12.06.2017 15:17 Uhr

Austria reklamiert Rekordmeistertitel

Das Sommerloch bietet Platz für ein Wiener Derby der Statistiker. Die Austria machte am Montag via Klubhomepage dem Stadtrivalen Rapid den Anspruch auf den Titel "Österreichischer Rekordmeister" streitig und gibt einer bereits länger andauernden Debatte neuen Zündstoff.

Zum 58. Mal unter den Top-Drei. 2017 wurde der Vizemeistertitel bereits zum 19 Mal eingefahren, vermelden die Austrianer stolz ihre historische Gesamtbilanz. Mit einem Rückblick auf die Leistungen seit Einführung einer gesamtösterreichischen Meisterschaft 1949/1950 untermauern die Veilchen dann jedoch ihre eigenen Ansprüche: "Mit 21 österreichischen Meistertiteln ist der FK Austria Wien österreichischer Rekordmeister". Rapid folgt nach dieser Rechnung mit 16, dritterfolgreichster Verein ist Salzburg mit elf Titeln, davon acht als umgefärbte Rote Bullen.

Unter Austria-Anhängern ist der Begriff "Rekordmeisterlüge" schon länger geläufig. Rapid-Fans lachen darüber. Ein beidseitig anerkanntes Geschichtsbild ist nicht in Sicht. Die Bundesliga umschifft das heikle Thema gekonnt, spricht führt Statistken seit Einführung der Bundesliga 1974/75.

Erst nach dem Krieg ist ganz Österreich beteiligt

Der SK Rapid rechnet bei seinen 32. Meistertiteln freilich seit der ersten ausgetragenen Meisterschaft 1911/1912, die wie alle anderen vor dem Anschluss an Nazi-Deutschland ausschließlich von Wiener Klubs bestritten wurde. Selbst mit Einführung des Profitums 1924/1925 blieb das fußballerische Geschehen auf die Bundeshauptstadt beschränkt. Erst mit der Eingliederung als Gauliga in die DFB-Strukturen traten erstmals auch Klubs aus Graz, Steyr und Wiener Neustadt den sportlichen Vergleich zu den Wienern an.

Pikanterweise werden die Rapid-Erfolge der Jahre 1938, 1940, 1941 als "österreichisch" gewertet, während gleichzeitig im Pokal gegen den FSV Frankfurt (1938) und im Endspiel um die Meisterschaft gegen Schalke 04 (1941) auch "deutsche" Titel errungen wurden.

Nach Kriegsende und der Wiederherstellung Österreichs dauerte es allerdings bis Sommer 1949 bis die Einführung einer Österreich-weiten Meisterschaft in Form der Staatsliga vom ÖFB beschlossen wurde. Rapid war zweifellos die Übermannschaft der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Austria (vormals Wiener Amateur Sportverein) stand freilich stets im sportlichen Wettkampf mit den Grün-Weißen, lief diesen in der zweiten Jahrhunderthälfte aber den Rang als fleißigster Titelsammler ab.

Die Klubs aus der "Provinz" brauchten länger, um den Startvorteil  der Wiener aufzuholen. Erst 1965 gab es mit dem Linzer ASK den ersten Nicht-Wiener Meister. In den 1970er wanderten erstmals mehr Meisterschaften in die Bundesländer (Innsbruck, VÖEST Linz) als in die Hauptstadt. Seit Mitte der 1990er sind Liga-Triumphe der Wiener überhaupt mehr Ausnahme als Regel. 

Während die Wiener über die Auslegung der Zahlen vergangener Zeiten streiten, schreiben die "Provinzler" im neuen Jahrtausend an ihrer eigenen Erfolgsgeschichte. 

Mehr dazu:
>> Alle Meister seit 1911 

sk

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