20.10.2017 11:26 Uhr

Schäfers Glück im Iran: "Ich bin so froh"

Winfried Schäfer ist ein waschechter Weltenbummler
Winfried Schäfer ist ein waschechter Weltenbummler

Ein Gesprächstermin per Telefon? Schwierig. Training, Videoanalyse, Gespräch mit dem Präsidium... "Führen wir das Interview doch sofort", sagt Winfried Schäfer, seit knapp zwei Wochen im Iran. "Ich steh eh' im Stau." Ewiger Stau, das ist die zweite Erfahrung des Weltenbummlers. Die erste: unendliche Freundlichkeit. Nicht, wie auf Jamaika, freundlich, aber vertröstend, sondern: "Die lesen Dir hier jeden Wunsch von den Augen ab."

Also, wie ist es, das Bayern München des Irans, Esteghlal Teheran, zu trainieren? Schäfer: "Auch der FC Bayern hat in seiner Geschichte Auf und Abs kennengelernt. Im Moment stehen wir ziemlich weit unten drin, und meine Aufgabe ist es, die Jungs wieder nach oben zu führen. Immerhin hat Esteghlal schon zweimal die asiatsche Champions League gewonnen."

Am 27. Oktober steht das Derby gegen die Roten, gegen Persepolis, an. Bis dahin bleibt für die Blauen, für Schäfers Mannschaft, noch viel zu tun. Der 67-Jährige analysiert: "Im Bereich Taktik, Fitness, Spielaufbau gibt es noch viel Arbeit. Deshalb stehen nach dem eigentlichen Training auch noch viele Videoanalysen an. Das erste Spiel gegen Foolad FC endete 0:0.

Politik ist tabu

"Ich habe drei Nationalspieler im Kader, und da Iran für die Weltmeisterschaft qualifiziert ist, sind die natürlich besonders motiviert", betonte der Coach. Weitere Aufgaben: Die Spieler wieder zum Lachen zu bringen und mit 20 Tageszeitungen zurechtzukommen. Viel geredet wird natürlich auch. Nur nicht über Politik. Die ist tabu. Es geht schließlich um Sport.

Schäfer hat einst den Karlsruher SC, der im Augenblick in der vierten Liga dümpelt, in den UEFA-Cup geführt. Er hat Spieler wie Michael Sternkopf, Mehmet Scholl und Oliver Kahn herausgebracht. Das war auch ein Grund, weshalb das Auge der iranischen Bosse auf Schäfer fiel. Vermittelt haben den Job iranische Bekannte, die in Dubai leben.

"Ich bin so froh"

Aber warum hat Schäfer, gewiss ein Weltenbummler (achte Auslandsstation, Nationaltrainer von Kamerun, Thailand, Jamaika), diese Aufgabe überhaupt angenommen? "Zu Hause nur die Spülmaschine auszuräumen, das wäre nichts für mich. Ich bin so froh, wieder auf dem Fußballplatz zu stehen!"

Sein Vertrag läuft bis 2019, auch, weil er in einem zweiten Schritt die Nachwuchsförderung intensivieren soll. Wobei zum Saisonende eine Zwischenbilanz gezogen wird. "Es gibt viel Arbeit. Die Trainingsintensität muss gesteigert werden", sinnierte Schäfer.

Heimaturlaub hat Schäfer das nächste Mal erst zur Weihnachtszeit. Da freut er sich schon auf ein gutes Glas Rotwein.

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