22.04.2017 09:25 Uhr

Bei Rapid ist das Lächeln zurück

Unter Goran Djuricin ist beim SK Rapid das Lächeln zurückgekehrt. Im Wiener Derby am Sonntag (ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) gegen die Austria will der neue Chefcoach mit seiner Mannschaft für zusätzliche positive Stimmung sorgen.

Aber so blöd es klingen mag: Das wichtigere Spiel für die Hütteldorfer steigt erst am kommenden Mittwoch im Halbfinale des ÖFB-Cups gegen den LASK. Die Meisterschaft kann Rapid nicht mehr gewinnen, den Cup schon. In Oberösterreich macht man indes für das Traditionsduell bereits "mobil.

Dies hat sich leider nur noch nicht beim Anhang der Grün-Weißen durchgesprochen. Während man in der Bundesliga bei 31 Punkten Rückstand auf Titelverteidiger RB Salzburg abgeschlagen auf Platz sechs liegt und sich viel näher an der Abstiegszone befindet, fehlen dem österreichischen Rekordmeister im Cup nur noch zwei Siege für ein Europacup-Ticket. Damit könnte man in Hütteldorf eine völlig verpatzte Saison retten.

Das Derby ist bis auf den Austria-Sektor ausverkauft (der violette Stadtrivale forderte - obwohl 2.500 Karten möglich gewesen wären - nur 1.500 Tickets an und nicht einmal die gingen bisher weg). 16 Zähler Rückstand auf den Erzfeind jucken im 14. Wiener Gemeindebezirk offensichtlich niemanden.

Für das Cup-Semifinale gegen den LASK am Mittwochabend (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) sind hingegen "erst" etwas mehr als 12.000 Karten abgesetzt. Andere Vereine würden sich angesichts dieser Zahlen alle zehn Finger abschlecken, bei Rapid ist es angesichts der Bedeutung der Begegnung gegen die Linzer jedoch eine Riesen-Enttäuschung. Ein Hoffnungsschimmer aus Sicht von Rapid: Bisher kamen lediglich Mitglieder und Abonnenten zum Zug, der freie Verkauf startete erst am Freitag

Ein Rapid-Trainer braucht keinen Parkschein

Rapid-Coach "Gogo" Djuricin ließ gegenüber weltfussball klar durchblicken, dass nicht nur das bevorstehende Derby sondern auch das Cup-Halbfinale gegen den LASK einen ganz hohen Stellenwert hat.

Immerhin haben die Linzer, die bereits am Freitagabend den (nicht nur in Oberösterreich gern gesehenen) Bundesliga-Aufstieg schafften, gleich zwei Tage mehr Pause und konnten schon gegen Liefering zahlreiche Schlüsselspieler schonen: "Daran habe ich natürlich auch schon gedacht. Es ist so, dass wir einen großen Kader haben und wir dann am Mittwoch durchaus durchmischen müssten oder sollten."

"Wir haben auch gesehen, dass nach dem Cup-Spiel in St. Pölten in der folgenden Partie gegen Ried einige Spieler sehr, sehr müde waren. Aber nichtsdestotrotz glaube ich, dass der Kopf sehr entscheidend sein wird. Ich glaube, dass die Mannschaft so viel Charakter hat und weiß, dass es am Mittwoch um richtig viel geht, damit wir dann noch einmal neue Energie schöpfen können. Noch dazu mit unseren Fans!"

Der neue Cheftrainer in Wien-Hütteldorf erinnerte sich auf weltfussball-Nachfrage auch zurück an seine Zeit als Spieler beim Erzfeind mit echten "Typen" wie Egon Coordes und Andreas Ogris: "Von Egon Coordes ist mir hängen geblieben, dass er nichts auf Namen gegeben hat. Bei ihm war die Hierarchie nicht so wichtig. Wenn ein Junger Gas gegeben hat und seine Leistung am Platz gezeigt hat, dann hat er auch gespielt. Egal, wie er geheißen hat und wie alt er war. Das war ja damals nicht immer so. Oder vielleicht auch heute. Und Andi? Da gibt's nur ein paar Worte zu sagen: Ehrlich, loyal und geiler Typ!"
>> Als der Rapid-Coach Austrianer war

Mittlerweile ist der 42-Jährige aber längst wieder ein echter Grün-Weißer und hatte unter der Woche auch persönlich ein schönes "Erfolgserlebnis": Im 13. Bezirk (der aber ohnehin keine flächendeckende Kurzparkzone ist) fragte Goran Djuricin nach einem benötigten Parkschein. Die Antwort: "Sie brauchen sowieso keinen. Sie sind Rapid-Trainer!"

Das Derby wird "megageil"

Am Sonntag wird "Gogo" auch erleben, was es heißt als Rapid-Betreuer bei einem Derby als sportlicher Letztverantwortlicher in der ersten Reihe zu stehen. Das werde "megageil". Sollten der Stadtrivale und drei Tage danach auch der LASK bezwungen werden, "mache ich einen Salto", kündigte der Rapid-Coach an.

Den Gegner erwartet er "auf Konter aus - das ist ihre Stärke." Zur aktuellen Form der Austria meinte der Wiener: "Sie hatten zuletzt Phasen, in denen sie durchschnittlich waren, aber auch Phasen, in denen sie sehr effizient waren."

Djuricin machte als Cheftrainer mit der Austria in dieser Saison bereits Bekanntschaft - am 26. Oktober des Vorjahres scheiterte er mit dem Regionalligisten ASK Ebreichsdorf im Cup-Achtelfinale erst nach Verlängerung mit 4:5 an den Veilchen. "Aber das kann man überhaupt nicht vergleichen. Wir waren damals der Underdog."

Der Rapid-Coach ließ offen, ob er wie gegen Altach auf ein 4-2-3-1-System setzt oder zu einer Dreierkette wie unter Vorgänger Damir Canadi zurückkehrt. Ungeklärt ist auch noch der Einsatz von Louis Schaub - der ÖFB-Teamspieler hat weiterhin mit Muskelproblemen zu kämpfen. Wer auch immer in der Startformation steht, kann sich aber auf eine echte Derby-Atmosphäre einstellen, so Djuricin: "Man sollte das auch als Spieler genießen, so etwas hat man nicht oft."

Die Ära Canadi ist nun auch vertraglich beendet

Die Djuricin-Begeisterung für seinen Job wurde von Rapid-Sportchef Fredy Bickel sehr positiv hervorgehoben. "Er bringt unheimlich viel Emotion in den Verein, vergisst aber auch nicht auf akribisches Arbeiten. Das ist eine sehr gute Mischung", lobte der Schweizer. Allerdings ist weiterhin offen, ob Djuricin auch nach Saisonende im Amt bleibt.

Am Freitag wurden mit Andi Herzog und Didi Kühbauer auch zwei echte grün-weiße Legenden im Stadion gesichtet. Es handelte sich dabei aber "nur" um den Termin für einen Rapid-Sponsor. Kühbauer bestätigte dabei gegenüber weltfussball, dass er jederzeit seine Zusammenarbeit mit dem ORF beenden und wieder einen Trainerjob annehmen kann. Österreichs Rekord-Teamspieler Herzog ist ebenso frei. Zuletzt war er als "Fan" von Dominic Thiem beim Tennis-Turnier in Monte Carlo.

Die ursprünglich bis Sommer 2018 laufende Zusammenarbeit mit Ex-Coach Damir Canadi ist indes laut Angaben von Rapid seit Freitag auch offiziell beendet. Wie Geschäftsführer Christoph Peschek bekanntgab, wurde der Vertrag des vor knapp zwei Wochen beurlaubten ehemaligen Altach-Erfolgstrainers einvernehmlich aufgelöst.

"Exit-Option" bei der Vertragsauflösung

Für den Fehlgriff rechtfertigte sich Peschek. Bei der Bestellung von Canadi habe man Gratulationen von "nahezu allen Experten und Rapid-Legenden" bekommen, mittlerweile könnten sich aber viele von ihnen nicht mehr daran erinnern, sagte der 33-Jährige wohl auch mit Blick auf die jüngste Kritik von Ex-Meistermacher Ernst Dokupil.

Der "Kurier" berichtete indes über eine Klausel im Canadi-Vertrag: Demnach habe Rapid unter Ex-Sportdirektor Andreas Müller begonnen, für Führungskräfte 'Exit-Optionen' einzubauen. Gegen Zahlung einer gewissen Summe kann so das Vertragsverhältnis während der Beurlaubung beendet werden. Damit ist ein "Aussitzen" oder ein noch teureres Hin und Her wie einst mit Erfolgscoach Dokupil zu verhindern: Der Europacup-Finalist von 1996 hat nach der Trennung erfolgreich gegen Rapid prozessiert.

Sportchef Bickel ließ indes gegenüber weltfussball angesprochen auf die scharfen Dokupil-Worte Richtung Rapid-Präsident Michael Krammer und Geschäftsführer Peschek ("Wenn jemand aus dem Sport kommt, fällt er nicht auf eine Powerpoint-Präsentation rein") mit folgendem Satz aufhorchen: "Grundsätzlich ist das natürlich eine richtige Aussage. Du kannst nicht aufgrund einer solchen Vorstellung irgendeinen Trainer verpflichten."

Zusatz: "Ich bin aber auch der Überzeugung, dass es ganz bestimmt nicht nur aufgrund von Ausschnitten oder einer Präsentation so entschieden wurde."   

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Christian Tragschitz

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