05.07.2017 12:55 Uhr

Celtic-Fans in Belfast nicht erwünscht

Nur allzu gerne betonen die Celtic-Fans die irischen Wurzeln ihres Vereins
Nur allzu gerne betonen die Celtic-Fans die irischen Wurzeln ihres Vereins

Linfield gegen Celtic. Das ist wahre Brutalität! Als die protestantisch geprägten "Blues" das letzte Mal in einem Pflichtspiel auf den katholisch geprägten Lokalrivalen Belfast Celtic trafen, endete das mit einer Massenkeilerei. Zu Saisonende trat der 14-fache Meister dann für immer aus dem Verband aus. Nun kommt Schottlands katholisch angehauchter Meister mit irischen Wurzeln, Celtic FC, nach Belfast. Offiziell ohne Fans!

Das Daumendrücken der nordirischen und schottischen Polizei für SP La Fiorita hat nichts genützt. Linfield FC setzte sich am Dienstag in der ersten Qualifikationsrunde der Champions League gegen die San Marinesen durch. Der "Supergau" ist perfekt - die "Blues" treffen nun auf den Celtic FC.

Linfield und Celtic sind wie Maus und Katz. Der Verein aus Belfast ist seit seiner Gründung von Arbeitern einer Wollspinnerei 1886 protestantisch geprägt und betonte immer wieder gern die Unabhängigkeit von Irland.

Celtic wurde hingegen 1887 vom irisch-katholischen Mönch "Bruder Walfrid" ins Leben gerufen. Zahlreiche Fans beider Lager glorifizieren gerne ihre "Herkunft" und verhöhnen, nicht nur gesanglich, andere "Glaubensbekenntnisse". Für Konfliktpotenzial ist beim sportlichen Kräftemessen des nordirischen Meisters mit dem schottischen jedenfalls reichlich gesorgt.

Nicht am Tag der Schlacht am Boyne

Der "Worst Case" konnte dank Grünem Licht der UEFA vermieden werden, noch ehe die Paarung überhaupt fix war. Linfield und Celtic einigten sich schon vorher auf eine Verlegung des Hinspiels in Belfast auf Freitag, den 14. Juli. Am 12. Juli ist "Orangemen’s Day", ein gesetzlicher Feiertag in Nordirland, der an die Schlacht am Boyne im Jahr 1690 erinnern soll, als symbolischen Triumph der Protestanten über die Katoliken. In Belfast geht's da immer mächtig ab.

Überdies einigten sich Linfield und Celtic, dass die Schotten keine Fanreise organisieren. "Es werden keine Tickets für Auswärts-Fans aufgelegt", stellt Lienfield in einem offiziellen Statement als "Topnews" auf der Homepage klar und betont, dass "beide Vereine stolz auf ihre Traditionen sein können". Im Celtic Park wird es im Rückspiel schon einen Auswärtssektor geben. 

Belfast Celtic haben sie schon ausgelöscht

Obwohl es Nordirlands Rekordmeister schon zu einigen Europacup-Auftritten gebracht hat, hat sich Linfield noch nie mit einem schottischen Gegner gemessen - mit irischen sehr wohl! In der Qualifikation für den Meistercup der Saison 1979/80 kam es im Hinspiel in Dundalk zu schweren Ausschreitungen der Linfield-Fans, weshalb das Rückspiel im holländischen Haarlem ausgetragen werden musste, wo Dundalk FC mit einem 2:0-Sieg den Aufstieg fixierte.
>> Bilanz Linfield FC - Dundalk FC

Den Untergang des katholischen Vereins Belfast Celtic haben die "Linfield-Fans" am "Boxing Day" 1948 im "Celtic Park" von Belfast mit einer Massenschlägerei in die Wege geleitet. Der Lokalrivale war regierender Meister, hatte von 1900 bis 1948 stolze 14 Meisterschaften geholt, dazu acht Cupsiege, und entschied sich aufgrund der Woge des Hasses zu Saisonende für immer aus dem Verband auszutreten.

Dem 20-jährigen Stürmer Jimmy Jones - von Liverpool beobachtet - brachen die Anhänger auf dem Spielfeld ein Bein, nachdem er seinem Gegenspieler Bob Bryson eines gebrochen hatte. Jones musste fast zwei Jahre pausieren. Die nordirische Legende brachte es danach aber noch auf 646 Pflichtspieltore (517 davon für Glenavon). Cristiano Ronaldo und Lionel Messi hätten da - wiewohl sie in besseren Ligen stürmen - sogar noch etwas Aufholbedarf.

Im Gespräch mit dem "Guardian" betont Linfield-Boss Roy McGivern die "gute Kooperation mit Celtic und der nordirischen Polizei" und hält fest, dass gerade der Fußball in den letzten 30 Jahren mitgeholfen hat, Normalität in das vom Bürgerkrieg gezeichnete Land zu bringen und findet sogar eine sportliche Parallele.

1967, als Celtic den Gewinn des Meistercups (mit Spielern ausschließlich aus dem Großraum Glasgow) feierte, war auch das international erfolgreichste Jahr Linfields. "Wir waren damals im Viertelfinale, haben dort gegen CSKA Sofia verloren, die dann gegen Inter, die dann von Celtic im Finale besiegt wurden. So gesehen hätten wir damals auch schon gegen Celtic spielen können."
>> Spielplan Meistercup 1966/67

Linfield könnte sich nur einen Celtic-Spieler leisten     

Sportlich sollte Linfield gegen Celtic wenig zu bestellen haben. Das Saison-Budget der Nordiren beträgt 700.000 Pfund. Bei den Schotten verdienten vergangene Saison die Spieler des Profikaders durchschnittlich 730.000 Pfund. "Wir können nur versuchen, uns im Heimspiel eine gute Ausgangsposition zu verschaffen, denn im Celtic Park hat im letzten Jahr auch keine schottische Mannschaft gewinnen können", weiß Linfield-Trainer David Healy.

Healy ist in Nordirland eine ganz große Nummer. 2006/2007 schoss in er in der EM-Qualifikation 13 von 17 Toren seines Teams. 2010 bis 2012 stürmte er für die Rangers. Die bewiesen in der Qualifikation der Europa League gerade gegen Progrès Niedercorn aus Luxemburg eindrucksvoll, dass der sprichwörtliche Goliath gegen den David immer wieder mal ausscheiden kann.
>> Lewandowski stellt Quali-Torrekord ein

Die Bhoys sind aber auch gebrannte Kinder. Letztes Jahr unterlagen sie in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League im ersten Pflichtspiel unter Manager Brendan Rodgers in Gibraltar gegen die Lincoln Red Imps 0:1, drehten das Ding aber noch im Rückspiel im Celtic Park.
>> Rangers blamieren sich in Luxemburg
>> Polizist aus Gibraltar demütigt Celtic
>> Celtic vermeidet die totale Blamage

Mehr dazu:
>> Übersicht Champions-League-Quali, 2. Runde

Thomas Schöpf

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