10.08.2017 11:13 Uhr

Feierabend-Kicker vor dem Spiel des Jahres

Helmut Dietterle und sein Team treffen im DFB-Pokal auf RB Leipzig
Helmut Dietterle und sein Team treffen im DFB-Pokal auf RB Leipzig

Am Sonntag empfängt Sechstligist Sportfreunde Dorfmerkingen im DFB-Pokal Vizemeister RB Leipzig. Obwohl die Lage aussichtslos scheint, träumt die ganze Region vom großen Coup.

Torwart Christian Zech beendete seine Flitterwochen rechtzeitig, einige seiner Mitspieler verschoben ihren Urlaub: Wenn am Sonntag Vizemeister RB Leipzig im DFB-Pokal beim Sechstligisten Sportfreude Dorfmerkingen gastiert, will sich das Spektakel niemand entgehen lassen. "Die bringen unheimliche Opfer, es ist erstaunlich, was sie leisten", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi und Sportfreunde-Trainer, Helmut Dietterle, über seine Feierabend-Kicker.

Sechsmal in der Woche kommen die Amateure, die in ihren Hauptberufen Studenten, Lehrer oder Informatiker sind, in dem 1000-Einwohner-Dorf zusammen, um sich auf das Highlight ihrer Karriere vorzubereiten. Das sind nicht weniger Trainingstage als bei den Sachsen, aber eben immer nach der Arbeit. Trainiert wird mit den original Bundesliga-Bällen - ein Geschenk von Leipzig.

"Wir wissen, dass wir eigentlich keine Chance haben"

Davon wird es im Spiel wohl keine geben. Der Underdog, der sich noch als Siebtligist mit einem 3:1-Sieg im Finale des Landespokals im Württembergischen Verband gegen die Stuttgarter Kickers für die erste Pokalrunde qualifizierte, ist sich seiner Außenseiterrolle bewusst. "Wir wissen, dass wir eigentlich keine Chance haben, aber die wollen wir nutzen", sagte Co-Trainer Christian Mennicken augenzwinkernd.

Aber nicht nur die Sportfreunde machen sich für die erste Runde des Pokals bereit, das ganze Dorf ist in Aufruhr. Zahlreiche Shuttle-Busse wurden organisiert, um die Fans in die Ausweich-Spielstätte im 20 Kilometer entfernten Aalen zu bringen. Einem provisorisch eingerichteten Fanshop - ein Kabuff am Rande des Trainingsplatzes - rennen die Dorfmerkinger die Türen ein. Jeder will sich ein eigens für das Saisonhighlight angefertigtes Trikot oder den Begegnungsschal sichern.

"Wünsche, dass wir alle zufrieden nach Hause gehen"

Ohnehin können sich die Sportfreunde in den vergangenen Wochen über fehlende Aufmerksamkeit nicht beklagen. Nicht nur im Vorfeld des Pokalspiels schlugen einige Kamerateams in der Ostalb auf. Nachdem die Dorfmerkinger nach der Pokal-Auslosung im Juni zugaben, dass ihnen ihr Pokal auf Mallorca entwendet worden war, brach ein "mediales Gewitter" über den kleinen Klub herein, wie der Medienkoordinator Martin Schill berichtete. Aber der Pokal kam zurück und seitdem wird die zehn Kilogramm schwere Trophäe nicht mehr aus den Augen gelassen.

Ein zweiter goldener Pokal wird aber wohl nicht dazukommen. Schon ein Coup gegen Leipzig würde einem Tipper das 67-fache seines Einsatzes bescheren. "Ich müsste sofort als Trainer aufhören, wenn ich nicht einen kleinen Funken Hoffnung hätte, aber der ist in diesem Fall sehr, sehr klein", sagte Dietterle schmunzelnd: "Ich wünsche mir einfach, dass nach dem Spiel alle zufrieden nach Hause gehen. Die Zuschauer, wir - Leipzig vielleicht nicht unbedingt."

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