01.10.2017 13:00 Uhr

Fehlt dem SKN ein starker "Lonely Boy"?

Als nächstes ist Gottfried Tröstls SKN zu Gast bei Rapid
Als nächstes ist Gottfried Tröstls SKN zu Gast bei Rapid

Trotz einer Armee an Entscheidungsträgern verbucht der SKN erst zwei Punkte. In der selben Lage war auch "Lonely Boy" Johann K., der dann die Admira "irgendwo, irgendwie" rettete und ein Nichtabstiegskonzert zum Besten gab. Frenkie Schinkels wird mit seinen Hadern wie "Legendär" oder "Oben ohne in Bibione" dafür wohl nicht (mehr) zu buchen sein.

"Ab sofort gilt es die Kräfte für die neue Saison zu bündeln, im Verein Anpassungen vorzunehmen (da geht noch mehr!), frische und professionelle Akteure an den richtigen Stellen zu positionieren um in Zukunft nicht nochmals eine derart kritische Situation mit so viel Nervenflattern erleben zu müssen", postete SKN-Präsident Gottfried Tröstl nach dem Klassenerhalt Ende Mai auf Facebook.

Einen Sportdirektor-Rauswurf (Frenkie Schinkels), eine Trainer-Trennung (Jochen Fallmann), 22 Spieler-Transfers und eine Vertragsauflösung (Kevin Luckassen), sowie den Neu-Anstellungen von Sportdirektor Markus Schupp, Trainer Oliver Lederer, Co-Trainer Markus Schopp und dem Athletik-Trainer-Tausch (Christian Balga für Christoph Reisinger) - also 30 personelle "Anpassungen" später - sah Tröstl am Samstag, frisch aus dem Urlaub zurück*, gegen Sturm die wohl schwärzesten 30 Minuten der Vereinsgeschichte.

In der ersten halben Stunde kam der zuletzt eindeutig im Aufwind befindliche SKN zu keiner Torszene, lag nach einem Eigentor von David Steć und einem Treffer von Deni Alar 0:2 hinten und hatte nach 25 Minuten eine Zweikampfquote von 12:88 Prozent!

Und die Wölfe waren obendrein noch gut bedient, schließlich vergaben Philipp Huspek, Charalampos Lykogiannis und Alar in der Zeit weitere gute Chancen. Obendrein hätte der diesmal enttäuschende Babacar Diallo gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen, nachdem er Huspek in der siebenten Minute knapp vor dem Strafraum einschussbereit zu Fall gebracht hatte.

Schupp ernüchtert

Nach zehn Spieltagen steht das von einem Trainer, zwei Co-Trainern (Marcel Ketelaer durfte bleiben), einem Tormanntrainer (Walter Knaller), zwei Ärzten, zwei Sporttherapeuten, einem Masseur, einem Psychologen (auf Abruf), einem Teamleiter - nebst Generalmanager (Andreas Blumauer), Vorstand, Sportbeirat und 15 strategischen Partnern - betreute 30-köpfige Wolfsrudel mit zwei Punkten da.

"Mit Bundesliga hat das nichts zu tun, was erste Hälfte gespielt wurde", analysierte Bundesliga-Rekordspieler Heribert Weber auf "Sky". "Das war eine ernüchternde Vorstellung", gab auch der sichtlich niedergeschlagene Schupp im Presseraum der NV Arena zu. Man sei nicht richtig zwischen die Linien der "sehr intelligenten" Sturm-Spieler gekommen. Trainer Franco Foda ließ in St. Pölten mit einem 3-3-3-1-System operieren und im Mittelfeld oftmals eine Raute aufziehen, die den Wölfen gar nicht schmeckte.

Nur Vorwärts war noch schlechter

Schlechter war in 25 Zehnerliga-Saisonen nur 1995 Vorwärts Steyr.  Die Oberösterreicher hatten nach zehn Runden keinen Punkt und landeten am Ende nicht einmal einen Sieg. Dabei war ihr Kader kein schlechter, immerhin hatten Manfred Linzmaier, Daniel Madlener, Christoph Westerthaler und Co. im Juli noch Eintracht Frankfurt (mit Markus Schupp!, Andi Köpke und Jay-Jay Okocha) noch aus dem UEFA Intertoto Cup gekegelt. 

Aber danach ging den Oberösterreichern bald das Geld aus, was sich in den Leistungen der (Nicht-) Empfänger niederschlug. Am besten "ausgestiegen" sind noch Westerthaler, der später sogar bei Eintracht landete und ein 18-jähriges Tormanntalent, das im Frühjahr 1996 zumindest seine ersten Sporen als Profi verdienen durfte und sich rasch ins Rampenlicht spielte: Alexander Manninger.

"Lonely Boy" Krankl schaffte die Wende

Ebenfalls nur zwei Zähler wie der SKN jetzt verbuchte 2000/2001 VfB Admira Wacker Mödling unter Trainer Hans Krankl. Der Goleador schaffte am Ende den Klassernerhalt mit dem 35-jährigen Spielmacher Peter Stöger (mit fünf Treffern bester Schütze), Thomas Hickersberger ("Mein Brasilianer", so Krankl damals) und den "echten" Legionären wie Abräumer Rashid Rakhimov, Dejan Marković oder Kliton Bozgo. Der "Lonely Boy" Johann K. gab dann sogar ein Nichtabstiegs-Konzert in der Südstadt zum Besten.

Wiedersehen mit Daxbacher?

Dank der Einführung der Zwölferliga 2018/2019 bliebe dem SKN im Falle des letzten Platzes noch das Hintertürl Relegation gegen den Dritten der Ersten Liga. Dort liegt aktuell das von Ex-SKN-Trainer Karl Daxbacher betreute Wacker Innsbruck. Für Tröstl wäre das eine ganz bittere Ironie des Schicksals. Gerade er hatte sich bis zum Schluss (vergeblich) für den Verbleib Daxbachers in St. Pölten stark gemacht.

* Update: Tröstl kam aus dem Krankenstand zurück, hatte sich im Urlaub in einer Höhle in Death Valley eine Lungenentzündung zugezogen.

Mehr dazu:
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Thomas Schöpf

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