23.08.2017 10:40 Uhr

Jordi Cruyff - Sterblich im Legenden-Schatten

Jordi Cruyff blickt auf einige Erfolge zurück
Jordi Cruyff blickt auf einige Erfolge zurück

Mit seinem Entschluss, Fußballer zu werden, hat sich Jordi Cruyff in jungen Jahren die fast absurde Bürde aufgehalst, Zeit seines Lebens mit einer der größten Ikonen dieses Sports verglichen zu werden. Dabei ist seine Vita für sich genommen unvergleichlich. Der heutige Trainer von Maccabi Tel Aviv hat zumindest ein weniger beständiges Leben geführt als sein 2016 verstorbener Vater Johan.

"Mein Vater ist eine Legende, ich bin ein Sterblicher", sagte Jordi Cruyff einmal. Doch gibt es wenige, die mit 43 Jahren im Fußball so viel gesehen haben wie er. Der Niederländer spielte für zwei der größten Clubs der Welt - den FC Barcelona und Manchester United. Er schlug die Zelte im Laufe seiner Karriere an verschiedenen Orten in England, Spanien, Malta, der Ukraine, Zypern und Israel auf. Er hat zwei Länder repräsentiert, und als Sportchef und Trainer auf Anhieb funktioniert.

"Ich mag fremde Länder", erklärte Cruyff rückblickend seine sprunghafte Laufbahn. 2006, zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Karriereende, entschloss sich die gelernte Offensivkraft zum Comeback bei Metalurg Donezk, allerdings als Innenverteidiger. Seine letzte Station war 2009/10 der FC Valletta, wo er als Spielertrainer fungierte. 2010 nahm er den Sportdirektor-Posten bei AEK Larnaka an, zwei Jahre später bekleidete er schon eine ähnliche Funktion bei Maccabi Tel Aviv.

Trotz kaum vorhandener Erfahrung stellten sich Erfolge rasch ein. In Cruyffs Amtszeit beendete Maccabi mit dem Gewinn der Meisterschaft 2013 eine zehnjährige Flaute, in den folgenden beiden Jahren wurden zwei weitere Titel eingesackt. Doppelter Meistermacher war ein gewisser Oscar Garcia, ein Jugendfreund und ehemaliger Barca-Kollege. Nachdem sich Cruyff im Jänner 2017 selbst als Coach installiert hatte, gewann Maccabi acht der letzten neun Spiele.

Legendäres UEFA-Cup-Finale gegen Liverpool

Seine nomadische Ader scheint schon in früher Kindheit grundgelegt. Jordi kam auf Wunsch seines Vaters in Amsterdam zur Welt, obwohl Johan Cruyff im Februar 1974 schon beim FC Barcelona spielte. Die Familie lebte erst in Katalonien, nach einem gescheiterten Kidnapping-Versuch dann in Washington und Los Angeles, wo Cruyff als eines der Zugpferde der North American Soccer League (NASL) kickte, sowie anschließend in Amsterdam. Bei der Rückkehr nach Barcelona 1988 kam Jordi in die berühmte Barca-Akademie.

Im September 1994 gab er sein Debüt für die erste Mannschaft, die sein Vater nun trainierte. Nach der Europameisterschaft 1996 für die Niederlande wechselte er nach Manchester, wo er wegen wiederkehrender Knieprobleme in vier Jahren aber nur sporadisch zum Einsatz kam. "Ich hatte im Mittelfeld Beckham, Scholes und Giggs vor mir", sollte er später einen weiteren Grund nennen. Den Champions-League-Triumph 1999 in Barcelona verpasste Cruyff, weil er zu Celta Vigo verliehen war.

Nach der Jahrtausendwende kehrte er fix nach Spanien zurück. Drei Jahre verbrachte er bei CD Alaves, mit dem baskischen Club unterlag er 2001 in einem legendären UEFA-Cup-Finale dem FC Liverpool (4:5). Sein Ausgleich in der 89. Minute schickte das Spiel in die Verlängerung. Nach einem Jahr bei Espanyol Barcelona hängte Cruyff, der nach dem katalonischen Schutzheiligen benannt ist, seine Schuhe 2004 vorübergehend an den Nagel. Bis zuletzt war er in inoffiziellen Freundschaftsspielen für die Katalonien-Auswahl auf dem Platz gestanden.

Gerüchte über eine Rückkehr nach Barcelona kommen immer wieder auf. Bei Barca hätte er schon diverse Führungsrollen bekleiden sollen, davon wussten bisher aber nur Journalisten zu berichten. "Eine sehr spezielle Stadt für mich", bekannte Cruyff zuletzt nach dem Terroranschlag in der vergangenen Woche auf Twitter.

Vorerst konzentriert er sich voll auf seine Aufgabe in Tel Aviv, wo er sich im Sommer selbst zur Dauerlösung an der Seitenlinie machte. "Ich gehe in mein sechstes Jahr bei dem Club und ich bin mir der Erwartungen der Eigentümer und der Fans sehr bewusst. Ich bin mehr entschlossen als je zuvor, die Erwartungen zu erfüllen", sagte Cruyff. Am Donnerstagabend soll gegen den SCR Altach der Einzug in die Gruppenphase der Europa League fixiert werden.

Mehr dazu:
>> Altach steht vor dem Spiel des Jahres
>> McClaren übernimmt Posten bei Altach-Gegner Maccabi Tel-Aviv

apa

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten