23.04.2017 22:25 Uhr

Finale, Finale, Europacup-Finale!

Marco Rose schwört sein Team ein - motivieren muss er es nicht extra
Marco Rose schwört sein Team ein - motivieren muss er es nicht extra

Die Salzburger Jungbullen können Geschichte schreiben. Noch nie konnte eine österreichische Vereinsmannschaft einen UEFA-Bewerb gewonnen. Gegen Benfica hat das U19-Team nun am Montag (ab 17:00 Uhr im Liveticker) die Chance, diesen Makel zu beheben.

weltfussball traf den tiefenentspannten Trainer Marco Rose in Nyon beim Abschlusstraining vor dem Finale der UEFA Youth League. "Die Jungs wissen, dass sie vor einem ganz großen Coup stehen. Wir freuen uns wirklich drauf, jetzt wollen wir den letzten Schritt machen. Die nötige Spannung kommt da ganz von alleine", so der Deutsche.

Verkrampft wirkt die Jugendauswahl von RB Salzburg auf keinen Fall. Im Gegenteil, beim Abschlusstraining wurde geblödelt – aber auch konzentriert gearbeitet. Warum schaffen das die Burschen, in so einer Situation cool zu bleiben?

Rose hatte dafür eine einfache Erklärung: "Wenn sie es nicht wären, dann hätten sie es nicht so weit geschafft. Sie wollen ja auch Profis werden. Das bekommen sie auch immer wieder in der Akademie aufs Brot geschmiert, dass bestimmte Dinge dazu gehören. Dann lernt man auch zeitig, mit Druck umzugehen."

Als moralische Unterstützung reist extra der verletzte Kapitän Xaver Schlager an. "Das ist ein überragendes Signal. Es zeigt auch, wie wichtig ihm das Team ist, obwohl er sich schon im Profikader festgesetzt hat. Ich denke, dass es der Mannschaft schon auch noch ein paar Prozent gibt", erklärte der Trainer.

Portugiesische Lackeln mit Schwachstellen

Im Gegensatz zu den bisherigen "Opfern" von Salzburg – und die sind ja mit Manchester City, Paris Saint-Germain, Atlético Madrid und FC Barcelona allesamt höchst prominent – pflegt Benfica eine ganz andere Spielweise. Eine Mannschaft, die mit Riesen gespickt ist und deren Matchplan auch darauf ausgelegt ist.

"Wir werden sicher nicht viele Luftduelle gewinnen können. Sie gehen eher auf zweite Bälle und kommen dann mit Tempo. Das müssen wir anders verteidigen, aber darauf werden wir uns einstellen. Punkt eins, wir haben Jungs, die richtig dagegen halten können, auch ein paar Kanten. Punkt zwei haben wir Kicker, die ihren Kanten fußballerisch weh tun können", so Rose.

Im Semifinale drehte Benfica gegen Real Madrid in der ersten halben Stunde so richtig auf und führte schon mit 3:0. Danach gaben sie das Spiel aber vollständig aus der Hand und kamen mit dem knappen 3:2-Sieg noch mit einem blauen Auge davon.

Benfica-Fluch als Salzburger Rückenwind

An dieser Stelle ein kleiner historischer Exkurs, denn Benfica hat ein wahres Final-Trauma: Alles begann mit dem größten Triumph der Portugiesen. Béla Guttmann, später österreichischer Teamchef und Austria-Trainer, führte Benfica 1962 zum zweiten Finalsieg im Europacup der Landesmeister hintereinander.

Der Erfolgscoach forderte nach der Sternstunde eine wohl nicht ganz unberechtigte Gehaltserhöhung, die Vereinsführung sagte dazu aber nur não. Guttmann fand das gar nicht einmal so gut. "In Europa wird Benfica hundert Jahre lang keinen Titel mehr gewinnen", lautete sein erbostes Abgangsstatement.

Recht sollte er behalten, denn der Fluch hält sich hartnäckig. 1963, 1965, 1968, 1988 und 1990 scheiterten die Portugiesen im Endspiel des Landesmeister-Cups, also dem Vorgänger der Champions League. 1983 musste man sich im UEFA-Cup kurz vor dem Ziel geschlagen geben und 2013 und 2014 war im Finale der Europa League mit einer Pleite Endstation. Auch in der Youth League zogen sie 2014 den Kürzeren.

"Dieses Thema schwebt über dem Verein. Aber sie werden alles reinhauen, was sie noch irgendwie im Tank haben", so Rose, der auch gewisse Parallelen sieht: "Genauso wie wir drüber reden, dass Österreich noch nie einen Vereinstitel gewonnen hat, wird auch Benfica versuchen, diesen Fluch abzuschütteln."

Die rot-weiß-rote Trophäenlosigkeit will er für die Jungbullen aber nicht als Belastung sehen: "Nein, diesen Rucksack schnallen wir uns sicher nicht um."

Kurz vor 19:00 wird in Nyon also auf jeden Fall ein Trauma beerdigt. Wenn es das österreichische sein sollte, dann ist aber eine Kranzniederlegung am Wiener Zentralfriedhof fällig. Quasi als Dankeschön an Béla Guttmann.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Nyon/Schweiz

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