07.10.2017 10:44 Uhr

Ruttensteiner muss beim ÖFB abdanken

Willi Ruttensteiner (l.) und ÖFB-Präsident Leo Windtner
Willi Ruttensteiner (l.) und ÖFB-Präsident Leo Windtner

Der neue Sportdirektor des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) heißt Peter Schöttel. Der bisherige U19-Teamchef löst in dieser Funktion ab Dienstag Willi Ruttensteiner ab. Das gab ÖFB-Präsident Leo Windtner am Samstag nach einer Präsidiumssitzung in Wien bekannt. Schöttel werde demnach auch mit der Suche nach einem neuen Teamchef beauftragt.

Auf Basis der Vorschläge des Ex-Internationalen will der ÖFB laut Windtner versuchen, bis 30. Oktober einen Nachfolger für Marcel Koller zu bestellen. Der neue Cheftrainer könnte dann bereits bei einem geplanten Lehrgang samt Testspiel am 14. November debütieren.

Sportdirektor nicht mehr über dem Teamchef

Hierarchisch ist der Sportdirektor dem Teamchef künftig nicht mehr übergeordnet. "Er wird daneben stehen", erklärte Windtner, der auch dem scheidenden Ruttensteiner seinen Dank aussprach. Der Oberösterreicher war seit 2001 als ÖFB-Sportdirektor tätig. In einer Zweier-Abstimmung im ÖFB-Präsidium zog Ruttensteiner nach einem Hearing am Samstagvormittag aber den Kürzeren.

In Österreichs bisher letztem Nationalteam, das es zu einer WM-Endrunde geschafft hat, gab er den rechten Manndecker. Nun soll Peter Schöttel also dem heimischen Fußball als ÖFB-Sportdirektor wichtige Impulse geben. Der 50-jährige Wiener gilt als überlegter, eher zurückhaltender Mensch und soll dazu beitragen, dass in den zuletzt von Turbulenzen geplagten Verband eine neue Sachlichkeit zurückkehrt.

Erfolge hat Schöttel bisher nicht nur als Spieler, sondern auch als Funktionär vorzuweisen. In seine Sportdirektor-Ära bei Rapid etwa (2003-2006) fallen der Meistertitel 2005 und die bisher letzte Champions-League-Teilnahme. Bei den Hütteldorfern geht Schöttel ohnehin als Clublegende durch - auch wenn ihm Steffen Hofmann in diesem Jahr den Vereinsrekord an Pflichtspieleinsätzen (Schöttel brachte es auf 527) entrissen hat.

Grün-Weißes Idol

Mit den Grün-Weißen war Schöttel als Spieler dreimal Meister und zweimal Cupsieger. Dazu erreichte er 1996 das Finale im Europacup der Cupsieger. Danach wurde der Verteidiger zum Kapitän und auch in das Rapid-Team des Jahrhunderts gewählt. Seine Ära als Rapid-Trainer (2011-2013) endete nach einer sportlichen Talfahrt im Frühjahr 2013 mit dem Aus im Cup-Viertelfinale gegen den Regionalligisten FC Pasching dagegen unrühmlich.

Schöttel war 2011 nach eineinhalb Jahren als Trainer und Sportdirektor beim SC Wiener Neustadt nach Hütteldorf zurückgekehrt. Sein Langzeit-Vertrag mit Rapid wurde erst im Mai 2014 - über ein Jahr nach seiner Beurlaubung - aufgelöst. Im Sommer 2015 übernahm Schöttel den SV Grödig, stieg mit den Salzburgern aber aus der Bundesliga ab.

Für den ÖFB ist Schöttel bereits seit Juni diesen Jahres tätig. Als U19-Teamchef war der Ex-Internationale, der für Österreich an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen hat (1990 und 1998), seinem als Sportdirektor zum neuseeländischen Verband abgewanderten früheren Rapid-Kollegen Andreas Heraf nachgefolgt. Dazu übernahm Schöttel auch die sportliche Leitung der Landesverbands-Ausbildungszentren (LAZ) für die Ostregion.

Schöttel übernimmt beim ÖFB

Seit seiner am Samstag erfolgten Beförderung zum Sportdirektor steht Schöttel wieder in der ersten Reihe. Am Montag hat er mit Österreichs U19 in Leogang noch ein EM-Qualifikationsspiel gegen Israel zu absolvieren, danach gilt es als erste Aufgabe einen neuen Teamchef für die A-Nationalmannschaft zu finden. Schöttel soll der dafür eingesetzten "Task Force" zeitnah eine Liste mit möglichen Kandidaten präsentieren.

Mit einem fertigen Konzept für seine neue Tätigkeit war Schöttel am Samstagvormittag aus Zeitgründen noch nicht beim Hearing durch das ÖFB-Präsidium erschienen - im Gegensatz zu seinem Konkurrenten und Vorgänger Willi Ruttensteiner, der wie verlangt die Abwärtsentwicklung der vergangenen Monate analysierte. Am Ende musste der Oberösterreicher nach 18 Jahren beim ÖFB dennoch gehen.

Ruttensteiner hatte im Herbst 1999 als Sportkoordinator und U21-Teamchef beim ÖFB angeheuert, 2001 wurde er auch zum Sportdirektor bestellt. Mit seiner analytischen Vorgehensweise samt in dieser Zeit sehr modernen Powerpoint-Präsentationen machte Ruttensteiner von sich reden. Er zeichnete danach für mehrere entscheidende Projekte hauptverantwortlich, darunter für den in der Nachwuchsausbildung eingeschlagenen "Österreichischen Weg".

Zweimal fungierte Ruttensteiner auch als Interims-Teamchef - nach dem Aus von Hans Krankl 2005 und jenem von Dietmar Constantini 2011. Nach seinem zweiten Intermezzo im Herbst 2011 war er maßgeblich an der Installierung von Marcel Koller als Teamchef und dem folgenden Aufschwung beteiligt. 16 Monate nach der verpatzten EM 2016 in Frankreich sind beide demnächst Geschichte - Koller und Ruttensteiner.

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>> Windtner nimmt Kritik am ÖFB gelassen hin

apa

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