12.05.2017 08:15 Uhr

SKN St. Pölten mit dem Rücken zur Wand

Für Jochen Fallmann geht es im Abstiegskampf auch um seinen Job
Für Jochen Fallmann geht es im Abstiegskampf auch um seinen Job

Der SKN St. Pölten ist sich dem Ernst der Lage bewusst. Die Partie gegen Mattersburg ist das erste von vier Endspielen um den Klassenerhalt gegen direkte Konkurrenten. Dort feiern Trainer und Spieler Erfolge, die es trotz großen Interesses gar nicht bis zum Verhandlungstisch in der Bimbo Binder Promenade geschafft haben.

Mattersburg daheim, Ried auswärts, WAC daheim und zum Schluss Rapid im Weststadion! Das Restprogramm des SKN St. Pölten hat's in sich. In den letzten sieben Runden holten die "Wölfe" nur einen Sieg (2:1 bei der Austria) bzw. fünf Punkte. In der gleichen Zeit sammelte der WAC sechs Zähler, Rapid acht, Ried elf und Mattersburg vierzehn.

SKN-Trainer Jochen Fallmann ist zuversichtlich: "Unter Druck haben waren wir immer unsere Leistung abrufen und in Punkte ummünzen können. Ich bin sehr optimistisch, dass wir die Punkte, die wir selbst liegen haben lassen, jetzt einfahren werden." Er gibt jedoch zu: "Mattersburg hat Spieler, die solche Situationen gut kennen und sehr, sehr clever agieren."

Der Major zog weiter

Einen von ihnen hätte Fallmann gerne in seinem Rudel gehabt: Stefan Maierhofer. Der Major hatte sich im Herbst dem SKN angeboten, wie auch Gerald Baumgartner. Baumgartner schaffte es angeblich nicht bis zu den Trainer-Hearings bei den SKN-Granden. Mit Maierhofer hatte Fallmann noch als Interimstrainer "ein tolles Gespräch". Allerdings fand der Major das Konzept des SKN weniger toll als jenes, das ihm später der SVM mit Neo-Trainer Baumgartner vorstellte. 

Der nunmehrige Ried-Trainer Lassaad Chabbi wiederum war neben Fallmann ein erklärter Wunschtrainer von SKN-Sportdirektor Frenkie Schinkels. Doch der SKN wollte an Austria Lustenau keine Ablöse zahlen.

Just diese Herren stellen sich nun Fallmann - der mit 25 Punkten aus 20 Spielen insgesamt keine schlechte Bilanz vorzuweisen hat - und seinen Wölfen im Kampf um den Klassenerhalt in den Weg.

Meilen weg von Steyr

Der letzte Aufsteiger, den es in der Österreichischen Bundesliga gleich wieder erwischt hat, war 1998/1999 Vorwärts Steyr mit Spielern wie Goran Djuricin, Sasha Metlitskij oder Daniel Madlener. Die Oberösterreicher hatten Liquiditätsprobleme, waren mit den Gehältern oft weit im Rückstand. Zwei Jahre später wurde ihnen die Lizenz entzogen und es folgte der Zwangsausgleich.

Davon kann beim finanziell kerngesunden SKN keine Rede sein. Möglicherweise droht nur eine "Strafrunde". Denn 2017/2018 steigen von zehn Zweitligisten zwei auf, selbst der Dritte kann sich noch über das Hintertürl Relegation - gegen den Letzten der letzten Zehnerliga - in die neue Zwölferliga reinschwindeln. Derzeit wäre das Wacker Innsbruck, weil ja mit dem zweitplatzierten Liefering auch noch ein "U-Boot" dort herumtaucht.

1.200 Euro für "Grille"

Sportlich wäre ein Abstieg eine Farce. Zumal auch noch die Juniors in der Regionalliga Ost schwer gefährdet sind und die besten Spieler der St. Pöltner Akademie schon seit längerer Zeit überall hingehen, nur nicht zum SKN. Die einstige Basis würde noch weiter zerbröseln. Eine engere Anbindung wird schon länger verhandelt. Altach beispielsweise kann sich dank einer jüngst geschlossenen Kooperation jedes Jahr zwei Spieler der AKA Vorarlberg für die Profis oder Amateure mehr oder weniger aussuchen.

Zur Veranschaulichung: 2013 legte der SKN als Erstligist U18-Akademiespieler Florian Grillitsch ernsthaft ein Angebot von 1.200 Euro brutto pro Monat vor. RB Salzburg (bzw. Liefering) soll damals schon ein Vielfaches geboten haben, gestochen hat dann Werder Bremen. Zuletzt ging den Wölfen U18-Teamspieler Christoph Baumgartner durch die Lappen, der sich für TSG Hoffenheim 1899 entschied.

Schulterschluss der Wölfe

Gegen Mattersburg hoffen die Niederösterreicher am Samstag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) auf eine möglichst volle NV Arena. Fans mit Wohnsitz in St. Pölten Stadt dürfen schon um 10 Euro rein, haben per Post entsprechende Gutscheine bekommen. "Die NV und Kabelsignal versuchen ihre Kunden und Mitarbeiter zu motivieren", sagt SKN-Generalmanager Andreas Blumauer, "alle unsere Partner tun ihr Möglichstes um die Leute ins Stadion zu bekommen.

SKN-Schriftführer Gunter Spitzhütl ruft auf Facebook auf: "Was ist los mit Euch liebe St.Pöltener Leidensgenossen? Nur jammern über das Pech, Unvermögen und die schlechten Leistungen ist eindeutig zu wenig. Jetzt braucht der SKN keine Jammerer, sondern nur noch echte Fans! Die Spieler brauchen Euch, Euer Vertrauen und Eure Anfeuerung." Die "Wolfbrigade 04" ist ohnehin stets höchst motiviert.

SKN-Urgestein Michael Ambichl bleibt Realist: "Das Stadion ist immer nur voll, wenn Rapid kommt. Und da sind immer weit mehr Rapidler da, als Fans von uns."

Game, Set, Match - Drazan/Schinkels

Linksverteidiger Adi Mehremić ist gegen Mattersburg gelbgesperrt, Marcel Holzmann verletzt. Kevin Luckassen musste wegen Magenproblemen ein paar Trainings auslassen. Christopher Drazan ist gut drauf, tankte auch beim Tennis Selbstvertrauen. An der Seite von Organisator und Losfee Schinkels gewann er das SKN-Doppelturnier beim benachbarten UETV 1872 St. Pölten.

Mehr dazu:
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>> Persilschein für Schinkels beim SKN

Thomas Schöpf

 

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