort wie gesagt wurde werden wir hier nicht weiter ausführen, wir sind aber davon überzeugt, dass die Mannschaft wirklich verstanden hat, um was es hier im Augenblick geht. Bei der Ankunft in Hütteldorf hatten wir noch ein Gespräch mit den Geschäftsführern Sport sowie Wirtschaft, die den Eindruck machten, als hätten sie wirklich überrissen, was auf dem Spiel steht.

Es geht gegen den Abstieg und auch wenn das eine schwer zu akzeptierende Tatsache ist, so bleibt es Tatsache. Dieser Umstand erfordert die Hilfe und Unterstützung JEDES EINZELNEN, der glaubt oder weiß, Rapidler zu sein. Im Moment ist einfach alles andere wurscht, wir dürfen nur nicht absteigen. Persönliche Dinge sind wurscht, Streitigkeiten sind wurscht und es ist jetzt auch scheißegal, wer wirklich schuld hat an der ganzen Sache. Für manche ist der sture Canadi schuld, für manche sind die scheinbar eierlosen Spieler schuld, für manche sind die hohen Herren im Verein schuld. All das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns mitten im Abstiegskampf befinden. Es kann daher nur EIN GEMEINSAMES ZIEL geben: oben bleiben!

Wir rufen ALLE Rapidler dazu auf, zu den restlichen Spielen ins Stadion zu kommen und den Verein in dieser schweren Zeit zu unterstützen! Es bringt absolut gar nichts, auf beleidigt zu machen und daheim zu bleiben. Es bringt überhaupt nichts, im Stadion die Pappn zu halten. Es bringt gar nichts, die Spieler auszupfeifen.

Die einzige Hilfe, die man im Augenblick als Ultras, als Fanklub, als einzelner Fan, als Rapidler beisteuern kann, ist dem Verein offensichtlich den Rücken zu stärken.

Wir wissen selbst, dass wir das heuer schon oft gepredigt haben, immer in der Hoffnung auf baldige Besserung, immer in der Hoffnung, dass die Mannschaft das Ruder herumreißen kann. Bis jetzt hat das nicht gut funktioniert, aber es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen genau jetzt unseren Mann und hinter dem Verein stehen, dann werden wir es alle gemeinsam schaffen. Wir in der Kurve, alle anderen auf den restlichen Tribünen und die Spieler auf dem Platz sind gefordert, den SK Rapid über diese schreckliche Phase der Vereinsgeschichte drüberzuretten.

Es ist kein Platz für andere Dinge, die Lage ist viel zu ernst!

Kommt alle ins Stadion, wurscht ob gegen Altach, die Austria oder St. Pölten. Kommt ins Stadion und unterstützt Rapid, bevor es in ein paar Wochen ein ganz böses Erwachen gibt.

EINER FÜR ALLE – ALLE FÜR RAPID!

Ultras Rapid Block West 1988

Wien, am 13.4.2017

Mehr dazu:
>> Bei Rapid soll der Rasen brennen
>> Bickels Favorit auf den Rapid-Trainerposten
>> Rapid strukturiert Scouting neu
>> Vom Abwehrchef zum Rotzbua und retour
>> Rechnung für verfehlte Rapid-Personalpolitik
>> Bickel: "Ich sehe uns alle als Verlierer"
>> Die Rapid-Trainer im Überblick
>> Canadi gibt Stellungnahme ab

red

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten