25.04.2017 14:30 Uhr

Die letzte Chance im Rapid-Pulverfass

Wie lange hält der Anhang des SK Rapid noch
Wie lange hält der Anhang des SK Rapid noch "still"?

Es ist das Spiel der letzten Chance. Für den SK Rapid geht es am Mittwochabend (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Halbfinale des ÖFB-Cups gegen den LASK darum, den Hoffnungsschimmer auf eine Europacup-Teilnahme zu wahren. Bei einem Out gegen die Linzer - es käme in der aktuellen sportlichen Lage alles andere als überraschend - wäre der österreichische Rekordmeister in der kommenden Saison international nur Zuschauer.

Kein Wunder, dass in Wien-Hütteldorf deshalb die Nerven blank liegen. 0:2-Heimpleite im Wiener Derby gegen die Austria, 34 Punkte hinter Platz eins aber nur sieben Zähler Vorsprung auf den Letzten. Weiter in Abstiegsgefahr. Dazu noch jeder gegen jeden. Fight-Night im 14. Gemeindebezirk: Rapid-Präsident Michael Krammer gegen die Vereinslegenden Hans Krankl und Ernst Dokupil, Ex-Sportchef Andreas Müller gegen den Vereins-Boss und Geschäftsführer Christoph Peschek, Retourkutsche via Rapid-Aussendung zuletzt sogar der Vorwurf der Lüge.
>> Rapid-Boss: "Andreas Müller lügt!"

Beim LASK ist die Stimmungslage das exakte Gegenteil. Am Freitagabend mit einem 3:0-Heimerfolg gegen den FC Liefering den Bundesliga-Aufstieg fixiert. Seit 17 Spielen (15 Partien in der Ersten Liga sowie zwei Begegnungen im ÖFB-Cup) ungeschlagen. Dazu eine schwarz-weiße Fan-Invasion in die Bundeshauptstadt. Die Euphorie ist grenzenlos. Bei den Schlachtenbummlern der Linzer Athletiker wird inzwischen sogar schon öffentlich der Text für den Gassenhauer "Europapokal, Europapokal" verbreitet.

Man sieht sich bei den Oberösterreichern schon im Endspiel am 1. Juni in Klagenfurt. Rapid? In der momentanen Situation nur ein Schatten seiner selbst. Zudem teilte LASK-Trainer Oliver Glasner (Tribünengast am Sonntag beim Derby) bereits mit, dass er ganz genau weiß, wie man die Hausherren bezwingen wird: "Wir kommen, um zu gewinnen. Rapid ist sicher zu knacken."

Keine Übertreibung: Der Erfolgscoach stand von Juli 2012 bis Juni 2014 im Betreuerstab von RB Salzburg. Dort war und ist man auf den ehemaligen Arbeiterverein als "Klassenfeind" immer sehr gut vorbereitet.

Rapid-Trainer Djuricin: "Nicht Äpfel mit Bananen vergleichen"

Nur ein Rapid-Sieg in den letzten elf Bundesliga-Runden, aber 17 LASK-Partien ohne Niederlage. Was soll da schon für die Hütteldorfer sprechen? "Ich glaube man sollte nicht Äpfel mit Bananen vergleichen. Es ist doch die zweithöchste Liga. Aber der LASK hat sehr gut eingekauft, steht finanziell gut da und hat das Niveau eines Erstligisten. Aber es ist ein Riesenunterschied, ob ich 15 Spiele in der zweiten Liga nicht verliere oder im Oberhaus. Da muss man schon differenzieren."

"Nichtsdestotrotz ist die Mannschaft sehr stark. Wir sind weit entfernt davon, dass wir diesen Gegner unterschätzen", sagte Rapid-Trainer Goran Djuricin am Dienstag bei der Pressekonferenz gegenüber weltfussball.

Unterschätzen? Wie bitte soll diese aktuelle Rapid-Mannschaft einen Kontrahenten nicht für voll nehmen? Dies erledigen die Gegner eher, wenn sie aktuell an die Grün-Weißen denken. Djuricin legte noch mit dem Zusatz nach: "Wir spielen im Allianz Stadion und es werden immer noch elf Rapidler gegen sie antreten."

Rapid-Kapitän Steffen Hofmann meinte dazu: "Ich sehe es ähnlich. Aber natürlich haben sie einen psychologischen Vorteil. Sie haben nichts zu verlieren und sind schon in die Bundesliga aufgestiegen. Die kommen hier her und ich denke ein schöneres Spiel können sie sich im Moment gar nicht vorstellen. Wichtig ist für uns aber nur, wie wir drauf sind und wie wir agieren. Das wir rausgehen und zeigen, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollen." 

Kapitän Hofmann: "Niemand ist größer als der Verein"

Der inzwischen 36-jährige Routinier hat beim Rekordmeister bereits alle Höhen und Tiefen erlebt. Die aktuelle "Schlammschlacht" im Umfeld geht aber auch an ihm nicht spurlos vorbei: "Es ist viel los. Es wäre wichtig für alle, wenn man zur Ruhe kommt. Was zählt ist Mittwoch um 20:30 Uhr. Nicht, dass man sich ins Licht stellt oder anderen den schwarzen Peter zuschiebt. Die Rapid-Familie hat ausgezeichnet, dass man in schwierigen Zeiten zusammenhält. Es gibt niemand, der größer ist als der Verein."

Hofmann sagte gegenüber weltfussball zur desaströsen und leidenschaftslosen Vorstellung seiner Mannschaftskollegen in den ersten 45 Minuten gegen die Austria: "Ich bin während des Spiels mehr mit mir und meinen Jungs beschäftigt und weiß nicht, wer welche Emotionen gezeigt hat. Wichtig ist, dass wir diesmal zeigen worauf es ankommt. Wir wissen, dass wir außergewöhnliche Fans haben und ich hoffe sehr, dass sie uns unterstützen."

"Ich kann nicht in die Köpfe meiner Kollegen reinschauen und ihnen sagen, so und so musst Du agieren. Das sind alle andere Typen und andere Charaktäre. Manche von den Jungs tun sich mit der momentanen Situation schwer. Es hat schon lustigere Zeiten bei Rapid gegeben, aber ich komme trotzdem gerne jeden Tag zum Training."

Rapid "aggressiv von den Zehenspitzen bis zum Hals" 

Rapid-Chefcoach Djuricin gab indes eine "heiß-kalte" Marschroute aus: "Wir probieren, von den Zehenspitzen bis zum Hals aggressiv ins Spiel zu gehen. Nur der Kopf muss kühl bleiben."

Die Linzer erwartet er ähnlich abwartend wie die Austrianer am Sonntag. Diesmal werde man dem Gegner aber nicht ins offene Messer laufen, versprach Djuricin. "Wir haben im Derby Fehler gemacht, die wir diesmal nicht begehen sollten beziehungsweise werden."

Nach der Niederlage gegen den Erzrivalen galt es einiges aufzuarbeiten. "Manche Spieler sind verunsichert, das ist in so einer Situation logisch, aber ich werde sie immer an den Sieg gegen Altach erinnern", sagte Djuricin und wollte die momentane Krisenstimmung nicht überbewerten. "Es geht nur um Fußball, nicht um Leben und Tod. Die Jungs sollen einfach Spaß haben."

Vor dem Gegner zeigte Djuricin großen Respekt. "Wir müssen auf ihre Konter aufpassen, sie haben vorne fast so schnelle Spieler wie die Austria." Durch Trainer Glasner, der früher in Salzburg tätig war, sei bei den Linzern "ein Hauch von RB" eingekehrt. "Man sieht seine Handschrift. Der LASK spielt mutig nach vorne, ist körperlich robust und engagiert im Gegenpressing. Wir werden ihn keinesfalls unterschätzen."

Unterschätzen. Da war es wieder. Rapid und jemand unterschätzen. Im April 2017. Kein Scherz.

Mehr dazu:
>> Für Müller Macht der Ultras ein "Wahnsinn"
>> Der Spielplan des ÖFB-Cups im Überblick
>> Die Torschützenliste des ÖFB-Cups
>> Alle Sieger des ÖFB-Cups im Überblick

Christian Tragschitz

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten